IM
~ Nv
-i"
I l
r Ir L i
n i.
•« H
I I i |
5: R e i s e von Rio de Janei r o nach Cabo Frio
welcher unter dem Nahmen des Marikina {Simia Rosalia, LINN.) bekannt
ist, schofs Herr FREYREISS leider vergeblich. Dieses niedliche Thierchen
wird hier rother Sahui {Sahui vermelho) genannt; es lebt in den
dicksten Wäldern, und wird blos südlich in der Nähe von Rio de Janeiro
und Cabo Frio angetroffen; weiter nördlich haben wir es wenigstens
nie mehr gefunden. In diesen waldreichen Bergen sind die Papageyen
äufserst zahlreich; besonders einige Arten mit langem, keilförmigem
Schwänze, die man hier Maracaná nennt, wozu unter andern der
Psittacus Macax^uanna und Guianensis gehören; welche schwarmweise
in die benachbarten Mays-Pflanzungen fielen.
Inuá verlassend, traten wir in die Schatten eines Urwaldes von
hohen, wildverflochtenen Riesenstämmen, wo sich uns einige bis jetzt
noch nicht gesehene Gegenstände zeigten. Zuerst fanden wir auf der
Erde die grofse, über und über behaarte Buschspinne, Aranha Caranguexeira
LINN.), deren Bifs eine schmerzhafte Geschwulst
erregen soll. Sie lebt, wie Herr VON L A N G S D O R F schon gesagt,
mehrentheils in der Erde. Nebst diesem sonderbaren Thiere fand ich
hier eine Menge grofser, breiter Kröten, jedoch nicht in der Anzahl wie
in der Serra, die wir eben verlassen hatten; denn dort war die Erde,
wenn es Abend geworden, völlig bedeckt mit diesen häfslichen Thieren,
unter denen ich eine wahrscheinlich noch unbeschriebene Art {Bafo
bimaculatas), mit zwey grofsen dunkeln Feldern auf dem Rücken,
bemerkte. An den hohen weifsen Mimosa-Stämmen des Waldes hingen
ungeheuere lange Zöpfe des Bartmooses (Tillandsia) herab; im Glänze
der heitern Sonne blinkte oben auf dem Gipfel eines hohen dürren
Astes ein milchweifser Vogel {Procnias nudicollis), bekannt durch seine
weitschallende Stimme, die völlig lautet wie der Schlag eines Hammers
auf einen Ambos oder an eine hellklingende gesprungene Glocke. Dieser
Vogel, aus dem Genus, welchem I L L I G E R den Nahmen Procnias gegeben
R e i s e von Rio de Janeiro nach Cabo Fri 55
hat, wird an der ganzen Ostkäste Araponga genannt: er hat in der
Farbe die gröfste Aehnlichkeit mitLiNNÉ's Ampelis carunculata^ dennoch
aber ist es ein anderer Vogel ; seine nackte grüne Kehle, und der
Mangel des Fleischzapfens auf der Stirn unterscheiden ihn hinlänglich.
Der schattenreiche Wald, in welchem wir jetzt hinwanderten, war
äufserst angenehm; Schaaren von Papageyen zogen laut schreyend hin
und her, und unter ihnen liefs sich besonders häufig der niedlichePérzkit^
mit keilförmigem Schwänze, sehen, der hier den Nahmen Tiriba
trägt. Ich schofs ein Eichhörnchen {Sciurus oestuans, LINN.) von der
einzigen Art, welche ich auf der ganzen Reise angétroffen habe; sie
unterscheidet sich durch ein bräunlich grau und gelblich melirtes Haar.
Züge von Lastthieren giengen bey uns vorüber; die Führer waren über
das Schiefsen, welches zu beyden Seiten des Weges rund umher von
unsern in allen Richtungen vertheilten Jägern gehört wurde, nicht wenig
verwundert.
Nachdem wir Pflanzungen, abgebrannte Waldungen, Sümpfe und
Wiesen, von hohen höchst mahlerisch mit Wald bedeckten Felsgebürgen
umschlossen, durchwandert hatten, kamen wir auf grofse Wiesen
mit Sumpf-und Rohrstellen, wo die schneeweifsen Reiher, der amerikanische
Kibiz {Vanellas Cayennensis^, Jassana's {Parra Jacana, LINN.),
hier Piasocca genannt, und Regenpfeifer in Menge umher liefen. Rindvieh
weidete in diesen Triften, und dazwischen spazierte der violetglänzende
Pirol {Oriolus violaceus) häufig umher. Unsere Keit-Maulthiere
waren jetzt schon so gewöhnt, dafs es mir möglich war, zu schiefsen,
ohne abzusteigen. Ich erlegte mehrere Pirole mit einem Schusse. Eben
so häufig als diese glänzenden Pirole fanden wir die Madenfresser {Crotophaga
Ani^ LINN.) auf den Zäunen der Fazendds und auf den Triften
sitzen, gerade so, wie bey uns die Staare an manchen Orten; si<e waren
dabey so wenig scheu, dafs man nahe zu ihnen hinreiten konnte.