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 i 4 6  A u f e n t h a l t  zu  Vi l l a  de  S.  Salvador  
 Schweinchens  leer  aus,  und  zogen  daher  murrend  in  ihre Wälder  zurück.  
 Kaum  waren  sie  fort,  so  kam  von  5.  Fidelis  ein  Sack  mit Mehl  für  sie  
 an,  den  wir  ihnen  nun  nachschickten.  
 Rohe  Gefühllosigkeit  ist,  wie  dieses  und  mehrere  andere  Beyspiele  
 mir  zeigten,  ein  Hauptzug  im  Charakter  der  Wilden.  Ihre  Lebensart  
 bringt  dies  nothwendig  mit  sich,  denn  sie  ist  dieselbe,  welche  auch  den  
 Löwen  imd Tiger blutdürstig  macht.  Nächst  diesem  Zuge  sollen  Rachsucht  
 und  etwas  Eifersucht,  so  wie  ein  unbezwinglicher  Hang  nach  Freyheit  
 und  zu  einem  unstäten,  ungebundenen  Leben,  den  Gemüthszustand  dieses  
 Volkes  bestimmen.  Sie  haben  gewöhnlich  mehrere  Weiber,  manche  
 sogar  vier  bis  fünf,  wenn  sie  sie  ernähren  können.  Im  allgemeinen  behandeln  
 sie  dieselben  nicht  übel,  allein  der Mann  betrachtet  die  Frau  als  
 sein Eigenthum,  sie  mufs  thun  was  er  will;  sie  wird  daher  gleich  Lastthieren  
 bepackt,  während  er,  blos  die Waffen in der Hand,  neben her  geht.  
 Die Sprache  der  Paris  ist  verschieden  von  den  Sprachen  der  meisten  
 andern  Stämme,  allein  sie  ist  mit  der  der  Coroados  und  Coropos  verwandt. 
   Einige  Schriftsteller,  unter  andern  A Z A R A ,  haben  diesen  amerikanischen  
 Völkerschaften  alle  religiöse  Ideen  absprechen  wollen;  doch  
 scheint  diese  Behauptung  um  so weniger  hinlänglich  begründet,  da  dieser  
 Schriftsteller  selbst Meinungen  von  einigen  seiner Indier aus Para^Maj-mittheilt, 
   die  ohne Zweifel  ihren Grund  in  einer noch  unausgebildeten Religion  
 haben.  Der  Uebersetzer  seiner  Reisebeschreibung,  Herr  WALCKENAER,  
 macht  an  verschiedenen  Stellen  dieselbe  richtige  Bemerkung  (-);  ich  
 selbst  habe  bey  allen  von  mir  besuchten  Stämmen  der  Tapuyas^  sprechende  
 Beweise  eines  bey  ihnen  vorhandenen  religiösen  Glaubens  gefunden, 
   daher  ist  es  für  mich  feste  und  unumstöfsliche Wahrheit,  dafs  kein  
 Journal  Ton  Brasilien  sagt:  dafs  nehmlicli  die  Wilden  das  Fleisch  der  Thiere  nie  afsen,  
 •w-elche  sie  selbst  gctödtet  hatten.  
 (*)  AZAHA  Yoyages  ctc.  Vol.  It.  p.  34  in  der  Note.  
 A u f e n t h a l t  zu  Villa  de  S.  Salvador  4 ?  
 einziges Volk  unserer  Erde  ohne  einige  religiöse  Ideen  sey  Die  wilden  
 Brasilianer  glauben  verschiedene  mächtige  Wesen,  von  denen  sie  
 unter  dem Nahmen  Tapa  oder  Tapan  das mächtigste  im Donner  erkennen.  
 In  der  Benennung  dieses  überirdischen  Geistes  stimmen  viele  Stämme  ,  
 und  selbst  einige  der  Tapuyas  mit  den  Tbpi-Stämmen  oder  den  Indiern  
 der  Lingoa  gercd  überein.  Die  Paris  belegen  ihn  mit  dem  Nahmen  
 Tapan^  welchen  A Z A R A  auch  aus  der  Sprache  der  Gaaram's  anführt;  
 ein  Beweis  mehr  von  der  Verwandtschaft  dieser  Nation  mit  den  Stämmen  
 der  Ostküste.  Götzenbilder  sieht  man  nirgends  unter  den  Tapuyas^  
 selbst  nicht  die  Maracas  oder  den  bezauberten  Schutzapparat  der  Tapinambas. 
   Nur  am  Amazonenstrome  will  man  gewisse  Bilder  gefunden  
 haben,  die  mit  dem  religiösen  Glauben  der  Einwohner  in Verbindung  zu  
 stehen  schienen  Von  einer  allgemeinen  grofsen Wasserfluth  haben  
 die meisten  Indier  von  Südamerika  gleichfalls  eine  dunkle  Idee,  und  verschiedene  
 Traditionen,  welche  man  unter  andern  in  S I M A M  DE  V A S C O N - 
 c E L L  OS  noticias  cariosas  do  Brasilsxxï^ezeioh^  findet.  Wir  nahmen  
 die Einladung  unseres  gütigen Wirthes,  die Nacht  bey  ihm  zuzubringen, 
   nicht  an,  sondern  fuhren  noch  denselben  Tag  über  den  Pardiha  
 nach  5.  Fidelis  zurück.  Dort  waren  die  Coroados-lxià\ev  mit  uns  sehr  
 unzufrieden,  weil  wir,  wie  sie  sich  ausdrückten,  àaxs. Paris  so  vielerley  
 gegeben  hätten  und  ihnen  nichts;  wir  kauften  ihnen  daher,  um  sie  einigermafsen  
 zu beruhigen,  noch  einige  Bogen  und Pfeile  ab.  Hierauf  besuch- 
 (*)  Dafs  der  Geistliche  zu  Joâo  Baptist  a  bej  den  Coroados  l^eine  religiösen  Ideen  gefunden  
 haben  will,  beweifst  nichts,  denn  da  er  dergleichen  bey  den  noch  roheren  Paris  zugiebt,  
 so^  haben  die  Coroados  auch  gewifs  welche  gehabt.  Es  ist  ja  ausgemaclit,  dafs  sie  ein  mächtiges  
 überirdisches  Wesen,  imter  dem  Nahmen  Tapan  fürchten.  S,  T.  ESCH WE GE'S  Journal,  
 Heft  I.,  wo  Seite  i65  das  erste  Wort  der  Sprachproben  die  Widerlegung  von  dem  auf  Seite  
 io6  gesagten  ist.  
 (•**)  SOUTUEY'S  history  of  ßrazil  A^ol.  I.  p.  620.  
 ( * * * )  S.  DE  VASCONCT^LLOS  a  a.  O  p.  47- 
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