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 3 2 2  A u f e n t h a l t  am  Rio  Grande  de  Belmonte  
 {Psittacus  severusj  LINN.)  und  vieler  andern  Papageyen  ;  auf  den  ebenen  
 Flächen  der  Sandbänke,  die  der  mit  schönen  Inseln  gezierte  Flufs  jetzt  
 in  seinem  niedrigen  Wasserstande  zeigte  ,  hielt  sich  paarweise  die  Meer- 
 Schwalbe  mit  gelbem  Schnabel  (Sterna  ßavirostris)  auf:  sie  schwebt  in  
 der  Luft  imd  stöfst  senkrecht  auf  die  Fische  ins  Wasser  herab;  nähert  
 man  sich  ihrem  Aufenthaltsorte,  so  stöfst  sie  ebenfalls  auf  die  Menschen  
 herab,  als  wolle  sie  ihnen  den  Schädel  durchbohren,  welche  Absicht  die  
 Bewohner  ihr  wirklich  zuschreiben.  Gegen  Mittag  erreichten  wir  die  
 Mündung  des  Obà,  eines  kleinen  in  den  Belmonte  eintretenden  Flusses;  
 etwas  landeinwärts  befindet  sich  an  demselben  eine  von  ihm  benannte  
 Povoagäo  von  12  bis  14  Feuerstellen,  wo  man  besonders  viel  Mandiocca,  
 Reis,  Milio  und  auch  etwas  Zuckerrohr  baut  und  nach  der  Prilla  zum  
 Verkauf  bringt.  Zucker-Engenho's  giebt  es  hier  nicht;  die  Bewohner  
 pressen  den  Zuckersaft  blos  zwischen  zwey  dünnen  Walzen  aus,  und  
 erhalten  dadurch  den  zii  ihrem  Bedarf  nöthigen  Syrop.  Die  Mündung  des  
 kleinen  Flusses  nennt  in^n  Bocca  d'Obü,  vor  derselben  liegt  eine  Insel,  
 welche  den  Nahmen  der  llha  da  Bocca  d'Ohü  trägt.  Ich  liefs  die  Canoe's  
 an  der  Mündung  dieses  Baches  anlegen,  um  das  nöthige  Mehl  für  meine  
 Leute  zur  weitern  Reise  anzuschaffen,  und  wir  benutzten  diese  Gelegenh 
 e i t ,  um  den  nahen  Wal d  zu  durchstreifen.  Ein  zufällig  von  O&m  herauskommendes  
 mit Mehl  beladenes  Canoe  setzte  uns  in  den  Stand,  unser  Geschäft  
 zu  beschleunigen,  wir  kauften  von  ihm  den  nöthigen  Vorrat h  und  
 stiefsen  wieder  vom  Lande  ab.  An  einer  breiten  Stelle  des  Flusses  ,  in  dem  
 Winkel  einer  Cbrroa,  erblickten  wir  einen  Trupp  Enten  von  einer  uns  
 noch  nicht  vorgekommenen  Art,  die  sich  durch  ein  gelbbräunliches  Gefieder  
 auszeichneten  (=:•') ;  wenn  wir  uns  ihnen  näherten,  so  flogen  sie  auf,  
 (*)  Anas  virgata:  eine  neue  Art,  von  rostgelblichem  Gefieder;  ganzer  innerer  Flügel  
 sclmarz;  erste  Schwungfedern  mit  weifsen  Schäften  ;  kein  Spiegel;  Seitenfedem  des Körpers  mit  
 einem  gelblich-weifscn  Längsstrich;  ^anze  Länge  des  männlichen  Yogels  17  Zoll  9  Linien.  
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 beschrieben  einen  weiten  Zi rkel  und  fielen  dann  wieder  ein;  lange  trieben  
 wir  uns  so  mit  ihnen  herum,  bis  sie  sich  endlich  hinter  eine  Erhöhung  
 des  Ufers  flüchteten.  Wir  setzten  alsbald  einen  Jäger  ans  Land,  der  sie  
 beschlich  und  zwey  derselben  mit  einem  Schusse  erlegte,  wodurch  wir  
 für  den  Abend  ein  gutes  Essen  erhielten.  
 Den  Abend  brachten  wir  auf  der  Corroa  de  Plranga  zu,  wo  wir  
 Schildkröten-Eyer  aus  dem  Sande  hervorgruben.  In  diesem  tiefen  Sande  
 durchkreuzten  sich  in  allen  Richtungen  die  Spuren  der  Anta's  und  Unzen,  
 die  bey  Nacht  hier  umher  wandeln;  von  andern  lebenden  Wesen  fanden  
 wir  nur  Meerschwalben  {Sternd),  die  aus  Sorge  für  ihre  Brut  auf  die  
 fremde)!  Gäste  schreyend  herabstiefsen.  Wir  baueten  uns  hier  einige  
 kleine  Hütten  von  Cocosblättern,  in  denen  wir  die  Nacht  zubrachten.  Am  
 folgenden  Morgen  fuhren  wir  bey  einem  heitern  und  lieblichen  Wetter  
 weiter.  Noch  nie  hatten  wir  die  Ufer  mit  so  schönen  und  mannigfaltig  
 verflochtenen  Gewächsen  bedeckt  gesehen.  Hier  zeigte  sich  uns  besonders  
 ein  prachtvoller  Strauch,  ein  den  Trompetenblumen  (Ä'^v^om«)  sehr  nahe  
 verwandtes  Gewächs  —  mit  brennend  hochrothen,  grofsen  Blumen  —  das  
 im  dunkeln  Schatten  glühend  prangte.  Ueberall  umflochten  rankende  
 Sträuche  und  Gewächse  die  hohen  Urwaldstämme  mit  einem  undurchdringlichen  
 Gewebe;  sanft  rosenroth  trat  das  junge  Laub  der  Sapucaya- 
 Bäume  hervor;  unmittelbar  am  Ufer  —  wo  Cecropia-Sikmm.e  gleich  Girandolen  
 ihre Aeste  mit  den  bandförmigen  Blättern  ausbreiteten  wiegten  
 im  Sande  die  hohen  Gebüsche  der  Canna  hrav>a.  Bey  einer  verlassenen  
 Pflanzung  erreichten  wir  die Mündung  eines  kleinen  Flusses,  des  Rio  da  
 Salza  oder  Peraagd,  der  den  Rio  Grande  mit  dem  Rio  Pardo  vereinigt.  
 Weil  die  Barra  des  Flusses ^ e /mo n i e  der  Schifffahrt  nicht  sehr  günstig  ist,  
 hat  man  jetzt  den  Plan  entworfen,  diesen  Canal  durch  Wegräumung  der  
 darin  befindlichen  Hindernisse  und  besonders  der  umgefallenen  Stämme,  
 für  Canoe's  schifl'bar  zu  machen.  In  der  trockenen  Jahreszeit  soll  dieser  
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