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88 R e i s e von Rio de Janeiro nach Cabo Frio
dem leisesten Geräusche ziehen sie sich in ihre Höhlen zurück; ich
g^rifF daher zu dem Mittel, sie mit Vogeldunst zu erlegen. Sie machen
eine Hauptnahrung- der Brasiüer aus, deren Indolenz oft so weit geht,
dafs sie sich bey Mangel an Fischen mit dieser unsrer Erfahrung nach
elenden Kost behelfen. In den Sandgebüschen fand ich häufig zwey
verschiedene Arten Eidechsen, wovon die gröfsere, DAUDINS Lacerta
Ameiva^ einen grünen Rücken und bunt gefleckte Seiten hat. Hier erhielt
ich auch die Haut einer Riesenschlange, der Boa constrictor.
Mit Unrecht giebt DAUDI N nur Afrika als das Vaterland dieser Schlange
an, da sie doch die gemeinste der brasilischen Arten des Genus Boa
ist. Die meisten dieses Geschlechts sind an der Ostküste unter dem Nahmen
Jihoya bekannt.
Die bis jetzt schon gemachte sehr beträchtliche Sammlung, die sich
in Caho Frio ^ besonders an Wasser- und Sumpfvögeln noch sehr vermehrt
hatte, versprach uns Herr Capitam CARVAI^HO nach Bio de
Janeiro zu senden. Wir fanden indessen bald Ursache, gegen die uns
aufgedrungenen Gefälligkeiten dieses Mannes mifstrauisch zu werden;
denn es zeigte sich nur zu deutlich, dafs ihn der gröfste Eigennutz leitete,
der sogar so weit gieng, dafs er uns nöthigte, ihm ein Attestat über
die uns geleisteten wichtigen Dienste auszustellen. Eben so unglücklich
waren wir mit der Bekanntschaft des hiesigen Apothekers , eines Mannes,
der sich sehr für unsere Arbeiten zu interessiren schien, und dem wir anfänglich
einige Bildung zutrauten. Bald aber merkten wir, dafs es in
seinem Kopfe nicht ganz richtig war, und ungeachtet wir mit seiner
Schwachheit"Geduld hatten, sahen wir uns am Ende doch genöthigt,
ihn ernster zu behandeln, indem er in der P^illa verschiedene uns nachtheilige
Gerüchte aussprengte, wofür er indessen, wie wir später erfuhren,
von der Polizey einige Tage Arrest erhalten hat.
IV.
Reise von Cabo Frio bis Villa de S. Salvador dos
Camp OS dos Goaytacases.
Campos Novos, Flufs und Villa de S. Joao, Rio das Oftras, Fazenda von Tapebucù, Flufs und
Villa zu Macahé, Paulista, Coral de Battuba, Barra do Furado, Fluís Bai'ganza, Abtey 8.
Bento, Villa de S. Salvador am Flusse Parai'ba.
ji\.m 7. September liefsen wir unser Gepacke bey der PHla über
die Lagoa setzen, und die Maulthiere herbeytreiben, die während unseres
Aufenthalts daselbst, jenseit der Lagoa bey einer einzelnen Fazenda
auf die Weide gegangen waren, und am 8. verliefsen wir, begleitet
von Herrn CARVALHO, die Gegend von Caho Frio und zogen langsam
an der Lagoa hin. Als der W e g sich aber in die Waldungen wendete,
giengen einige unserer Thiere durch. Wi r sahen uns nun genöthigt, den
Wald in allen Richtungen zu durchkreuzen, und nur mit vieler Mühe
gelang es uns, sie wieder zu finden. In einem Hohlwege verursachte
uns bald darauf unsere Tropa^ welche durch den langen Aufenthalt zu
Cabo Frio auf der guten Weide verwildert war, ein noch gröfseres
Abenteuer. Ich ritt in diesem Hohlwege dem Zuge langsam voran, als
ich plötzlich alle unsere mit grofsen hölzernen Kasten schwer beladenen
Thiere, in voller Flucht hinter mir her rennen hörte. Mein ebenfalls
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