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 06  R e i s e  von  Cabo  Frio  bis  Villa  de  S.  Salvador  
 der  lebhaft  g^riinen  Farbe  der  Blätter,  in  welchem  obern  Theile  die  
 jung-en  Blätter  zusammeng^erollt  und  gefaltet  lleg^en  ,  sie  enthalten  in  
 ihrer  Mitte  die  zarten  noch  unentwickelten  BliUhen;  die  schon  ausgebildete  
 BliUhe  aber  bricht  unter  der  g^rünen  Kapsel  hervor.  Haut  man  diesen  
 Aufsatz  des  Stammes  oder  die  Kapsel  der  frischen  Blätter  ab,  so  
 findet  man  im  Innern  diese  Theile  so  zart  und  markartig",  dafs  man  sie  
 selbst  roh  essen  kann,  gekocht  aber  g-eben  sie  eine  noch  schmackhaftere  
 Speise.  Das  Holz  fanden  wir  sehr  hart,  xmd  es  kostete  uns  viele  Mühe,  
 den  Baum  mit  dem  Waldmesser  {Facäo)  zu  fällen.  Die  Tucum-Palme  
 blühete  ebenfalls  jetzt  in  Sumpfstellen,  so  wie  in  offenen  Sandgegenden  
 eine  schöne  neue  Art  Stachytarpheta  und  ein  hübscher  kugelförmiger  
 Cactus^  dem  B'Iammillaris  ähnlich,  der  auf  seiner  Oberfläche  weifse  
 Wolle  5 und  in  dieser  die  kleinen  hochrothen  Blumen  enthält.  HerrSELL 
 o w  hielt  dies  Gewächs  für  neu.  Unsere  ornithologischen  Sammlungen  
 wurden  hier  nicht  bedeutend  vejpmehrt,  denn  wir  fanden  aufser  einigen  
 Sumpfvögeln  nicht  viel  neues.  Auf  dem  niedern  Gesträuche  singt  längs  
 dieser  ganzen  Küste  der  Sabiah  da  praya  (die  Küstendrossel,  Tardus  
 Orpheus^  LINN.),  der  bey  einem  unansehnlichen  Gefieder  einen  vortrefflichen  
 Gesang  hören  läfst,  und  daher  einer  der  ersten  Singvögel  von  
 Brasilien  genannt  werden  darf.  An  den  Gebäuden  war  der  kleine  weifsliche  
 Gecko  häufig,  der  an  den  senkrechten  Mauern  umher  läuft,  
 so  wie  die  Eidechse  mit  dem  schwarzen  Halsbande  ('-"'Q;  sie  sind  über  
 (*)  Ist  walirscheinlich  DADDIW'S  Gecko spinicauda.  Histoire  natur. des  Reptiles.  T.  
 IV.  p.  ii5.  
 (**)  StelUo torquatus:  scheint  verwandt  oder  identiscK  mit  StelUo  QactznPaleo.  DAÜDJIV  
 hist. natar.  des Reptiles  T.  IV.  p.  26.  —  Diese  Art  variirt  sehr  in  der  Farbe.  In  der  Jugend  
 ist  sie  auf  dem  Bücken  mit  dunkeln  Längsstreifen  versehen,  Trelche  im  Alter  Yerschwinden;  
 alsdann  fällt  sie  ins  Silbergraue  mit  Purpur  -  und  Kupferglanz  ,  zum  Theil  auch  mit  helleren  
 Punkten,  wie  betropft;  immer  bleibt  indessen  das  Kennzeichen  der  Art  ein  länglichter  schwarzer  
 Fleck  an  der  Seite  des  Halses  vor  der  SchuUcr,  so  wie  drey  dunkle  Streifen,  welche  in  
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 P i e i s e  von  Cabo  Frio  bis  Villa  de  S.  Salvador  107  
 die  ganze  Gegend  verbreitet,  welche  ich  gesehen  habe.  An  den  Ufern  
 fanden  wir  sehr  wenige  Muscheln  und  in  den  Sümpfen  auch  hier  das  
 schon  oben  erwähnte  Nest  einer  Art  Wespe  {Pelopceus  lanatus  ^  FABR.),  
 von  Thon  in  birnförmiger  ,  unten  zugespitzter  Gestalt,  an  den  Zweigen  
 des  Gesträuches  befestigt.  
 Von  Paalista  aus  folgten  wi r  den  Dünen.  Weite  Sümpfe  und  Lagoas  
 mit  Pvohr  bewachsen,  in  welchen  das  Rindvieh  und  die  Pferde  oft  in  
 bedeutender  Anzahl  bis  an  den  halben  Leib  grasend  wateten,  dehnen  
 sich  ins  Land  hinein;  Kibitze  {J^anellas  cayennensis)^  Reiher,  Möven,  
 Meerschwalben  und  Enten  waren  hier  in  grofser  Anzahl;  die  Kibitze,  
 Qaer-Qaer  genannt,  deren  ich  schon  öfters  als  dem  Jäger  sehr  lästige  
 Thiere  erwähnte,  fliegen,  wenn  man  sich  ihrer  Brut  nähert,  eben  so  
 um  den  Kopf  des  Jägers  herum  als  unsere  europäische  Art.  Die  Gebüsche  
 an  den  Dünen  bestehen  gewöhnlich  aus  Bromelien  und  hohen  Cactus- 
 Stauden  mit  mancherley  Laubpflanzen  untermischt.  Hier  öffneten  jetzt  
 aufrecht  stehende  Cactusstämme  ihre  weifsen  Blumen,  sie  hatten  vier-,  
 fünf-und  sechseckige  Zweige,  doch  schienen  sie  nur  einer  oder  höchstens  
 zwey  Species  anzugehören,  denn  diese  sonderbaren  Stachelgewächse  
 variiren  nach  dem  Alter  sehr  in  der  Zahl  ihrer  Kanten.  Die  Cactus- 
 Pflanzen  sind  den  Füfsen  der  Maulthiere  und  Pferde  auf  Reisen  besonders  
 gefährlich;  denn  ein  Stachel,  welcher  in  den  Huf  oder  in  ein  Gelenk  
 eindringt,  lähmt  sehr  leicht  das  Thier.  Wir  fanden  hier  im  Sande  die  
 Tarnera  ulmifolia  und  in  den  Sümpfen  zwey  weifsblühende  Nymphcea- 
 Arten,  die  indica^  und  eine  andere,  von  Herrn  S E L L O W  erosa  genannte,  
 mit  sehr  grofsen  Blumen;  ferner  eine  hohe  weifsblühende  Alisma^  wahrscheinlich  
 auch  neu  5  mit  schmalem  länglichtem  Blatte.  Es  war  nicht  
 perpcndikularer  Richtung  über  die  geschlossenen  Augenlieder  hei-ab  laufen.  Die  Beschreibungen  
 des  Quetz-Paleo  sind  überall  zu  unvollkommen,  dennoch  kann  man  ihn  nicht  verkennen.  Die  
 Eidechse  mit  dem  schwarzen  Halskragen  wird  an  der  Ostküste  Lagarta  genannt.  
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