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Wilden wurde getödtet, man sah aber bald, dafs man diese bey i5o Bogen
starke Horde durch Gewalt allein nicht vertreiben würde, schlug also
einen andern W e g ein, bedrohte sie im Rücken und vertrieb sie auf diese
Art mit List. Seitdem haben sie ihn, während der drey Jahre, die er nun
hier lebt, nicht mehr beunruhigt. Eben so wie auf seiner Fazenda der
fruchtbare Boden, könnten auch hier bey etwas Handel die verschiedenen
kostbaren Holzarten benutzt w^erden, welche diese Wälder in Menge
anfüllen. Peroba^ ein vortreffliches Schiffbauholz, wird zwar als ein Regal
betrachtet, allein Her r CALMON erhielt die Erlaubnifs, einige grofse schöne
Seecanoes davon zu bauen, die er mit den Produkten seinQv Fazenda und
mehreren vortrefflichen Hölzern, die schon öfter genannt worden sind,
nach Capitanía und nach andern Orten sendet. Um diese Ansiedelung im
allgemeinen gegen die Angriffe und Grausamkeiten der Botocudos zu
schützen, hat man acht Destacamente oder (^uartelle angelegt, die in verschiedener
Richtung in die grofsen Waldungen vorgeschoben sind; sie
sollen zugleich, und ganz besonders, die Handelsverbindungen decken,
die man seit kurzer Zeit den Flufs aufwärts nach Minas Geraés hin zu
eröffnen gestrebt hat. Wirklich sind schon Soldaten von dort herab gekommen,
die in hinlänglicher Anzahl, wohl bewaffnet und mit dem Panzerrock
(Oi'600 d^armas) versehen waren. Diese Panzerröcke, deren sich
auf allen (^uartellen einige befinden, sind eine unentbehrHche Bedeckung
gegen die kräftigen Pfeilschüsse der Wilden. Sie sind weit, von baumwollnen
Zeug und mit mehreren Lagen baumwollner Wa t t e dicht gesteppt,
haben einen hohen, stehenden Kragen, der den Hals deckt, kurze Aermel,
die den Oberarm schützen, und reichen bis etwa auf die Knie herab, sind
jedoch wegen ihrer Schwere besonders an heifsen Tagen höchst lästig.
Ein Paar auf diese Art gerüstete Soldaten stellt die Vignette dieses Abschnittes
dar. Nicht leicht dringt, selbst in der Nähe darauf abgeschossen,
der kräftigste Pfeil in einen solchen Ptock ein, und nie bleibt ihm so viel
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K r a f t , den Körper bedeutend zu verwunden. Uebrigens hat man zu diesen
Panzerröcken zu grofses Ver t rauen, denn man behauptete uns, selbst
eine Kugel würde nicht eindringen. Ich liefs daher, um mich von der
Wahrheit dieser Versicherung zu überzeugen , einen meiner Jäg^er auf 80
Schritte mit einer Pürschbüchse darauf schiefsen, und die Kugel durchbohrte
beyde Seiten des Piockes, der noch dazu nicht ausgefüllt war. Es
zeigte sich indessen aus unsern weiteren Versuchen allerdings, dafs die
schwersten Schroote auf 60 Schritte völlig platt geschlagen auf die Erde
herabfielen, ohne einzudringen, und dafs diese Röcke also den Pfeilen
hinlänglichen Widerstand leisten.
In Capitanía und an andern Orten verfertigt man Panzerröcke von
Seide, welche zwar weit leichter, aber auch weit kostbarer ^Lnd. Bey
dem letzten Gefecht zu Linhares ward von einem besonders starken Botocuden
ein äufserst kräftiger Pfeil in geringer Entfernung auf einen der
angreifenden Soldaten abgeschossen. Er drang durch den festen Rock,
verletzte aber den Soldaten nur schwach in der Seite; jedesmal aber
giebt doch selbst ein abprallender Pfeil einen sehr heftigen Stöfs.
Von der Fazenda zwBomjardim hat man in neuern Zei ten einen W e g
nach dem Qaartel do Riacho angelegt, der bey einer Lagoa vorbey zieht,
welche den Nahmen Lagoa dos Indios trägt p ) . Dort befindet sich ein
zweytesDestacament, welchem man den Nahmen gege -
ben hat. Hier wohnen einige indische Familien, und acht indische Soldaten
versehen den Dienst. Die civilisirten Indier dienen als Soldaten gegen
ihre rohen Stammverwandten sehr gut. Die Wi lde n hassen sie daher sehr,
und sollen zuerst nach ihnen schiefsen, weil sie diese für Verräther an
ihrem Vaterlande halten. Von Linhares etwas vorwärts in den Wäldern
(*) Auf diesem Wege sind nacli meiner Anwesenheit in Linhares im Monat Aprii 18.6,
dvcy Soldaten von den Botocudos ermordet worden, worüber weiter unten eine nähere Naoiiricht
gegeben wird.