'ß A u f e n t h a l t in Rio de Janeiro A u f e n t h a l t in Rio de Janeiro
sich drängenden Menschen den gröfsern Theil schwarz oder gelbbraun
gefärbt zu sehen: denn Rio zählt unter seiner beträchtlichen Volksmenge
mehr Neger und farbige Leute als Weifse. Mancherley Nationen werden
hier durch den Handel vereint, und aus ihrer Verbindung entspringen
wieder mancherley neue Blendlinge. Den vorzüglicheren Theil der
Bewohner aller portugiesisch-brasilianischen Staaten machen ächte europäische
Portugiesen aus, Portuguezes oder Filhos do reino, ferner Brazileiros
(Brasilianer oder Portugiesen in Brasilien geboren, von mehr
oder weniger reiner Abkunft), Mulatos (Mulatten, aus der Vermischung
der Weifsen mit Negern), Mamaluccos (Mamelucken, von Weifsen und
Indiern, sonst auch Mestizen genannt), Negros (ächte Neger aus Afrika,
auch Muleccos genannt), Creolos (Creolen , von Negern in Brasilien
geboren), Caribocos (vom Neger und Indier), Indios^ reine Indier oder
Urbewohner von Brasilien, unter denen man die civilisirten Caboclos
nennt, und die noch im rohen Urzustände lebenden mit dem Nahmen
der Gentios^ Tapuyas oder ^«^reÄ belegt.
Von allen diesen Farben Varietäten kommen Proben in Rio de
Janeiro vor, jedoch von den Tapuyas nur einzeln, als Seltenheiten.
Dieses merkwürdige Gemisch siehet man bey dem ersten Eintritte in
die Strafsen der Stadt mannigfaltig beschäftigt, so wie neben ihnen auch
alle europäische Nationen. Sehr zahlreich sind hier die Engländer,
Spanler und Italiener; Franzosen wandern jetzt aus ihrem Vaterlande in
Menge dorthin aus; in geringerer Anzahl findet man Deutsche, Holländer,
Schweden, Dänen und Russen. Neger, zum Theil mit halbnacktem
Körper, ziehen schwere Lasten, und durch diese nützliche Menschen-
Klasse werden alle Kaufmannsgüter vom Hafen in die Stadt geschafft; sie
tragen vereint zu zehn und zwölf, durch Gesang oder vielmehr Geheul
sich im Tacte haltend, schwere Lasten an grofsen Stangen. Der Karren
bedient man sich nie um Waaren fortzuschaffen; dagegen sieht man
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Kutschen und andere von Maulthieren gezogene Fuhrwerke, welche
die, im allgemeinen schlecht gepflasterten, aher mit Trottoirs versehenen
Strafsen durchkreuzen. Die Strafsen durchschneiden sich meistens
in rechten Winkeln; die Häuser sind gröfstentheils niedrig von ein oder
zwey Stockwerken. Doch giebt es in einigen Theilen der Stadt ansehnliche
Gebäude, besonders in der Nähe des Hafens, der Raa direita und
in der Gegend des nicht besonders prächtigen aber schön gelegenen
königlichen Pallastes , wo man nach dem Meere hin eine herrliche
Aussicht hat. Zu den vorzüglicheren Gebäuden gehören besonders die
zahlreichen Kirchen, welche innerlich zum Theil prächtig verziert sind;
Kirchenfeste, Processionen und ähnliche Feyerlichkeiten fallen hier häufig
v o r , und man hat die sonderbare Gewohnheit, bey allen Gelegenheiten
der Art , in den Strafsen vor den Kirchthüren Feuerwerke unter heftigem
Geknalle und Geprassel abzubrennen.
Rio besitzt ein ziemlich ansehnliches Opernhaus , eine italienische
Oper und fi-anzösische Ballettänzer. Ein bedeutendes Werk ist der
Aquäduct, und vorzüglich angenehm der Spaziergang nach der Höhe,
von welcher derselbe in die Stadt hinabläuft; herrlich ist von dort aus'
die Aussicht in den Hafen, und auf die in einem Thal-Einschnitte ausgebreitet
liegende Stadt, aus welcher Cocospalmen {Cocos butyraced)
emporsteigen. Auf der Landseite ist die Stadt von einigen mit Mangle-,
oder wie die Portugiesen sagen Mangibäumen {Rhizophora) bewachsenen'
Sümpfen umgeben, welche Nachbarschaft, so wie überhaupt ihre Lage,
nicht sehr günstig für die Gesundheit der Bewohner seyn soll.
Der Europäer, welcher sich zum erstenmal in diese tropischen Regionen
verpflanzt sieht, wird von allen Seiten durch die Schönheit der Natur
und besonders durch die Ueppigkeit und Fülle der Vegetation angezogen.
In allen Gärten wachsen die herrlichsten Bäume, zum Beyspiel hohe
colossale Mangostämme {Mangifera indica, LINN.), die dunkeln Schatten