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 steigt 5  viele  Blumen  mit  scharlachrothen  Scheiden  bedecken  den  eben  so  
 angenehm  gefärbten  krummen  Theil  des  Stengels;  dieses  prächtige  Gewächs  
 bildete  einen  vollkommenen  Laubengang.  Die  Praya  enthielt  hier  
 einige  wenige  Arten, von  zweyschaaligen  Muscheln  und  Schnecken.  
 Unweit  Aga  erreichten  wir  die  von  mehreren  indischen  Familien  
 bewohnte  Povoagäo  Piiima  OAQV  Jpiama^  wo  sich  ein  starker  Bach  gleiches  
 Nahmens,  der  blos  für  Canoes  schiffbar  ist,  in  die  See  ergiefst.  
 Hier  findet  man  eine  auf  das  Anwachsen  des  Bachs  berechnete,  etwa  
 000  Schritte  lange  hölzerne  Brücke,  eine  wahre  Seltenheit  in  diesem  
 Lande.  Die  Ufer  dieses  Fkisses  sind  mit  dichten  Gebüschen  bedeckt  und  
 sein  Was se r  hat  eine  dunkel-kaffeebraune  Farbe,  wie  die  meisten  Waldbäche  
 und  kleinen  Flüsse  dieses  Landes.  Herr  VON  H UMB O L D T  fand  das  
 nehmliche  am  ^^aöctyoo,  Temi^  Taamini^  Gaainia  {Rio  Negro)  und  and 
 e r n  Flüssen.  Nach  seinem  Urtheil  erhalten  sie  diese  sonderbare  Farbe  
 durch  eine  Auflösung  von  gekohltem  Wasserstoffe,  durch  die  Ueppigkeit  
 der  Tropenvegetation  und  die  Kräuterfülle  des  Bodens,  auf  dem  sie  hinfliefsen  
 (•"•').  
 Als  wi r  über  die  Brücke  zogen,  liefen  die  Indier  mit  ihren  charakteristischen  
 dunkelbraunen  Gesichtern  aus  Neugierde  herbey,  um  die  Fremden  
 zu  sehen.  Ein  hier  angesessener  spanischer  Matrose  machte  den  
 W i r t h  ,  redete  uns  sogleich  gebrochen  in  mehreren  Sprachen  an,  erzählte  
 dabey  von  allen  Ländern,  in  denen  er  gewesen  war ,  und  deutete  
 ziemlich  verständlich  daraufhin,  dafs  wir  Engländer  wären.  Man  findet  
 in  den  Thälern  und  selbst  an  trocknen  Höhen  häufig  Dickichte  von  einem  
 starken  i6  bis  i8  Fufs  hohen  Fächerrohre,  welches  auf  einem  etwas  zusammengedrückten  
 Schafte,  einen  schönen  Fächer  von  langen  lanzettförmigen  
 ganzrandigen  Blättern  trägt;  diese  entspringen  fast  aus  einem  gemeinschaftlichen  
 Punkte  und  aus  ihrer  Mitte  schiefst  ein  langer  glatter  
 (*)  Ansichten  der  Natur,  I.  S.  '-¿98.  
 R e i s e  von  S.  Salvador  zum  Flusse  Esp i r i t o~S a n t o  
 Schaft  hervor,  an  welchem  oben  die  Blüthen,  gleich  einer  kleinen  Fahne  
 herabhängen.  Diese  schöne  Rohrart  heifst  hier  Ubä,  weiter  nördlich  am  
 Rio  Grande  de  Belmonte  hingegen  Canna  brava  und  wird  von  den  Wi lden  
 zu  Verfertigung  der  Pfeile  benutzt.  Solche  Rohrgehäge  bilden  undurchdringliche  
 Dickichte  und  überziehen  ganze  Distrikte.  In  einem  kleinen  angenehmen  
 Thaïe  fanden  wir  einen  Wald  prachtvoller  schattenreicher  
 Bäume,  von  Cecropia,  Cocos,  Melastoma,  zwischen  welchen  der  kleine  
 schwarzbraune  Bach  Iriri  durchfliefst,  über  den  ein  mahlerischer  Steg  von  
 Baumstämmen  führt.  Tucane  und  die  Maitacca  {PsiUacus  menstraas,  
 L I N N . )  waren  hier  häufig  und  wurden  von  unsern  Jägern  geschossen;  
 Affen  flohen  so  schnell  durch  die  Zweige  der  Bäume,  dafs  man  ihnen  nicht  
 beykommen  konnte.  Izi  der  Höhlung  eines  alten  Baumes  crblickten  wir  
 eine  colossale  Buschspinne  {Aranha  Caranguecheira\  die  wir  von  uns 
 e rm  Nachtquartier  abzuholen  gedachten,  woran  wir  jedoch  später  verhindert  
 wurden.  Wir  durchritten  hüglichtes  mit  Wal d  und  Weidegegenden  
 abwechselndes  Land  und  erreichten  gegen  Abend  die  letzte  Höhe  am  
 Flusse  Benevente,  wo  wir  plötzlich  durch  eine  schöne  Aussicht  überrascht  
 wurden.  Am  Fufse  eines  Hügels  zeigte  sich  uns  auf  dem  nördlichen  Ufer  
 f^illaNova  deEenevente,  ein  Flecken,  zur  Rechten  der  weite  blaue  Spiegel  
 des  Meers  und  Unks  der  Flufs  Beneveate,  welcher  sich  gleich  einem  
 See  ausbreitet,  ringsumher  aber  ist  alles  finsterer  hoher  Wald,  hinter  
 welchem  endlich  Felsgebürge  den  Horizont  begränzen.  
 P-ÜLa  Nova  de  Beneoenie  wurde  am  Fiasse  Iritlha  oder  eigentlich  
 Reritigba{:^  von  den  Jesuiten  erbaut,  welche  hier  eine  Menge  bekehrte  
 Indier  versammelten,  ihre  Kirche  und  das  unmittelbar  damit  vereinigte  
 Kloster  existiren  noch:  letzteres,  wo  wir  unsere  Wohnung  erhielten,  ist  
 g e g e n w ä r t i g  zum  Ca^«  da  Caraara  gemacht.  Es  liegt  auf  einer  Höhe  
 Auf  der  Karte  von  FAOK. .  ist  der Flufs  bey  AHHOWSMXTH  /..WÖ«  genannt  
 alio.u  die  T'üla Ist  auf  keiner  der  beyden  Karten  angegeben.