7 4 R e i s e von S. Salvador zum Flusse Espirito-Santo
steigt 5 viele Blumen mit scharlachrothen Scheiden bedecken den eben so
angenehm gefärbten krummen Theil des Stengels; dieses prächtige Gewächs
bildete einen vollkommenen Laubengang. Die Praya enthielt hier
einige wenige Arten, von zweyschaaligen Muscheln und Schnecken.
Unweit Aga erreichten wir die von mehreren indischen Familien
bewohnte Povoagäo Piiima OAQV Jpiama^ wo sich ein starker Bach gleiches
Nahmens, der blos für Canoes schiffbar ist, in die See ergiefst.
Hier findet man eine auf das Anwachsen des Bachs berechnete, etwa
000 Schritte lange hölzerne Brücke, eine wahre Seltenheit in diesem
Lande. Die Ufer dieses Fkisses sind mit dichten Gebüschen bedeckt und
sein Was se r hat eine dunkel-kaffeebraune Farbe, wie die meisten Waldbäche
und kleinen Flüsse dieses Landes. Herr VON H UMB O L D T fand das
nehmliche am ^^aöctyoo, Temi^ Taamini^ Gaainia {Rio Negro) und and
e r n Flüssen. Nach seinem Urtheil erhalten sie diese sonderbare Farbe
durch eine Auflösung von gekohltem Wasserstoffe, durch die Ueppigkeit
der Tropenvegetation und die Kräuterfülle des Bodens, auf dem sie hinfliefsen
(•"•').
Als wi r über die Brücke zogen, liefen die Indier mit ihren charakteristischen
dunkelbraunen Gesichtern aus Neugierde herbey, um die Fremden
zu sehen. Ein hier angesessener spanischer Matrose machte den
W i r t h , redete uns sogleich gebrochen in mehreren Sprachen an, erzählte
dabey von allen Ländern, in denen er gewesen war , und deutete
ziemlich verständlich daraufhin, dafs wir Engländer wären. Man findet
in den Thälern und selbst an trocknen Höhen häufig Dickichte von einem
starken i6 bis i8 Fufs hohen Fächerrohre, welches auf einem etwas zusammengedrückten
Schafte, einen schönen Fächer von langen lanzettförmigen
ganzrandigen Blättern trägt; diese entspringen fast aus einem gemeinschaftlichen
Punkte und aus ihrer Mitte schiefst ein langer glatter
(*) Ansichten der Natur, I. S. '-¿98.
R e i s e von S. Salvador zum Flusse Esp i r i t o~S a n t o
Schaft hervor, an welchem oben die Blüthen, gleich einer kleinen Fahne
herabhängen. Diese schöne Rohrart heifst hier Ubä, weiter nördlich am
Rio Grande de Belmonte hingegen Canna brava und wird von den Wi lden
zu Verfertigung der Pfeile benutzt. Solche Rohrgehäge bilden undurchdringliche
Dickichte und überziehen ganze Distrikte. In einem kleinen angenehmen
Thaïe fanden wir einen Wald prachtvoller schattenreicher
Bäume, von Cecropia, Cocos, Melastoma, zwischen welchen der kleine
schwarzbraune Bach Iriri durchfliefst, über den ein mahlerischer Steg von
Baumstämmen führt. Tucane und die Maitacca {PsiUacus menstraas,
L I N N . ) waren hier häufig und wurden von unsern Jägern geschossen;
Affen flohen so schnell durch die Zweige der Bäume, dafs man ihnen nicht
beykommen konnte. Izi der Höhlung eines alten Baumes crblickten wir
eine colossale Buschspinne {Aranha Caranguecheira\ die wir von uns
e rm Nachtquartier abzuholen gedachten, woran wir jedoch später verhindert
wurden. Wir durchritten hüglichtes mit Wal d und Weidegegenden
abwechselndes Land und erreichten gegen Abend die letzte Höhe am
Flusse Benevente, wo wir plötzlich durch eine schöne Aussicht überrascht
wurden. Am Fufse eines Hügels zeigte sich uns auf dem nördlichen Ufer
f^illaNova deEenevente, ein Flecken, zur Rechten der weite blaue Spiegel
des Meers und Unks der Flufs Beneveate, welcher sich gleich einem
See ausbreitet, ringsumher aber ist alles finsterer hoher Wald, hinter
welchem endlich Felsgebürge den Horizont begränzen.
P-ÜLa Nova de Beneoenie wurde am Fiasse Iritlha oder eigentlich
Reritigba{:^ von den Jesuiten erbaut, welche hier eine Menge bekehrte
Indier versammelten, ihre Kirche und das unmittelbar damit vereinigte
Kloster existiren noch: letzteres, wo wir unsere Wohnung erhielten, ist
g e g e n w ä r t i g zum Ca^« da Caraara gemacht. Es liegt auf einer Höhe
Auf der Karte von FAOK. . ist der Flufs bey AHHOWSMXTH /..WÖ« genannt
alio.u die T'üla Ist auf keiner der beyden Karten angegeben.