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den jetzig^en Geistlichen nicht so sehr zu lieben schien; die indier hatten
ihn schön einmal fortgejagt, weil e r , wie sie sagten, ihnen keine Lehren
geben könne, indem er schlechter sey als sie selbst. Die Mahlerey im
Innern der Kirche kann zwar nicht schön genannt werden, ist aber doch
leidlich, und für diese abgeschiedene, wenig besuchte Gegend eine grofse
Zierde, die den Fremden angenehm überrascht. Hinter dem Altar stehen
die Nahmen der vier Missionäre angeschrieben; an der Seite sind eine
Menge Votivtafeln aufgehangen, unter andern ein Gemähide, worauf ein
Sclave abgebildet ist, dessen Arm zwischen die Walzen einer Zuckermühle
gerathen wa r , die, als der Neger in der Angst seines Herzens
einen Heiligen anrief, augenblicklich stille stand(-). Der Fa l l , dafs der
Arm eines arbeitenden Sclaven zwischen die Walzen eines Zuckerwerks
kommt, ereignet sich leider nur zu oft, da diese Menschen nachläfsig
und unvorsichtig sind. Das Kloster ist zwar nicht grof s , hat aber doch
eine ziemliche Anzahl heller freundlicher Zimmerchen und einen niedrigen
Thurm; für die Mühe, ihn auf halb zerstörten Treppen erstiegen zu
haben, lohnte uns die angenehme Aussicht auf das wild-schöne Tha l
Eine Ansicht dieser Kirche und eines Theiles des Dorfes <S. Fidelis mit
den umgebenden bergigten Urwäldern , giebt die ite Platte.
Hier in dem geräumigen Kloster hätte uns Pater J O A O gestern sehr
leicht eine g^te Wohnung anweisen können, aber seine Unart gieng so
wei t , dafs er uns sogar die Mittheilung einiger Lebensmittel verweigert
hatte. Als er am Morgen erfuhr, dafs unsere Pässe sehr gut und für uns
günstig eingerichtet seyen, hielt er es doch für rathsam etwas höflicher
zu seyn, und hefs uns daher einen Hammel aus seiner Heerde anbieten,
den wir denn auch zu unserm Frühstücke kauften. Nach der Messe redete
er uns an und wir schlössen einen Frieden mit ihm, der allen Feindseligkeiten
ein Ende machte. Die Bewohner von 5. Fidelis hatten sämmt-
( * ) K Ö S T E R erzählt von ähnlichen Fällen, p. 3/ ,8.
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lieh die Geschichte unserer Ankunft vernommen und äufserten laut ihr
Mifsfallen über das Betragen des Herrn Pfarrers.
Unsere wichtigste Angelegenheit wa r nun, die Behanntschaft mit
den rohen Paris in ihren Urwäldern zu machen. Wi r begaben uns deswegen
auf das gegenüber liegende Ufer des Paräiha^ wo wir auf der
Fazenda eines Herrn Farriel (Furier) eine sehr gute Aufnahme fanden.
Der Hausherr sandte sogar seinen Bruder in den Wa ld zu den Paris
und liefs ihnen sagen, dafs Fremde angekommen seyen, die sie zu sprechen
wünschten. Diese Einladung, die er an die Wilden ergehen Hefs,
wa r ein bedeutendes Opfer, das er der Gefälligkeit für uns brachte,
denn diese Leute bringen ihm nicht allein keinen Nutzen , sondern selbst
bedeutenden Schaden; sie lassen sich, wenn man sie friedlich behandelt,
in der Nähe der Pflanzungen nieder, benutzen aber alsdann auch die
Erzeugnisse derselben, als wenn diese für sie selbst angelegt wären und
berauben oft sogar die Ne g e r , die in der Nähe der Pflanzungen in den
Waldungen Geschäfte haben, ihrer Hemden und Beinkleider.
Diese Horde von Paris hält sich erst seit kurzer Zeit so nahe
S. Fidelis auf, und man glaubt, sie gehören zu denen, welche sich
an der Seeküste bey Marihecca feindlich zeigen. So viel ist gewifs, dafs
sie die Nachricht von einem durch ihre Leute an der Seeküste verübten
Morde hier zu S, Fidelis möglichst kurzer Zeit gehabt haben, welches
ihren sehr nahen Zusammenhang quer durch die Urwälder hindurch
beweiset; auch sollen sie von der Seeküste bis nach Minas hinauf beständig
ihre Verbindung unterhalten
( * ) Den Nahmen Fiiris oder Parys erklärt He r r v. E S C H W E G E in seinem Journal von
Brasilien, Heft I. S. io8.
( * * ) In Minas sind sie noch zahl re ich; man hat sie dort verpflanzen und zu Sclaven
inachen wollen, um sie zu civilisiren, aber diesen Endzweck gänzlich verfehlt. S. v. E s c i i -
WF. GK Journal u. s. w. Hef t I. S. 98.
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