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3 I 4 A u f e n t h a l t zu Capi taní a unci Pieise zum R i o D o ^ e
Beschreibung mit, die ich mit seinen eigenen Worten gebe: „Ein Canal,
der selten mehr als 60 Fufs breit, der aber tief ist und an 1 Legoa lang
seyn mag, führt zum grofsen fischreichen See. Die Ufer dieses Canals sind
noch gegenwärtig die Wohnsitze der Botocuden oder der ehemaligen
Aymores ^ die ungefähr in der Mitte des Canals einen Uebergang aus Lianen
hatten, den die Portugiesen unschicklich Brücke nannten. Seit mehreren
Jahren ist diese Brücke von den Portugiesen durchgehauen, ohne dafs
die Anthropophagen es versucht hätten, sie wieder herzustellen oder eine
neue zu spannen; tmd schon überliefs man sich, hierdurch getäuscht, unkluger
Sicherheit, als plötzlich Botocuden vor dem, ohnweit Linhares an
der Seite des Canals errichteten Ouartel {(^uartel segundo de Linhares)
erschienen und einen Soldaten mit Pfeilen ei-schossen. Diese Begebenheit
hatte sich wenige Tage vor unserer Ankunft zugetragen, doch war diesmal
der Körper des Ermordeten den Botocuden nicht zu Theil geworden.
Weg^en dieses Vorfalls und der unbeträchthchen Breite des Canals wählen
die Ansiedler des Rio Doge gern die Nacht, wenn sie den See der
Fischereyen wegen besuchen. Der von hüglichen Ufern eingeschlossene
See hat etwa 7 Legoas Länge von SO. nach NW. eine halbe Legoa
Breite, und kann 16 bis 18 Legoas im Umfang halten. Seine Tiefe ist ungleich,
beträgt aber an mehreren Stellen 8 bis 12 Klafter. Diese grofse
Wassermasse wird durch ein Flüfschen und mehrere Bäche gebildet, die
NNW. sich in den See ergiefsen. Bey Linhares ergiefst er diesen Zuflufs
durch den vorerwähnten Canal in den Rio Doge^ wächst aber beträchtlich,
wenn durch starke Südwinde dieser Ausflufs zum Theil gehindert wird.
Das Bette und die Ufer des See^s sind feiner Sand, in dem hie und da eisenschüssige
Sandsteine gefunden werden. Ungefähr 4 Legoas vom Eingang
entfernt, erhebt sich eine anmuthige kleine Insel von Granit, die von den
Wilden wegen ihres Abstandes von den Ufern nicht besucht wird und deswegen
den Fischern einen sichern Aufenthalt gewährt. "
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A u f e n t h a l t zu Capitania und Fieise zum R i o Doge
VASCONCELLOS nennt schon im Jahr 1662 unter den Stämmen der
Tapuyd's am Rio Doge auch Aymores (Botocuden), PurVs v.n^Palachos^
und obgleich die erstem eigentlich diese Gegend beherrschen, so streifen
doch zuweilen auch die andern bis hieher. Derselbe Reisebeschreiber
bemerkt schon sehr richtig, dafs einige der Aymores oder Botocudos
beynahe so weifs sind als die Portugiesen. Der traurige Krieg, welcher
am Rio Doge gegen die Botocudos geführt wird, macht es unmöglich,
diese merkwürdigen Menschen hier näher kennen zu lernen; bekommt
man sie hier zu sehen, so mufs man sich sogleich auf einen Pfeil gefafst
machen. Weiter nördlich aber am Rio Grande de Bellmonte^ lebt man in
Friede mit ihnen, dort kann man sie ohne Gefahr beobachten, und ich
verspare daher alle Nachrichten über diesen interessanten Stamm der Urbewohner
bis zur Beschreibung meines Aufenthalts in jener Gegend.
Für den Jagdliebhaber ist der Aufenthalt zu Linhares sehr angenehm;
denn am frühen Morgen bey Anbruch des Tages, kommen die Affen den
Häusern der Bewohner so nahe, dafs man nicht weit nach ihnen zu gehen
braucht; Papageyen sammeln sich in grofsen Schaaren, und die prachtvollen
Araras werden in der kältei-n Jahreszeit durch gewisse Arten von
Früchten herbey gelockt. Diese grofsen schönen Papageyen pflegen gewöhnlich
alljährUch in denselben Baum zu nisten , wenn sie einmal einen
recht starken ausgehöhlten Ast oder Stamm gefunden haben. Sie werden
häufig geschossen; ihr Fleisch ifst man, die Schwungfedern benutzt man
zum Schreiben, und die Wilden befiedern ihre Pfeile, oder schmücken
sich auch wohl selbst damit. Es wird in solchen selten beunruhigten Wildnissen
nicht schwer, ein ganzes Canoe mit Jagdbeute angefüllt am Abend
heim zu bringen; allein bey diesen Jagdzügen ist es nöthig vor den Wilden
beständig auf seiner Huth zu seyn. Durch öftere Uebung sind die Soldaten
zu Linhares sehr bekannt mit der Art, die Wilden im Wa l d e zu verfolgen:
dennoch müssen sie alle eingestehen, dafs á\eBotocados weit bessere Jäger
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