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 Die  Hitze  wa r  in  diesen  Tagen  schon  bedeutend,  und  zahlreiche  
 Schaaren  von Moskiten  quälten  uns ,  doch  sollen  sie  zur  Zeit  des  hohen  
 Was ser s tandes  noch  weit  unerträglicher  seyn.  Am  Abende  des  zweyten  
 Tages  hatten  wir  wieder  unser  Feuer  auf  einer  Sandfläche  am  Flusse  
 angezündet,  der  Mond  leuchtete  uns  in  herrlicher  Klarheit,  und  kündigte  
 uns  für  den  folgenden  Ta g  schönes  We t t e r  an.  Am  folgenden  Morgen  
 lag  das  ganze  Thal  des  Flusses  in  dichten  Nebel  gehüllt,  der  aber  sehr  
 bald  herab  fiel.  Hier  sahen  wir,  als  der  Himmel  sich  aufgeklärt  hatte,  
 einen  S chwä rm  grofser  Schwa lben,  zur  Familie  der  Segler  (Cj^y^^e/a^)  
 g ehör i g ,  von  einer  neuen,  .uns  bis  jetzt  noch  unbekannten  Ar t ,  deren  
 rufs-schwärzliches  Gefieder  nichts  Ausgezeichnetes  hatte  ;  ihres  äufserst  
 schnellen  Fluges  wegen  konnten  wir  jedoch  keine  von  ihnen  erlegen.  
 Wi r  setzten  unsere  Reise  for t ,  umschifften  einige  bedeutende  Felswände  
 und  erreichten  alsdann  eine  vorzüglich  starke  Cachoeira-y  mit Hülfe  
 d e r / J e ^ e / r a  überschifften wi r  auch  diese,  wie  die  andern,  ohne  das  Canoe  
 auszuladen.  Von  hier  aus  kamen  wi r  an  eine  Stel le,  wo  der  Flufs  ziemlich  
 eben  forteilt,  und  nur  wenig  St rom  hat.  Am  nördlichen  Ufer  trifft  
 man  auf  einen  hohen  von  oben  vortretenden  Fe l s ,  unter  welchem  eine  
 Art  von  Höhle  befindlich  ist.  Diese  Stelle  trägt  den  Nahmen  der  Lapados^  
 Mineiros  (Höhle  der Mineiros).  Die  sogenannte  Höhlung  des  Felsens  ist  
 eigentlich  nur  ein  bedeckter ,  durch  den  Vor sprung  gebildeter  Wink e l ,  
 wo  die  Reisenden  zu  übernachten  pf legen,  wenn  der  Abend  sie  in  dieser  
 Gegend  ereilt,  indem  die  Feuer  hier  vollkommen  gegen  Wind  und  Regen  
 geschützt  sind.  Hinter  dieser  Stelle  verengen  sich  die  den  Flufs  einschliefsenden  
 B e r g e ,  und  grofse  Felsblöcke  liegen  an  seinen  Ufern.  An  
 einem  kleinen  Bache  (Corrego)  hielten  wi r  etwas  an;  meine  Canoeiros  
 stiegen  ans  Land,  um,  wie  sie  sagten,  Schleifsteine  zu  suchen;  das  ganze  
 Steingerölle  dieses  kleinen  Wa s s e r s  bestand  aus  den  verschiedenen  in  
 Minas  vorkommenden  Arten  der  Urgebürge  mit  vielem Glimmer  gemischt,  
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 auch  behaupteten  meine  Leut e ,  worunter  sich  ein  erfahrner  IMineiro  befand, 
   dafs  man  hier  nicht  selten  Gold  finde,  und  nach  dem  Vo rkommen  
 des  Gerölles,  sicher  auf  das  Vorhandenseyn  dieses  Metalles  schüefsen  
 könne.  In  dem  wilden  Bette  dieses,  durch  menschenleere  Gegenden  herabkommenden, 
   rauschenden  Wa ldba che s  fanden  wi r  die  Spuren  ^qy  Antas  
 {Tapirus)  und  Capyharas  ^  der  ruhigen  Bewohne r  dieser  Wi ldni s se;  
 sie  haben  in  dem  Corrego^  selbst  in  der  Regenzeit ,  klares  helles  V^asser,  
 und  die  Urwildnifs  rings  umher  gewähr t  ihnen  die  bequemsten  Schlupfwinkel. 
   Wi r  legten  noch  einige  kleine  Fälle  oder  Cachoeiras  im  Flusse  
 zurück,  über  die  wi r  we g en  der  ger ingen  Tiefe  des Wa s s e r s ,  zum  Theil  
 nur  mit  grofser  Mühe  das  Canoe  fortschaffen  konnten.  Der Abend  fand  uns  
 an  einer  engen  Stelle  des  Flus ses ;  wir  lagerten  auf  einer  Sandfläche  am  
 Ufer  zwischen Felsen.  Zwe y  rothe  \]nzQn{Onga  Quguaranna^  Felis  concoloi\ 
   L INN. )  wa ren  noch  kürzlich  hier  umher  getrabt,  ihre Fährte  wa r  vollkommen  
 f r i sch;  wir  wa ren  noch  mit Betrachtung  derselben  beschäftigt,  als  
 eine  Gesellschaft  von  Fischottern  (Z^oniras)  unsere Aufmerksamkeit  auf  sich  
 zog,  die  sich  fischend  den Flufs  hinab  treiben  liefsen.  Oft  kamen  sie  mit  den  
 Köpfen  über  das W^asser  herauf  und  schnarchten  dann  hef t ig;  zum  Schusse  
 wa ren  sie  aber  leider  zu  weit  von  uns.  Diese  Ottern  {Lutra  hrasilieTisis)  
 fangen  in  den  Flüssen  eine  grofse  Menge  Fische  ,  deren  Ueberres te  man  
 auf  den  Felsen  findet;  so  fand  ich  zum  Beyspiel  öfters  an  solchen  Stellen  
 den  Kopf  und  den  knöchernen  Halspanzer  einer  mit  runden  schwarzen  
 Flecken  auf  gelbbraunem  Grunde  bezeichneten  Art  von  Silurus  p )  ;  diese  
 harten  Theile  scheinen  die  Fischottern  liegen  zu  lassen.  In  der  Nähe  imseres  
 Nachtquartiers  zeigten  sich  noch  mancherley  Thi e r e ,  Araras  riefen  
 im  hohen Wa l d e ,  und  grofse Fledermäuse  flogen  hoch  über  unsernKöpfen  
 ( * )  Hier  Roncador  genannt,  südlich  Yoii  Capüania belegt  man  eine  andere  Fischart  mit  
 diesem  Nahmen.  Ich  habe  nicht  Gelegenheit  gehabt,  den  erstgenannten  Fisch  in  seiner  Vollliommenheit  
 zu  sehen.