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 gen  sehr  häufig  anzutreffen.  Ich  entdeckte  bald  die  schönsten  Vögel:  
 glühend  roth  zeigten  sich  in  den  dunkeln  Schatten  des  kühlen  Flüfschens  
 der  prachtvolle  Tije  ^Tanagra  brasilia,  LINN. )  der  rothbraune  Kuckuck  
 {Caculus  cayanus,  LINN. )  mit  seinem  langen  Schweif,  und  andere  schöne  
 Arten.  Ich  erlegte  bald  eine  ziemliche  Anzahl  Vögel,  und  lernte  dabey  
 das Beschwerliche  der  hiesigen  Jagd  kennen;  denn  alle  Gebüsche,  beson,  
 ders  die Mimosen,  sind  voll  kleiner Dornen  und  Stacheln,  und  die  Schlingpflanzen  
 {Cipo's-) sind  so  dicht  in  einander  und  um  die  Stämme  verflochten,  
 dafs  man  ohne  ein  breites  grofses  Hack-  oder  Waldmesser  (i^acdo)  nicht  
 in  diese  Wildnisse  eindringen  kann.  Eben  so  nöthig  als  diese  HülfswafFe  
 sind  hier  auch  starke  Stiefel  oder  Jagdschuhe  mit  dicken  Sohlen.  Die  
 kleine  Art  der  Moskiten  sind  hier  im  Schatten  am  Ufer  des  Baches  für  
 den  Jäger  sehr  lästig.  Man  nennt  diese  Thierchen  Marui  oder  Murui  
 (Marmm):  sie  sind  äufserst  klein  und  verursachen  dennoch  durch  ihren  
 Stich  ein  sehr  heftiges  Jucken.  Engländer  haben  mich  versichert,  dafs  
 es  dieselben  Insecten  sind,  welche  man  auf  den  westindischen  Inseln  
 nennt(*).  Für  die  Beschwerde,  die  sie  uns  verursachten,  wurden  
 wir  durch  die  Neuheit  der  Umgebungen  und  besonders  durch  die  
 Schönheit  der  Vögel,  die  wi r  fanden,  reichlich  entschädigt.  Auch  trafen  
 wir  hier  herrliche  Pflanzen  an,  unter  andern  im  Schatten  eine  hochroth  
 blühende  SaMa,  welche  Herr  SELLOW  splendens  nannte,  und  eine  
 schöne  Jasticia  mit  rosenrother  Blume.  Da  es  in  den  schattenreichen  
 Gebüschen,  ungeachtet  der  grofsen  Hitze,  vom  nächtlichen  Thaue  immer  
 noch  sehr  nafs  wa r ,  so  begab  ich  mich  auf  eine  trockene  offene  Wiese,  
 die  mit  niedern  Sträuchen,  besonders  mit  Lantana  und  der  Asclepias  
 curassavica  mit  ihren  orangefarbenen  Blumen  bedeckt  war.  Hier  
 schwirrten  eine  Menge  von  Golibri's,  die  gleich  Bienen  summend  die  
 (*)  S.  OLDKXDORP  Caraib.  I.  p.  I23.  
 Blumen  umflatterten.  Ich  erlegte  auf  dem Rückwege  mehrere  dieser  niedlichen  
 Vögelchen,  z.  B.  den  blaukehligen  Fliegenvogel  mit  dem  corallenrothen  
 Schnabel  {Trochilus  saphirinas  ^  LINN.),  der  hier  sehr  gemein  ist;  
 auch  bemerkte  ich  den  kleinen  allerliebsten  Kragencolibri  mit  rostrother  
 Haube  (TVoc/izYwÄ  ornatus).  Von Quadrupeden  sahen  wir  auf diesem  ersten  
 unserer  Jagdgänge  nichts  ,  aufser  einen  kleinen  Tapiti  {Lepus  brasiliensis  
 LINN. ) ,  welcher  von  des  Herrn  FREYRE  iss  jungem  Coropo-Indier,  FRANCISCO, 
   geschossen  wurde.  Dieser  kleine  Hase  ist  überall  in  Südamerika  
 verbreitet;  er  gleicht  unserm  wilden  Kaninchen,  und  hat  ein  gutes  Fleisch.  
 FRANCISCO  war  bis  jetzt  unser  geschicktester  Jäger;  denn  er  vei^stand  
 eben  so  gut  mit  der  Flinte,  als  mit  dem  indischen  Bogen  und  Pfeile  
 zu  schiefsen;  dabey  war  seine  Geschicklichkeit,  die  stachlichsten  und  
 verworz^ensten  Gebüsche  zu  durchkriechen,  bewundernswerth.  Zum  
 Lohne  wurden  ihm  die  abgestreiften  Vögel  immer  zu  Theil;  er  wufste  
 sie  sehr  gut  an  einem  kleinen  Spiese  von  Holz  zu  braten,  und  verz^ehrte  
 sie  mit  grofsem Appetit.  Wir  verliefsen  nun  den  Guajintiho  und  erreichten  
 einen  dichten  Wald  von  lo  bis  i2  Fufs  hohen  Rhexia-Gebüschen,  
 mit  hohen  Bäumen  und  Wiesenplätzen  abwechselnd  untermischt;  diese  
 niedern  Gegenden  waren  von  allen  Seiten  von  hohen  blauen  Gebürgen,  
 mit  Urwald  und  Cocospalmen  bewachsen,  eingeschlossen.  Auf  diesen  
 Trifften  flog  und  hüpfte  unter  weidenden  Rindviehheerden  häufig  der  
 schwarze  Madenfresser  {Crotophaga  Ani,  LINN. )  umher,  so  wie  der  Bentavi  
 {Lanias  Pitongua,  LINN.),  der  beständig  seinen  Nahmen,  Bentavi!  
 oder Tictivi!  laut  ruft.  In  der  Nähe  einer  Fazenda  (-)  fand  Herr  SEL L o  w  
 eine  schöne  neue  Art  von  Blumenrohr  (Canna)  mit  gelben  Blüthen.  Etwas  
 weiter  hin  erreichten  wir  eine  von  hohen  wilden  Waldhügeln  eingeschlossene  
 und  mit  Gesträuch  bedeckte  Stelle  ,  wo  im  kühlen  Schatten  
 (*)  Fazenda  ist  der  poriugiesischc  Nalnnc  eines  von  seinen  Wirthscliaflsgebäuden  und  
 Pllanx;ungcn  umgebenen  Landgutes.  
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