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46 R e i s e von Rio cle Janeiro nach Cabo Frio R e i s e von Rio de Janeiro nach Cabo Frio 47
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gen sehr häufig anzutreffen. Ich entdeckte bald die schönsten Vögel:
glühend roth zeigten sich in den dunkeln Schatten des kühlen Flüfschens
der prachtvolle Tije ^Tanagra brasilia, LINN. ) der rothbraune Kuckuck
{Caculus cayanus, LINN. ) mit seinem langen Schweif, und andere schöne
Arten. Ich erlegte bald eine ziemliche Anzahl Vögel, und lernte dabey
das Beschwerliche der hiesigen Jagd kennen; denn alle Gebüsche, beson,
ders die Mimosen, sind voll kleiner Dornen und Stacheln, und die Schlingpflanzen
{Cipo's-) sind so dicht in einander und um die Stämme verflochten,
dafs man ohne ein breites grofses Hack- oder Waldmesser (i^acdo) nicht
in diese Wildnisse eindringen kann. Eben so nöthig als diese HülfswafFe
sind hier auch starke Stiefel oder Jagdschuhe mit dicken Sohlen. Die
kleine Art der Moskiten sind hier im Schatten am Ufer des Baches für
den Jäger sehr lästig. Man nennt diese Thierchen Marui oder Murui
(Marmm): sie sind äufserst klein und verursachen dennoch durch ihren
Stich ein sehr heftiges Jucken. Engländer haben mich versichert, dafs
es dieselben Insecten sind, welche man auf den westindischen Inseln
nennt(*). Für die Beschwerde, die sie uns verursachten, wurden
wir durch die Neuheit der Umgebungen und besonders durch die
Schönheit der Vögel, die wi r fanden, reichlich entschädigt. Auch trafen
wir hier herrliche Pflanzen an, unter andern im Schatten eine hochroth
blühende SaMa, welche Herr SELLOW splendens nannte, und eine
schöne Jasticia mit rosenrother Blume. Da es in den schattenreichen
Gebüschen, ungeachtet der grofsen Hitze, vom nächtlichen Thaue immer
noch sehr nafs wa r , so begab ich mich auf eine trockene offene Wiese,
die mit niedern Sträuchen, besonders mit Lantana und der Asclepias
curassavica mit ihren orangefarbenen Blumen bedeckt war. Hier
schwirrten eine Menge von Golibri's, die gleich Bienen summend die
(*) S. OLDKXDORP Caraib. I. p. I23.
Blumen umflatterten. Ich erlegte auf dem Rückwege mehrere dieser niedlichen
Vögelchen, z. B. den blaukehligen Fliegenvogel mit dem corallenrothen
Schnabel {Trochilus saphirinas ^ LINN.), der hier sehr gemein ist;
auch bemerkte ich den kleinen allerliebsten Kragencolibri mit rostrother
Haube (TVoc/izYwÄ ornatus). Von Quadrupeden sahen wir auf diesem ersten
unserer Jagdgänge nichts , aufser einen kleinen Tapiti {Lepus brasiliensis
LINN. ) , welcher von des Herrn FREYRE iss jungem Coropo-Indier, FRANCISCO,
geschossen wurde. Dieser kleine Hase ist überall in Südamerika
verbreitet; er gleicht unserm wilden Kaninchen, und hat ein gutes Fleisch.
FRANCISCO war bis jetzt unser geschicktester Jäger; denn er vei^stand
eben so gut mit der Flinte, als mit dem indischen Bogen und Pfeile
zu schiefsen; dabey war seine Geschicklichkeit, die stachlichsten und
verworz^ensten Gebüsche zu durchkriechen, bewundernswerth. Zum
Lohne wurden ihm die abgestreiften Vögel immer zu Theil; er wufste
sie sehr gut an einem kleinen Spiese von Holz zu braten, und verz^ehrte
sie mit grofsem Appetit. Wir verliefsen nun den Guajintiho und erreichten
einen dichten Wald von lo bis i2 Fufs hohen Rhexia-Gebüschen,
mit hohen Bäumen und Wiesenplätzen abwechselnd untermischt; diese
niedern Gegenden waren von allen Seiten von hohen blauen Gebürgen,
mit Urwald und Cocospalmen bewachsen, eingeschlossen. Auf diesen
Trifften flog und hüpfte unter weidenden Rindviehheerden häufig der
schwarze Madenfresser {Crotophaga Ani, LINN. ) umher, so wie der Bentavi
{Lanias Pitongua, LINN.), der beständig seinen Nahmen, Bentavi!
oder Tictivi! laut ruft. In der Nähe einer Fazenda (-) fand Herr SEL L o w
eine schöne neue Art von Blumenrohr (Canna) mit gelben Blüthen. Etwas
weiter hin erreichten wir eine von hohen wilden Waldhügeln eingeschlossene
und mit Gesträuch bedeckte Stelle , wo im kühlen Schatten
(*) Fazenda ist der poriugiesischc Nalnnc eines von seinen Wirthscliaflsgebäuden und
Pllanx;ungcn umgebenen Landgutes.
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