
 
        
         
		ii:::-::;::!!!!:  
 ¡\mm  
 1Í «  
 „Uli""'"'  
 l'Hill'  
 286  R e i s e  von  Caravel las  nach  dem  Ri o  Gr.  de  Belmonte  
 der  gemachten  kleinen  Oeflnung,  ein  dünnes  kurzes  Rohrstäbchen.  Um  den  
 Hals  trugen  die  Männer,  so  wie  die  aller  andern  Stämme  der  Ostküste,  
 ihr  Messer  an  einer  Schnur,  und  die  Rosenkränze,  die  man  ihnen  schenkte  
 ,  hiengen  sie  ebenfalls  um  denselben.  Ihr  Körper  war  in  seiner  natürlichen  
 röthlichbraimen  Farbe,  und  nirgends  bemahlt.  Sehr  sonderbar  
 und  auffallend  ist  ihr  Gebrauch,  an  einem  gewissen  Theile  ihres  Körpers,  
 die  Vorhaut  mit  einer  Schlingpflanze  zuzubinden,  wodurch  derselbe  eine  
 höchst  sonderbare  Gestalt  erhält.  Ihre  Waffen  sind  in  der  Hauptsache  
 dieselben,  als  die  der  andern  Wilden  ;  ihre  Bogen  sind  jedoch  gröfser  
 als  bey  allen  übrigen  Stämmen  der  Tapuyas  j  ich  mafs  einen  derselben,  
 und  fand,  dafs  er  8  Fufs  ^y^  ^¡oll  englisches  Mafs  in  der  Höhe  hielt;  
 sie  sind  von  Aìri-  oder  Pao  d'arco  {^ßignonia-)  Holz  gemacht.  Die  Pfeile,  
 die  sie  gewöhnlich  zum  Gebrauch  auf  der  Jagd  bey  sich  führen,  sind  
 ziemlich  kurz,  diejenigen  aber,  deren  sie  sich  im  Kriege  bedienen,  
 machen  sie  wahrscheinlich,  nach  Art  der  andern  Stämme,  länger.  Diese  
 Pfeile  sind  unten  mit  Arara-,  Matam-  oder  Raubvogelfedex^n  befiedert,  
 und  ihre  Spitze  ist  xiAl  Taquarussà  -  oder  Uba-Rohr  beschaftet,  allein  
 nirgends  fand  ich  unter  den  verschiedenen  Stämmen  der  Tapayas  die  
 Bogenschnur  aus  Darmsaiten  oder  Thiersehnen  gemacht,  wie  dies  L I N D - 
 LS Y  fälschhch  berichtet.  Auf  dem  Rücken  trägt  ein  jeder Mann  einen  
 um  den  Hals  befestigten  Beutel  oder  Sack  von  Embira  (Bast)  oder  andern  
 Schnüren  geflochten,  worin  er  verschiedene  Kleinigkeiten  aufzuheben  
 pflegt.  Ihre  Weiber  sind  eben  so  wenig  bemahlt,  und  gehen  völlig  
 nakt.  Die  Hütten  dieser  Wilden  unterscheiden  sich  durch  eine  abweichende  
 Bauart  von  den  früher  beschriebenen  der  Paris,  Junge  Stämme  
 und  eingesteckte  Stangen  werden  oben  übergebogen,  zusammengebunden, 
   und  darüber  Patti ob a  -  und  Cocosblätter  gedeckt.  Diese  Hüttchen  
 sind  sehr  flach  und  niedrig,;  neben  einer  jeden  von  ihnen  bemerkt  man  
 (•*)  LINDLEV  narrative  ctc.  p.  22.  
 R e i s e  von  Caravel las  nach  dem  Ri o  Gr.  de  B e lmo n t e  287  
 einen  Rost,  der  aus  vier  in  die  Erde  eingesteckten  gabelartigen  Pfählen  
 besteht,  in  die  vier  Stäbe  gelegt,  und  auf  welche  nahe  aneinander  
 9uerstäbe  gereiht  werden,  um  die  erlegten  Jagdthiere  darauf  zu  braten  
 oder  zu  rösten.  Eine  Abbildung  dieser  Hütten  giebt  die  Vignette  dieses  
 Abschnittes,  Die  Patachos  gleichen  in  vieler  Hinsicht  ^^x^  Machacaris,  
 oder  Machacalis,  auch  sind  ihre  Sprachen  etwas  verwandt,  obgleich  in  
 manchem  Betracht  wieder  sehr  verschieden.  
 Beyde  Völkerstämme  sollen  gegen  die  Botocudos  zusammenhalten,  
 und  scheinen  ihre  Gefangenen  zum  Theil  als  Sclaven  zu  behandeln,  denn  
 noch  unlängst  boten  sie  zu  P^illa  do  Prado  eine  junge  Botocudin  zum  
 Verkauf  an.  .  Nie  hat  man  einen  gegründeten  Verdacht  gehabt,  dafs  
 diese  Patachos  Menschenfleisch  essen.  In  den  Hauptzügen  gleicht  sich  
 zwar  der  moralische  Charakter  aller  dieser  Wilden-Stämme  sehr,  dennoch  
 hat  jeder  von  ihnen  wieder  seine  verschiedenen  Eigenheiten:  so  
 sind  die  Patachos  unter  allen  am  meisten  mifstrauisch  und  zurückhaltend,  
 ihre  Mienen  sind  immer  kalt  und  finster,  auch  geben  sie  den  Weifsen  
 ihre  Kinder  nur  äüfserst  selten,  um  sie  bey  ihnen  erziehen  zu  lassen,  wie  
 es  die  andern  Stämme  nicht  ungern  zu  thun  pflegen.  Diese  Wilden  ziehen  
 umher,  ihre  Banden  erscheinen  abwechselnd  am  Alcohaca,  zu  Prado,  
 Comechatibä,  T-ancozo  u. s. w .  Man  giebt  ihnen bey  ihren  Besuchen  etwas  
 zu  essen,  tauscht  ihnen  einige  Kleinigkeiten  gegen  Wachs  und  andere  
 Waldprodukte  um,  und  sie  ziehen  nach  ihren Wildnissen  wieder  zurück.  
 Erfreut,  die  Bekanntschaft  dieses  Stammes  der  Urbewohner  gemacht  
 zu  haben,  verliefs  ich  T^illa  do  Prado  und  ritt  schnell  meinen  schon  
 früher  vorangezogenen  Lastthieren  und  Leuten  nach.  - -  Die  Küste  von  
 Prado  nimmt  weiter  nordw^ärts  eine  andere  Gestalt  an,  als  sie  vorher  
 hatte.  Es  erheben  sich  an  der  See  hohe  Wände  von  rothem  
 und  anders  farbigem  Thon,  der  auf  eisenhaltigen  bunten  Sandstein  aufgeschichtet  
 ist;  Wald  bedeckt  die  Höhe  dieser  Küste  und  häufige  Thal