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 U. M,  
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 dann  folgten  schöne  Wiesen  und  Gebüsche  mit  einzelnen  Fazenda's.  Der  
 Anblick  des  schönen  Flusses  ward  uns  bald  entzogen,  da  unser  Weg^  
 von  ihm  abführte.  Auf  den  TrifTten  fanden  wir  häufig^  in  Gesellschaft  des  
 Madenfressers  {Crotophaga  Ani^  LINN.),  den  gefleckten  Kuckuck  {Cuculas  
 Giiira^  LINN.)  oder  Anna  branco  der  Portugiesen,  welcher  in  seiner  
 Lebensart  und  Gestalt  die  gröfste  Aehnlichkeit  mit  dem  Madenfresser  hat.  
 Dieser  Vogel,  welcher  von  A Z A R A  mit  dem  Nahmen  PiriHgaa  belegt  
 wird,  ist  in  der  Gegend  von  Campos  noch  nicht  lange  bekannt,  und  soll  
 sich  erst  seit  wenigen  Jahren  aus  dem  Hochlande  yo^Minas  herab,  in  diesen  
 tiefern  Ebenen  an  der  See  eingefunden  haben.  Wir  hatten  häufig  
 Gelegenheit  uns  über  die  Schönheit  und  Fruchtbarkeit  dieses  Landstriches  
 zu  erfreuen.  Man  sieht  eine  Reihe  von  grofsen  Fazendds  am  Ufer  des  
 Flusses;  weite  Zuckerpflanzungen  wechseln  in  den  lebenvollen  Ebenen  mit  
 ausgedehnten  TriiTten  ab,  Schönes  grofses  Rindvieh  und  Pferde  weiden  
 daselbst  in  Menge  ,  so  wie  auch  einige  Maulthiere.  in  der  Nähe  mehrer 
 e r  Wohnungen  bewunderten  wir  auf  einer  Wiese  einen  Jener  colossalen  
 wilden  Feigenbäume,  Figiieiras  der  Portugiesen,  die  zu  den  angenehmsten  
 Geschenken  der  Natur  für  die  heifsen  Länder  gehören;  der  Schatten  
 eines  solchen  prachtvollen  Baumes  erquickt  den Wande r e r ,  wenn  er  sich  
 unter  seinen  unglaublich  weit  ausgedehnten  Aesten  mit  dunkelgrünem  
 glänzendem  Laube  lagert.  Die  Feigenbäume  aller  heifsen  Länder  werden  
 gewöhnlich  sehr  dick,  und  breiten  eine  colossale  Krone  mit  äufserst  
 starken  Aesten  aus.  Ich  habe  sie  in Brasilien  wirklich  majestätisch  gefunden, 
   dennoch  kam  keiner  im  Umfange  seines  Stammes  dem  berühmten  
 Drachenbaum  von  Orotava  gleich,  welcher  nach  VON  H U M B O L D T ' S  Messung  
 45  Fufs  im  Umfange  hatte.  In  den  oberen  Zweigen  jenes  Feigenbaums  
 fanden  wir  das  merkwürdige  Nestchen  des  kleinen  grünen  Plattschnabels  
 mit  gelbem  Bauche  [Todas):  es  war  kugelförmig  aus  Wolle  
 gebaut,  oben  verschlossen  und  hatte  einen  engen  Eingang.  In  Brasilien  
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 bauen  weit  mehrere  Vögel  dergleichen  verschlossene  Nestchen  als  bey  
 uns,  wahrscheinlich  weil  es  hier  mehr  Feinde  für  die  zarten  Jungen  giebt.  
 Einige  Stunden  von  S.  Salvador  fangen  die  Gebürge  an  sich  zu  erheben,  
 und  jenseit  der  Zuckerfelder  sahen  wir  schon  in  der  Ferne  die  hohen  
 Ufrwaldungen.  In  dem  Walde  bemerkt  man  rothe  Flecken,  welche  blos  
 durch  das  junge  Laub  des  5ap«caj/'a-Baums  entstehen,  das  beym  Hervorbrechen  
 im  Frühjahr  von  rosenrother  Farbe  ist.  Es  war  nun  die  günstigste  
 Jahreszeit  zum  Freisen  gekommen,  denn  alles  zeigte  sich  im  lieblichsten  
 Farbenspiel  des  zarten  Laubes;  frisches  Grün  erheiterte  überall  
 die  Landschaft,  dabey  behagte  die  angenehme  Temperatur  der  Luft  uns  
 nicht  an  grofse  Hitze  gewöhnten  Nordländern  ungemein.  Nach  etwa  drey  
 Stunden  Weges  näherten  wir  uns  dem  Ufer  des  Paraiba  wieder,  und  
 wurden  durch  seine  Schönheit  an  dieser  Stelle  sehr  überrascht.  Drey  
 Inseln,  zum  Theil  mit  hohem  altem  Walde  bewachsen,  unterbrechen  
 seinen  Spiegel.  Der  dem  deutschen  Rhein  an  Breite  nichts  nachgebende  
 Strom  gleitet  schnell  dahin,  und  an  seinen  Ufern  wechseln  auf  grünen  
 Hügeln Waldungen  und  Gebüsche  mit  grossen  Fazenda^s  Oib^  deren  breite  
 rothe  Ziegeldächer  gegen  das  grüne  Laub  freundlich  ^abstechen,  und  
 um  vvelche  die  Hütten  der  Neger  kleine  Dörfer  bilden;  die  Vignette,  
 welche  diesem  Abschnitte  beygefügt  ist,  giebt  die  Ansicht  von  einem  
 der  kleinern  dieser  Landhäuser.  Die  Seitenthäler  zwischen  den  Hügeln  
 des  Ufers »sind  mit  Sümpfen  angefüllt,  worin  eine  hochstämmige  Art  
 von  Trompetenbaum  {^ßignoma)^  häufig  den  traurigen  Anblick  eines  
 verdorrten  Waldes  hervorbringt.  Stamm  und  Aeste  haben  eine  hellaschgraue  
 Farbe,  und  sein  dünnes,  dunkelbraun-grünes  Laub  giebt  ihm  
 ein  sehr  düsteres  todtes  Ansehen,  um  so  mehr,  da  er  immer  in  Massen  
 zusammengehäuft  steht:  die  Blume  ist  übrigens  schön,  grofs  und  von  
 weifser Farbe.  Andere  schöne  Gewächse  sind  hier  in Menge,  unter  andern  
 eine  baumartige  Oleome  mit  sehr  grofsen  schönen,  weifs  und  rosenrothcn