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 3 4 3  A u f e n t h a l t  am  Rio  Grande  de  Belmont  
 der  Wasserstrudel  den  Insekten  nachfliegen.  Aber  zwischen  den  Pelsstücken  
 im  Sande  bemerkte  ich  die  Spur  der  Herren  dieser  einsamen  
 Wildnisse,  der  Botocudos,  die  sich  um  so  reiner  und  vollkommener  
 abdrückt,  da  kein  entstellender  Schuh  ihre  Fufszehen  zusammengeprefst  
 hat.  Wir  besuchten  die  verlassenen  Hätten,  welche  reisende  Mineiros  
 hier  erbauet  hatten,  und  kehrten  dann  nach  dem  Qaartel  zurück.  Auf  
 dieser  Fahrt  hatten  wir  noch  das  Vergnügen,  einen  schönen  Myud(Plo.  
 tus  Anhinga,  LINN.)  ZU  erlegen.  Dieser  Vogel  ist  sehr  scheu,  und  man  
 mufs  mit  der  Art,  wie  man  ihn  jagt,  bekannt  seyn  und  mit  vieler  Vorsicht  
 zu  We r k e  gehen,  wenn  man  seiner  habhaft  werden  will.  Man  
 läfst  zu  dieser  Absicht  das  Canoe  längs  des  Ufers  hinab  treiben,  ohne  sich  
 z u b e w e g e n ;  der  Schütz  hat  das Gewehr  schufsfertig  angelegt,  und  behält  
 den  Vogel  genau  im  Auge;  sobald  dieser  anfängt  die  Flügel  zu  lüften,  
 mufs  man  schiefsen,  denn  näher  bekommt  man  ihn  alsdann  nicht  mehr.'  
 Meine  Botocuden  verhielten  sich  sehr  still,  ich  hatte  mich  in  den  Vordertheil  
 des  Canoes  völlig  niedergelegt  und  schofs,  worauf  der Vogel  sog leich  
 in  den  Flufs  stürzte  und  unter  dem  Canoe  hinweg  tauchte;  hier  zog  ihn  
 aber  JuKERÄcKE  sehr  geschickt  hervor.  
 Als  yv\v  ^xxi  Destacament  wieder  ankamen,  fanden  wir  daselbst  
 Mangel  an  Lebensmitteln,  weil  die  Fischzüge  sehr  unglücklich  ausgefallen  
 w a r e n ;  wir  sandten  daher  sogleich  unsere  Jäger  in  zwey  Canoen  den  
 Flufs  hinab,  um  zu  jagen.  Sie  hatten  diesmal  mehr  Glück  als  gewöhnlich,  
 denn  nach  36  Stunden  kehrten  Abends  die  fünf  Schätzen  zurück,  und  
 überlieferten  in  dem  einen  der  Canoen  eilf,  in  dem  andern  zehen,  zusammen  
 ein  und  zwanzig  wilde  Schweine  von  der  Art  des  Qaeixada  branca  
 {Dicolyles  labiatus,  CUVIER);  sie  hatten  auf  ihrem  Jagdzuge  vierzehn  
 Rudel  disses  Wildprets  angetroffen.  Man  kann  sich  aus  dem  Gesagten  
 eine  Vorstellung  von  der  Menge  der  wilden  Schweine  machen,  welche  
 die  Urwälder  von  Brasilien  bewohnen;  die  Wi lden  ziehen  diesem  Wildmm  
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 prêt  nach;  sie  lieben  nichts  so  sehr,  als  diese  Thiere  und  die  Affen.  Die  
 Ankunft  unserer  Jäger  mit  den  so  köstlich  beladenen  Canoen,  war  nicht  
 allein  für  uns  hungrig^e  Europäer  sehr  willkommen,  sondern  besonders  
 für  die  versammelte  Menge  der  Boiocudos^  die  mit  gierigen  Blicken  die  
 Beute  schon  zu  verzehren  schienen.  Sie  waren  sogleich  in  der  lebhaftesten  
 Thätigkeit  und  boten  sich  sehr  zudringlich  an,  die  Schweine  zu  
 sengen  und  zuzurichten,  wenn  wir  ihnen  etwas  davon  abgeben  wollten.  
 Wirklich  besitzen  die Wi lde n  in  diesem  Geschäft  eine  vorzügliche  Fertigkeit; 
   Jung  und  Alt  legte  sogleich  Hand  ans  W e r k ,  sie  zündeten  augenblicklich  
 eine  Menge  Feuer  an,  warfen  die  Schweine  in  die  Flamme,  
 sengten  ihnen  schnell  die  Borsten  ab,  schabten  sie  rein,  weideten  sie  
 aus  und  wuschcn  sie  am-Flusse;  für  ihre  Mühe  erhielten  sie  den  Kopf  
 und  die  Eingeweide.  Die  Soldaten  wurden  alsdann  angestellt,  um  das  
 Wildpret  zu  zerlegen,  in  dünne  Schichten  zu  schneiden  und  einzusalzen,  
 wodurch  wir  nun  Lebensmittel  für  einige  Zeit  besafsen.  Aufser  dieser  
 Befriedigung  eines  dringenden  Bedürfnisses,  hatte  mir  der  erwähnte  Jagdzug  
 noch  verschiedene  interessante  naturhistorische  Merkwürdigkeiten  
 verschafft.  Meine  Leute  hatten  einen  inhuma  {^Aniama^  Palamedea  cornata^ 
   LINN.),  der  nicht  leicht  zu  schiefsen  ist,  auf  einer  Sandbank  beschlichen  
 und  geschossen.  Da  er  nur  flügellahm  war,  so  ward  er  einige  Zeit  
 lebend  erhalten  und  beobachtet.  BUFFON  hat  diesen  schönen  Vogel  ziemlich  
 richtig  unter  dem  Nahmen  des  Camichi  abgebildet.  Der  jetzt  erlegte  
 war  männlichen  Geschlechts  ,  und  hatte  ein  blos  mit  der  Haut  verwachsenes  
 und  deshalb  bewegliches  ziemlich  grofses  Horn  auf  der  Stirn,  welches  
 der  weibliche  Vogel  ebenfalls  trägt.  Die  Botocudos^  durch  unsern  
 Fieifs  auf  der  Jagd  angefeuert,  machten  ebenfalls Streifzüge  in  die  W^älder,  
 von  welchen  sie  einige  Rehe,  Aguti's  und  andere  Thiere  zurückbrachten,  
 die  sie  gröfstentheils  sogleich  verzehrten,  Sie  braten  das  Fleisch  (welches  
 man  Bucaniren  oder  Maquiar  nennt),  und  trocknen  das,  was  sie  
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