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 200  A u f e n t h a l t  zu  Capitanía  und  Reise  zum  Rio  Dope  
 verzehrten.  Und  als  man  erfuhr,  dafs  sie  hie  und  da  a m Z i o f e ,  nach  
 ihrer  Weise  ,  durch  Händeklatschen  friedliche  Gesinnung^en  an  den  Tag  
 gelegt,  und  dann  Portugiesen,  die  im  Vertrauen  auf  diese  Friedenserklärung  
 gutmüthig"  zu  ihnen  hinüber  gefahren  waren,  heimtückisch  mit  
 ihren  furchtbaren  Pfeilen  getödtet  hatten,  da  erlosch  auch  der  letzte  
 Funke  des  Glaubens,  bey  diesen  Wi lden  Menschengefühl  zu  finden.  Dafs  
 man  indessen  in  diesem,  die  Würde  der  Menschheit  verletzenden  Urtheil  
 zu  weit  gieng,  und  dafs  man  an  der  Unverbesserlichkeit  dieser  Wilden,  
 durch  die  Art,  sie  zu  behandeln,  wenigstens  eben  so  viel  Antheil  hat,  
 als  ihre  eigene  Rohheit,  das  ist  auffallend  sichtbar  in  den  sehr  günstigen  
 Wirkungen,  welche  das  gemäfsigte  und  menschenfreundliche  Benehmen  
 des  Gouverneurs  Conde  DOS  A R C O S  in  der  Capitanía  von  Bahia  bey  den  
 Rio  Grande  de  Belmonte  sich  aufhaltenden  hervorgebracht  
 hat.  Wirklich  in  hohem  Grade  überraschend,  und  zu  den  wichtigsten  
 Betrachtungen  veranlassend  ist  der  Contrast,  den  der  Reisende  findet,  
 wenn  er  von  dem  Schauplatze  des  unmenschlichen  kleinen  Krieges  am  
 Rio  Doge^  nach  einem  Zwischenräume  von  wenigen  Wochen  in  die  
 Gegenden  am  Rio  Grande  de  Belmonte  eintritt,  und  daselbst  die  Einwohner  
 durch  einen  seit  etwa  drey  oder  vier  Jahren  geschlossenen  Frieden  
 mit  eben  jenen  Wi lden  in  den  friedlichsten  Verhältnissen  leben  sieht,  
 die  diesen  die  gewünschte  Ruhe,  und  jenen  Sicherheit  und  die  bedeutendsten  
 Vortheile  gewähren.  
 Um  die  merkwürdige  Gegend  a^m  Rio  Doge  ^  wovon  man  uns  schon  
 zu  Capitania  so  manches  Anziehende  erzählt  hatte  ,  näher  kennen  zu  
 lernen,  verliefsen  wir  früh  Morgens,  von  zwey  Soldaten  begleitet,  das  
 Qaartel  do  Riacho^  und  setzten  unmittelbar  bey  den  Hütten  über  den  
 Riacho  (Bach),  von  dem  jenes  Qaartel  den  Nahmen  hat.  Wir  hatten  
 von  hier  aus  einen  sehr  beschwerlichen  We g  von  acht  starken  Legoas  
 im  tiefen  Sande  und  in  der  glühenden  December-Hitze  zu  machen.  
 A u f e n t h a l t  zu  Capitania  und  Reise  zum  Puo  Doge  201  
 Der  Boden  ist  ein  schwer  mit  (^uarz  und  kleinen  Kieseln  gemischter  
 Sand,  der  die  Füfse  der  Menschen  und  Thiere  gar  sehr  ermüdet.  Nach  
 dem  Lande  hin  bedeckt  niedriges-Gesträuch,  besonders  von  der  Zwerg- 
 Cocospalme  (='9,  den  Sand;  hinter  diesem  steigt  der  dichte  Wald  in  die  
 Höhe,  in  welchem,  nicht  weit  von  der  Praya  entfernt,  das  Qaartel  dos  
 Comhoyos  liegt,  wo  drey  Soldaten  zurErhaltung  der Gommunication  stationirt  
 sind.  Wi r  fanden  hier  Spuren  von  den  colossalen  Seeschildkröten  (Tartarugas)^ 
   die  aus  dem  Meere  aufs Land  kriechen  und  ihre  Eyer  in  dazu  
 in  den  Sand  gescharrte  Gruben  legen.  An  vielen  Stellen  lagen  noch  
 Ueberreste  von  diesen  Thieren,  Panzer  und  Skelette,  an  welchen  wir  die  
 sehr  grofsen  Schedel  bewunderten;  ich  fand  einen,  der  nicht  weniger  
 als  drey  Pfunde  wog.  Die  Indier  essen  das  Fleisch  dieser  Schildkröten,  
 und  gewinnen  eine  Menge  Fett  von  ihnen;  auch  suchen  sie  die  Eyer  derselben, 
   deren  man  oft  12  bis  16  Dutzend  in  einer  Grube  findet,  sehr  
 sorgfältig  auf.  Diese  Eyer  sind  rund,  weifs,  mit  einer  lederartig  biegsamen  
 Haut  überzogen  und  enthalten  ein  wasserhelles  Albumen  und  einen  
 schön-gelben  Dotter,  der  schmackhaft  ist,  aber  doch  etwas  Fischartiges  im  
 Geschmacke  hat.  Wir  begegneten  einigen  indischen  Familien,  die  ganze  
 Körbe  voll  dieser  Eyer  nach  Hause  trugen.  Die  Gröfse  dieser  Meerschildkröten  
 kann  man  nach  den  Panzern  beurtheilen,  die  wir  hier  fanden,  
 und  deren  Länge  an  fünf  Fufs  betrug.  Beyni  Eintritt  der  drückenden  Mittagshitze  
 befand  sich  unsere  Tropa  schon  in  einem  etwas  erschöpften  
 Zustande,  da  es  durchaus  an  Trinkwasser  fehlte,  um  den  brennenden  
 Durst  der  Lastthiere,  und  besonders  der  von  Schweis  triefenden  Fufsgänger  
 zu  löschen.  Wir  hielten  an  und  suchten  im  Schatten  der  niedrigen  
 Gesträuche  Schutz,  allein  der  Boden  war  so  heifs,  dafs  wi r  auch  hier  
 wenig  Erfrischung  fanden  ;  nur  die  Füfse  ruheten  und  den  Thieren  verschafften  
 wir  durch  das  Abladen  ihrer  Lasten  einige  Erholung.  Hier  kam  
 (*)  Weiterhin  folgt  eine  Aufzählung  der  versciuedenen  Palmenarten.  
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