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 l 8 6  A u f e n t h a l t  zu  Capitanía  und  Reise  zum  Rio  .Doge  
 dem  Obersten  FALCA  O,  Befehlshaber  des  hiesigen  Milizregiments  und  
 zugleich  einem  der  angesehensten  Pflanzer  hiesiger  Gegend  gehörte.  
 Ich  fand  in  der  Stadt  wieder  die  ersten  Nachrichten  aus  Europa,  denn  
 bis  hierher  und  nicht  weiter  geht  aus  Rio  de  Janeiro  eine  Landpost.  
 Während  wir  beschäftigt  waren,  die  angenehmen  lange  ersehnten  Nachrichten  
 aus  dem  Vaterlande  zu  durchlaufen,  drängte  sich  von  allen  
 Seiten  um  uns  her  eine  Menge  von  Volk  aller  Farben,  und  machten  die  
 mannigfaltigsten  und  sonderbarsten  Bemerkungen  über  unser  Vaterland  
 und  über  die  Absicht  unserer  seltsamen  Erscheinung;  auch  hier  wie  
 überall  hielt  man  uns  für  Engländer.  In  Imilla  t^elha,  wohin  wir  zurückkehrten, 
   fanden  wir  einige  unserer  Leute  am  Fieber  krank,  und  dieses  
 verbreitete  sich  so  schnell,  dafs  in  einigen  Tagen  die  meisten  derselben  
 darnieder  lagen.  Man  schrieb  die  Veranlassung  dieser  Krankheit  dem  
 Wasser  zu,  sie  liegt  aber  ohne  Zweifel  im  Clima  und  den  Nahrungsmitteln  
 zugleich.  Mit  China  stellten  wir  indessen  bald  unsere  Kranken  
 sämmtlich  wieder  her,  und  bezogen  dann  so  schnell  als  möglich  unsere  
 Wohnung  zu  Barra  de  Jacú,  wo  eine  äufserst  reine  frische  Seeluft  
 bald  die  Genesung  der  Reconvalescenten  vollendete.  Wir  richteten  uns  
 jetzt  in  dieser  neuen  Wohnung  für  eine  Zeit  von  mehreren  Monaten  
 ein,  da  wir  hier  die  Regenzeit  zuzubringen  gesonnen  waren;  unsere  
 Jäger  durchstreiften  die  nahen  und  fernen  Wälder.  Barra  de  Jucú  ist  
 ein  kleines  Fischerdorf  an  dem  Flusse  Jacú,  der  hier  in  die  See  fällt,  
 nachdem  er  von  den  bedeutenden  Fazenda's  von  Coroaba  und  Aragatiha  
 herab  in  vielen  Windungen  seinen  Lauf  durch  die  Waldungen  genommen  
 hat;  er  ist  fischreich  und  man  sieht  in  seiner  Nähe  manche  mahlerisch  
 wilde  Gegenden.  Die  Häuser  der  Fischer  zu  Barra  de  Jacú  liegen  zum  
 Theil  zerstreut,  in  ihrer  Mitte  unweit  einer  hier  über  den  Flufs  geführten  
 Brücke,  befindet  sich  das  Haus  des Obersten  FA L c Á o.  Diesem  reichen  Gutsbesitzer  
 gehören  noch  mehrere  Fazendds  in  der  Nähe,  von  welchen  die  
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 beträchtlichste  Aragatiha,  k  Legoas  von  hier,  entfernt  liegt.  Der  Oberst  
 pflegte  in  der  Sommerzeit  gewöhnlich  hierher  zu  kommen  um  Seebäder  
 zu  nehmen,  und  war  daher  jetzt  sehr  unzufrieden,  dafs  der  Gouverneur  
 uns  sein  Haus  zur  Wohnung  angewiesen  hatte,  welches  wir  jedoch  erst  
 später  erfuhren.  Er  kam  demungeachtet  nach  Barra  de  Jacú  und  liefs  
 ein  anderes  Haus  in  der  Nähe  für  sich  einrichten,  bis  wir  ihm  Platz  
 machen  konnten.  Die  interessantesten  Jagdzüge,  die  wir  unternahmen,  
 um  die  Gegend  kennen  zu  lernen,  führten  uns  vorerst  unmittelbar  jenseits  
 der  Brücke  des  Jacú  in  den  schönen  Urwald,  der  sich  nach  P^üla  T^elha  
 do  Espirito^Santo  hin  ausdehnt.  Hier  fanden  wir  eine  uns  noch  neue  
 niedliche  Art  von  Sahui  {Sahmm,  áen  Jacchus  leacocephalas,  GEOFFROY)  
 in  kleinen  Banden,  die  besonders  den  Nüssen  gewisser  wilder  Cocospalmen  
 nachstellen,  ferner  das  Stachelschwein  mit  dem  Rollschwanze  
 (den  Coay  des  AZARA)  und  andere  Thiere  mehr.  Unter  den Vögeln  war  
 in  diesem  Walde  besonders  häufig  die  herrlich  blaue  Nectarinia  cyanea  
 iCerthia  cyanea,  LINN.)  und  die  Arten  der  Manakin^s,  Pipra  pareóla,  
 erythrocephala  und  leacocilla,  ferner  eine  kleine  noch  unbeschriebene  
 Art,  welche  ich  ^í/^/^-^Zaía  nennen  werdee').  eine  neue  schöne  Art  von  
 und  eine  vorzüglich  schöne  Art  von  Seidenschwanz  
 {Procnias  cyanotropas{^-^^  dessen  Gefieder  im  Lichte  
 wechselt.  Die  kleinen  schön  gefärbten  Manakin^s  konnte  man  immer  auf  
 einer  gewissen  Baumart  anzutreffen  hoffen,  deren  schwarze  Beeren  ihre  
 ( - )  Weiner  als  P.pz-«  erythrocephala;  Scheitel  hochroth;  Oberkörper  
 olivengrun;  Uiiterkörper  weiísíich,  röth lieh-braun  gestrichelt.  
 e-*)  T-an^.ora  a/eg-«....  mit  hochgelbem  Kopfe,  schwarzem  gelbgestrichelten  Bückea  mit  
 glänzend  grünlich  himn.elblauem  Unterhals  und  Brust,  und  grünem  Bauch  und  Seiten.  
 Procnias  cyanotropus:  betraclitet  man  ihn  gegen  das  Licht,  so  ist  der  ganze  Vogel  
 prachtvon  himmelblau,  und  yom  Lichte  abgewandt  erscheint  er  glänzend  hellgrün;  Zü^el  
 Kchic  uud  Kinn  sind  schwarz;  der  Unterleib  weiis;  im  Berliner  Museum  hat  man  ihn  ProcnicL  
 ventralis  genannt.  ^  
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