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3o8 R e i s e von Caravellas nach dem Rio Gr. de Belmonte
übrige Theil der J^illa aus niedern Häusern bestehend, in Gebüschen von
Orangen - und Bananenbäumen zerstreut. Die hiesige Prilla hat mehr Landbau
als Porto Seguro, denn dieses wird von hier aus mit Farinha versorgt,
welche man auch noch nach andern Orten der Ostküste ausführt;
die hiesigen Einwohner stehen übrigens allgemein im Rufe grofser Trägheit
und arbeiten wenig. Der Fang der Garapa beschäftigt auch hier
einige Schiffe, jedoch wurde er jetzt nur mit vier Lauchas betrieben,
überhaupt ist diese Prilla auch weit unbedeutender als Porto Seguro.
Ehemals soll der Ort viel blühender gewesen seyn, allein die reicheren
Bewohner sind ausgestorben. Der Flufs S^^, Cruz kommt nur einige
Tagereisen weit her, und entspringt aus zwey Hauptquellen, deren Ausflüsse
sich vereinigen, und dann dem Meere zufliefsen. Jene Quellen
liegen dem Bio Grande de Beln\onte so nahe, dafs man einen in ihrer
Nähe abgefeuerten Schufs, an diesem Flusse, etwas über der llha Grande^
von der späterhin die Rede seyn wird, hören soll; der Ä o Grande de
Belmonte nimmt jedoch bald darauf einen etwas südlichen Lauf. Am
obern Theile des Cruz streifen ^okvoxs. Botocudosder Küste näher
aber macht dieser-Flufs die Gränze des Gebiets derselben, denn an seinem
südlichen Ufer streifen Patachos und Machacalis, Die am Flusse
höher aufwärts gelegenen Pflanzungen wurden von den Botocudos noch
unlängst zerstört, so wie Prilla in frühern Zeiten durch àÌQAbatyrds^
Aymores Q^^T Botocudosund noch vor ein Paar Jahren hat sich der
Ouvidor genöthigt gesehen, das Destacament de Aveiros anzulegen, wo
schon wieder einige Pflanzungen existiren. Die Gegend am Cruz ist
zur Cultur von mancherley Produkten sehr gut geeignet, doch wächst
das Pao Braz.il hier nicht so häufig als um Porto Segaro.
Ich liefs in Cruz meine Tropa sogleich durch den Flufs setzen,
\md nahm alsdann meinen Aufenthalt in der Povoagào von S, André^
die in geringer Entfernung vom Flusse, auf dem nördlichen Ufer liegt.
R e i s e von Caravel las nach dem Rio Gr. de Belmont e 3oQ
Man nahm uns hier sehr gastfreundschaftlich auf, und mehrere Kranke
kamen sogleich herbey, indem man hier alle reisende Fremde für Aerzte
hält. Da die meisten am Fieber htten, eine hier nicht selten vorkommende
Krankheit, so konnte ich ihnen zum Glück mit etwas ächter
China helfen. Die Lage unseres heutigen Nachtquartiers war recht angenehm;
die wenigen Wohnungen zu 5. André lagen in mahlerischen
Gebüschen zerstreut, Cocoswäldchen erhoben sich über einem mit frischgrünem
Gras bedeckten Boden, wo in der Kühlung des Abends unsere
Thiere nach einer heifsen Sandreise längs der Küste eine angenehme
Erholung fanden. Unter den Bäumen, welche die Wohnung umgeben,
zeichnete sich ein colossaler Gamelera-^e(\\va(^Ficus) aus, der seine Priesenzweige
horizontal weit hinaus sandte, und auf einem kurzen colossaldicken
Stamme, eine prachtvoll majestätische Krone trug; die steifen eyförmigen
Blätter sind breit und dunkelgrün, und in den Zweigen befindet
sich ein Milchsaft. Auf diesem Baume, an seinem Stamme und auf seinen
Aesten befand sich eine reiche botanische Gollection; denn mancherley
Arten von Bromelia, ein schöner Cactus^ Schlingpflanzen, Laubmoose
und Flechten waren, nebst einer Menge von andern Saft- und Laubgewächsen,
auf die merkwürdigste Art im dunkeln Schatten dieses Feigenbaumes
gesellschaftlich vereint. Mehr südlich an dieser Küste legt
man den Nahmen Gamelera einer andern ganz verschiedenen Baumart
b e y . indessen scheint das von K O S T E R (-) erwähnte Gamelera preta und
branca hierhin zu gehören. Das Holz der Gamelera wird von den Wi lden
hie und da zum Anzünden des Feuers benutzt, indem sie es in einem
Stück andern Holzes herumdrehen. Sehr häufig war hier ferner das
Anacardiam occidentale^ LINN., der Acaju-BdiXun^ dessen säuerliche birnförmige
Frucht häufig gegessen wird; er stand jetzt gerade in voller
Biüthe. Zu S.André fand ich einige Einwohner mit Bereitung von dünnen
(•*) KOSTE H'S trarels etc. p. 3o3.
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