>>
36H/ A u f e n t h a l t am R i o G r a n d e d e B e l m o n t e A u f e n t h a l t am R i o G r a n d e d e B e l m o n t e 365
UM
?
haut des grofsen Gürtelthiers [Dasypus maximas^ Grand Tatoa ou Tatou
premier^ AZARA (''Q gemacht war ; es dient diesen Wilden, um sich im
Walde zusammen zu rufen. Dem Çuartel gegenüber am nördlichen Ufer
des Flusses lag eine schon früher erwähnte Bananenpflanzung, die einige
Botocuden daselbst angelegt hatten; darin befanden sich etliche verlassene
Hütten, in welche sie ein Paar weibliche Leichen begraben hatten;
jetzt bey der Ankunft des Capitam wurden diese Hütten verbrannt, da
sie die Wohnungen nie mehr gebrauchen, worin Todte begraben liegen.
An dieser Stelle indessen wurden nun eine Menge von neuen Hütten erbaut;
überall in dem schattenreichen Walde herrschte ein reges Leben,
denn nicht blos am Ufer, sondern viel weiter in den Wald hinein, hatten
sich die neuen Ankömmlinge angesiedelt. Man sah aller Orten eine zahlreiche
braune Jugend beschäftigt, hier sich im Flusse zu baden, dort sich
Bogen und Pfeile zu verfertigen, nach den Früchten auf die Bäume zu
steigen, oder Fische zu schiefsen u. s. w. Aller Orten waren Menschen
in dem nahen Urwalde vertheilt, welche einander zuriefen, Holz einsammelten
und andere Geschäfte betrieben. Man erhielt hier eine anschauliche
Vorstellung von einer sich neu ansiedelnden Wilden-Republik,
und beobachtete mit Vergnügen die unter ihnen herrschende lebendige
Thätigkeit. Als Capitam G A K ^ I V mit seinen Leuten auf dem Çuarlel
eintraf, trug ein jeder derselben ein Paar lange Stangen, als Herausforderung
für die Gesellschaft des J U G A K EME T , den er hier vermuthete, der aber,
wie schon gesagt, wohlweislich am Salto auf dem südlichen Ufer des
Flusses sich aufhielt. Capitam GIPAKEI U blieb noch einige Tage mit seinen
Leuten in der Nähe des Quarteis ^ und zog dann auf dem nördlichen
Flufsufer in die Wälder , um die verschiedenen jetzt reifenden Früchte
aufzusuchen. Diese Gewohnheit haben alle Wilden; sie kennen die Zeit
(*) D. F. DE AZARA. Essais sur l'hisloire naturelle des Quadrupèdes du Paraguay etc.
Vüi. II. p. .32.
der Reife einer jeden Frucht genau, und sind nicht mehr zu halten, sobald
dieselbe herannaht. Jetzt war die Qipö oder Schlingpflanze an der Zeit,
welche von ihnen Atschd{^'') genannt wird. Sie wickeln die grünen Stengel
dieses Gewächses in Bündel zusammen und nehmen sie mit nach ihren
Hütten; dort rösten sie dieselben am Feuer und kauen sie; sie enthalten
ein starkes nahrhaftes Mark, welches völlig den Geschmack unserer Kartoffel
hat.
Als ich meine Absicht, die Bekanntschaft der im Quartal angekommenen
Botocuden zu machen, erreicht hatte, kehrte auch ich wieder
nach dev llha do Chane zurück, wo meine Leute meiner harreten. Sie
hatten auf einer kleinen benachbarten, mit dichtem Gebüsche bewachsenen,
und nur durch einen unbedeutenden seichten Canal vom festen Lande
getrennten Insel, Rehe entdeckt, und eines davon erlegt. Diese Rehart
ist diejenige 5 welche AZARA(''"'9 ^nl^er dem Nahmen des Guazupita
beschrieben hat, sie ist die gemeinste und überall in Brasilien verbreitet.
Das Fleisch dieser Rehe fanden wir sehr verschieden von dem unserer
europäischen; es ist nichts weniger als schmackhaft, äufserst mager,
trocken und von so groben Fasern, dafs man es kaum dem Fleisch einer
alten Kuh an die Seite setzen kann. Da indessen die Wahl der Lebensmittel
in diesen einsamen Wildnissen so äufserst beschränkt ist, so war
uns jedes geniefsbare Thier willkommen. Wir verweilten etwa noch eine
Woche auf dieser Insel bey sehr häufig eintretendem Regenwetter; meine
Jäger entschädigten mich indessen für die dadurch verursachten Beschwerden,
durch manche interessante Bereicherung meiner Sammlungen. Eine
grofse Eule liefs regelmäfsig alle Morgen und alle Abende in der Dämmerung
ihre laut klopfende Stimme hören; nach langen vergeblichen Suchen
gelang es uns endlich ihrer habhaft zu werden; sie scheint zu einer noch
(*) Diese Pflanze ist wahrscheinlich eine ße^onia; sie steigt an den Stammen in die Höhe.
(**) Essais Sur l'hisl. natur. des Quadrup. du Paraguay etc. Yol. I. p. 82.
<
. —