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J O S É D E A N C H I E T A N a c h r i c h t ? wo es unter andern heifst: , ,Diese
Leute wa r en die wildesten iind unmenschlichsten an der ganzen Küste^
sie hatten einen riesenmäfsig-en Körpe rbau, und besafsen g^rofse S t ä r k e ,
wa r en g^eübt in der Behaadlung d e sBo g e n s , und Feinde aller andern Nationen
u.s. w. " und f e rne r : „De r Distrikt, welchen sie bewohnt en, wa r
klein, er erstreckte sich vom Flusse Pardiha bis zum i J /acca/ ie u. s .w. "
Pater J O A O D E A L M E I D A fand bey ihnen im Wa l d e zu seinem
grofsen Schrecken ein ganzes menschliches Skelett aufgestellt, wi e
S o uTHEY erzählt. Ihre Hatten bauten sie nach seinen Nachrichten gleich
Taubenschlägen auf einem einzigen Pfahle in die L u f t , schliefen blos auf
einem Haufen Blätter und tranken kein Flufs- oder Çuel lwa s ser , sondern
nur sol che s , welches in Gruben, die sie in den Sand gemacht ha t t en,
sich sammel te ( f ) . Vo n allen Seiten führten diese drey St ämme untereinander,
und mit den Europäern, so wie mit den Küsten-Indiern Kr i e g ,
besonders aber hatte die Colonie der Portugiesen am Espirito Santo
sehr durch sie gelitten. Im J ahr i63o brachte man ihnen eine sehr
harte Nieder lage bey ( f t ) - Späterhin wurden sie nach und nach ausgerottet
oder unterjocht und entwilderfc, wodurch die Ansiedlungen am
Pardiha ent s tanden, welches jetzt die reichste und blühendste Landschaft
zwischen Rio de Janeiro und Bahia ist. Die ganze Gegend ist
mit einzelnen Fazendds und Pflänzlingen bedeckt , und am Flusse Pardiha^
der diese fruchtbare Ebene durchschneidet, erhebt sich am südlichen
Ufer, etwa 8 Stunden von der S e e , eine beträchtliche Villa^ wel che
(•*) » Er a esta sorte de gente a mais feros e deshumana que havia portoda a costa, em
corpos eram agigantados de grandes forças , destro em arco, ìniraigos de todas as naçôes etc.«
und : » O destricto (jue liabitabam era pequeño dentro dos termos dos Ríos Paraiba e
Machaé etc. «
( * * ) S. Lebensbeschreibung des Padi-e J oÂo de A l me ida .
( t ) S ouTHEï ' s history of Brazil. Y. IL p. 665.
( t t ) Ibid. p. 666.
A u f e n t h a l t zu Vi l l a de S. S a l v a d o r 121
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den Nahmen einer Stadt {(^idade') verdient. T^illa de S. Salvador dos
Campos dos Goaytacases zählt etwa 4 bis 5ooo Einwohne r , der ganze
Distrikt soll ungefähr eine Bevölkerung von 2 4 0 0 0 Seelen haben. Sie
heifst gewöhnlich blos Cainpos, ist ziemUch gut gebaut , mit regelmäfsigen,
grofsentheils auch gepflasterten Strafsen und netten freundlichen Häusern
, worunter einige von mehreren Stockwe rken sind. E s sind hier
die nach alt portugiesischer Art mit hölzernen Gitterwerken verschlossenen
Balkons noch üblich. In der Nähe des Flusses befindet sich ein
Platz, auf wel chem das öffentliche Gebäude erbaut ist, wor in die Sitzungen
der Stadtgerichte gehalten we r den, und in welchem sich auch die
Gefängnisse befinden. In dieser Stadt sind 7 Kirchen, 5 Apotheken und
1 Hospi tal , wo sich etwa 20 Kr anke befanden. Ein Chirurg versieht
d a s L a z a r e t h ; übrigens soll diese Gegend einige bessere Aerzte besitzen,
als man sie in den andern Distrikten dieser Küste antrifft, AVO man eine
Ver t rauen verdienende ärztliche Hülfe leider öfters vergeblich sucht.
Die Stadt liegt sehr angenehm, dehnt sich beträchtlich längs dem Ufer
des schönen Pardiha aus , und gewähr t einen angenehmen Anbhck,
besonders wenn man sie von dem We g e am Flusse abwär t s betrachtet.
Ueberau herrscht Leben an dem Uf e r , und eine r e g s ame , mehrentheils
farbige Menschenmenge wi rd hier in Handels - und andern Geschäften
umher bewegt . In Campos wird mit mancherley Produkten ein ziemlich
beträchtlicher Handel ge t r i eben, besonder s aber erzeugt die Gegend am
Pardiha aufwär t s eine grof se Menge Zucker , so wie auch an dem kleinen
Flusse Mariahe, der an der nördlichen S e i t e , S. Salvador gegenüber ,
in den Pardiha fällt, bedeutende Zucke r -Eng enhos gefunden werden.
Kaf fee, Baumwol le und alle andere Produkte gedeihen vortrefflich und
selbst europäische Gemüse sieht man auf den Markten. Das Hauplerzeugnifs
indessen ist Zu c k e r , und der daraus bereitete Branntwein. Unter
den Bewohne rn sind reiche Leut e , welche ihre Zucker -Engenhos in der
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