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1 2 2 A u f e n t h a l t zu Villa de S. Salvador
Nähe des Flusses ZUIB Theil mit i5o und mehreren Sclaven betreiben:
man gewinnt aufser dem Branntwein auf solchen Werken 4 bis 5ooo
Arroben Zucker in einem Jahre. Schon denkt man an Verbesserungen
der Fabrikatnr, und ist im Begriff Dampfmaschienen anzuwenden. Das
Engenho des Herrn Capitam N E T T O F I Z , welcher uns viele Höflichkeiten
erwies, ist sehr schön und zweckmäfsig eingerichtet; seine Zuckerpflanzungen
sind beträchtlich, und er besitzt aufser demselben noch
zwey andere Fazendds am Miiriàhé. In diesem Distrikte am Paräiba
und Mariähe zählte man im Jahr i8oi schon 280 Engenhos, worunter
sich 89 gröfsere sehr einträgliche befanden Man findet in der Stadt
schon einen bedeutendem Grad von Luxus , besonders im Anzüge,
worauf die Portugiesen viel verwenden. Reinlichkeit imd Nettigkeit ist
diesem Volke, selbst den niedern Ständen, in Brasilien wenigstens, allgemein
eigen. Besucht man aber die innern Gegenden des Landes,
oder die weniger bedeutenden Prilla s^ so wird man allgemein die
Bemerkung machen, dafs die Pflanzer bey ihren alten Gewohnheiten
stehen bleiben, ohne im geringsten auf Verbesserung ihrer Lage zu
denken. Man findet da reiche Leute, die in einem Jahre mehrere mit
Gütern beladene Tropcts nach der Hauptstadt senden, die vielleicht 1000
oder i5oo Stück Ochsen dahin verkaufen, und deren Hütten dennoch
schlechter sind, als die unserer ärmsten deutschen Bauern: niedrig, nur
einstöckig, aus Lehm aufgeführt und selbst nicht einmal weifs angestrichen;
nach einem ähnlichen Mafsstabe ist die ganze übrige Lebensart
eingerichtet, Reinlichkeit im Anzüge wird aber selten vermifst. Viehzucht
soll die Gegend am Pardiha nicht hinlänglich besitzen, obgleich
sich diese Ebenen doch so vorzüglich hiezu eignen; man zieht einige
Maulthiere, die aber nicht so stark und schön sind, als die von Minas
Geraes und Rio Grande, Schaafe und Ziegen sind klein, und
(*) Corografìa brasilica. T. II. p. /17.
A u f e n t h a l t zu Villa de S. Salvador 123
die Schweine gedeihen nicht so gut als in andern Gegenden. Ich hatte
Campos dos Goaytacases besucht, nicht um statistische Nachrichten
über diese Gegend zu sammeln (in Hinsicht deren ich auf andere Werke
verweisen mufs), sondern um die Völker - und Naturmerkwürdigkeiten
der Gegend kennen zu lernen. Da ich diesen Zweck hier bald erreicht
hatte, so war mein Aufenthalt nur von kurzer Dauer und wir eilten, die,
für uns interessanteste Seltenheit am Pardiha^ nehmlich einen in der
Nähe wohnenden Stamm noch roher, wilder Tapuyas zu besuchen.
Der Oberst M A N G E L GARVALHO DOS SANTOS , Commandant des
Distrikts von 5. Salvador und Chef des hiesigen Landmiliz-Regiments,
hatte uns sehr zuvorkommend empfangen; als wir ihm den Wunsch
äufserten, die Mission von 5. Fidelis^ höher oben dJi\ Pardiba zu besuchen,
so hatte er die Güte uns einen Officier mit einem Soldaten als
Führer zu geben. Wir richteten uns schnell zu jener interessanten Reise
ein, und verliefsen am yten October mit Zurücklassung unseres Gepäckes,
S. Salvador,
Der Pardiha entspringt in der Capitania von Minas Geraes^ fllefst
zwischen der Serra dos Orgäos und der von Mantiqaeira in östlicher
Richtung herab, und ist schon auf der kleinen Karte angemerkt, welche
der Engländer M A W B von seiner Reise nach Tejaco gegeben hat. Er
nimmt mehrere Nebenflüsse, den Parahibuna^ Rio Poniha und andere
auf, und durchströmt die grofsen Urwälder zwischen gebürgigen Üfern,
bis er endlich, seiner Mündung nahe, in die Ebenen der Goaylaca-
Indler tritt. Hier ist jetzt alles bebaut und belebt, aber wenn man über
diese Ebenen hinauf steigt, in jene grofsen Wälder, so sind die Ufer
des Pardiba noch von Urvölkern bewohnt, die man nur zum Theil entwildert
und angesiedelt hat. Unser W e g führte anfangs längs dem Flusse
hin, dessen Ufer herrliche Gebüsche von Mimosen, Bignonien und dergleichen
zieren. Nahe bey der Stadt stehen einzelne hohe Cocospalmen,
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