R e i s e von Caravel las nach dem Rio Gr. de Belmente
umlieg-enden Geg-end arbeiteten mehrere Jahre in seinem Dienste, reinig--
ten die schönen Höhen, welche sich längs der Küste hinziehen, von ihrem
Holze, und bebaueten das Ganze. An der Seeküste lieis er eine grofse
Menge von Cocosbäumen pflanzen; das Wohnhaus wurde von Lehm
erbauet und mit Stroh gedeckt, und in derselben Linie wurden eine
Menge Hutten für die Neger, so wie eine grofse Mandiocca-Fabrik und ein
Vorrathshaus eingerichtet. Das Fabrikgebäude war indessen jetzt in einem
sehr verfallenen Zustande. Acht oder zehn grofse irdene Pfannen zum
Trocknen des Mehls waren zwar noch da, aber zum Theil zerbrochen.
Die Lage und der Boden dieser Besitzung ist vortrefflich; grüne Hügel
mit Gebüschen erheben sich am Meere, und man hatte schon eine grofse
Strecke vom Walde befreyt. Man verstand aber, wie es scheint, nicht,
die Neger in der Zucht zu halten , denn diese waren in einem Zustande
der Meuterey; sie benutzten die Produkte der Pflanzungen für sich selbst,
und verweigerten oft die ihnen aufgetragene Arbeit, um statt derselben
in den umherliegenden Wälder n zu jagen oder sich mit dem Fang wilder
Thiere in ihren Mándeos zu beschäftigen. Herr FR A Z E R war gegenwärtig
in Bahia und hatte während seiner Abwesenheit einem Portugiesen
aus f^illa do Prado die Aufsicht der Fazenda übergeben. Bey unserer
Ankunft nahm uns der FezYor auf; die Neger , welche eben versammelt
waren, um nach ihrer Trommel-Musik zu tanzen, kamen sogleich herbeygelaufen,
die Fremden zu betrachten. Bald war das ganze Zimmer mit
diesen Sclaven angefüllt, die jung, schön gebildet, und zum Theil von
hohem kräftigem Körperbau waren, aber der Feitor hatte nicht so viel
Autorität, um xms ermüdete Reisende von dieser lästigen Gesellschaft
zu befreyen. Ich hielt mich einige Tage hier auf, und fand Gelegenheit,
die kürzlich erst von ihren Bewohnern verlassenen Hütten der Patachos
im Walde zu besuchen; einige Jndier von Comechatibá führten
mich dahin.
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Das Meer bildet in dieser Gegend einen guten Hafen, der zwar nicht
besonders gegen die Winde , indessen doch gegen die See durch ein Felsenriff
geschützt ist, auch einen guten Ankergrund und den Vortheil hat,
dafs sein Eingang den Schiffern durch ein Merkmal kenntlich gemacht ist.
Die Brandung wirft auf den Sand der Küste eine grofse Menge von Fucus-
Arten, Sertularien und andere Zoophyten, allein nur wenige Arten von
Conchylien. In der Abenddämmerung schwärmte häufig der grofse Wampyr
{Phjlostomus Spectrum) oder Gaandirá , den man im Fluge leicht
für eine kleine Eule halten könnte. Unsere Lastthiere wurden von einigen
derselben verwundet und bluteten stark. Diese Eigenheit der gröfsern
Fledermaus-Arten in der heifsen Zone^ Thieren Blut auszusaugen, will
man in Brasilien selbst auf alle kleinere Arten dieses Geschlechts ausdehnen;
allein das Vorgeben, dafs sie auch den Menschen auf diese Weise
beschwerlich werden, habe ich nicht bestätigt gefunden. Die hier wohnenden
Indier leben von ihren Pflanzungen, von der Jagd, besonders aber
vom Fischfange; daher sieht man sie bey stillem Wet ter häufig in ihren
Canoen auf dem Spiegel des Meeres umher schiffen. Sie bringen eine
Menge von Fischen mit zurück, und um ihre Häuser her liegen die Panzer,
Schädel und Knochen der Riesen-Schiidkröten {Tartarugas) zerstreut
Von Comechatibá nördlich liegen wieder hohe Wände und Felsen
an der See, die an einer Stelle selbst so in das Meer vorrücken, dafs
man sich genöthigt sieht, einen Umweg über die Höhen zu machen; hier
oben findet sich eine Fläche, welche den Nahmen Imbassuaba trägt.
Sie ist ein von Wald ringsum eingeschlossenes Campo mit schönen Gräseini
und mancherley wilden Pflanzen, die uns neu und für unsere Sammlungen
willkommen waren; auf der Erde wuchs hier im Schatten der
Bäume unter andern das Rennthier-Moos {Liehen rangifcrinas^ LI N N . )
in Menge; diese Pflanze, die im Norden eine der nützlichsten Thierarten,
das Rennthier, ernährt, hat eine weite Verbreitung. Von da
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