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28: R e i s e von Cciravellas nach dem Ri o Gr. de Bclmonte
dorthin ist ein ebener fester Sand, gegen den aber heute die See sehr
wild heran rollte, da starker Wind die Brandung bewegte. In den
dichten Gebüschen der Guriri-und yiricuri-P&\men, die sich längs dem
Ufer hinziehen und von höheren lorbeerartigen Bäumen überschattet
werden, findet man sehr häufig eine kleine Art von Penelope , die mit
dem Parraqua {^Penelope Parraqua^ TEIVEVIINCK) nahe verwandt zu seyn
scheint; sie wird an der Ostküste Aracuan{^^ genannt, und als ein sehr
gut efsbarer Vogel gejagt ; an Gröfse wie an Geschmack kommt er
ziemlich unsern Fasanen gleich. Mein Hühnerhund, der diese Gebüsche
beständig absuchte, fand viele dieser Vögel , welche immer paarweise
mit grofsem Geräusch aufflogen; nach ihnen zuschiefsen war hier nicht
leicht, da das Dickicht zu sehr mit Stachelgewächsen angefüllt und zu
verflochten war.
Gegen Mittag erreichten wir wieder eine Barra P^elha ^ einen ehemaligen
Ausflufs des Hio do Prado^ wo aber unsere Thiere beladen durchgehen
konnten, da wi r gerade die Zeit der Ebbe getroffen hatten. Jenseits
sind wieder Mangue-Gebüsche in der Nähe des Flusses Prado, und an
dessen nördlichen Ufer liegt auf einer etwas erhöhten sandigen Fläche
die f^äla. Hingestreckt im,Sande des Ufers warteten wir sehr lange,
bis es einigen Bewohnern gefiel, uns in einem Canoe überzusetzen.
In dem Casa da Camara wies man uns eine leidliche Wohnung an.
Die P^illa do Prado^ welche anfänglich aus Indiern gebildet wurde,
ist unbedeutender als Alcohaga^ denn sie hat nur etwa 5o bis 60 Feuerstellen
und 600 Einwohner. Ihre Häuser sind zum Theil in Reihen, zum
Theil zerstreut auf einer weifsen Sandfläche erbaut. Die V^inca rosea
(*) Der Aracuan scheint auf den ei'sten Anblick eine Art mit iXcm Parraqua auszumachen,
ist aber ohne Zweifel eine j)esonclere Speeles, da er heslandig yiel kleiner ist, und auch in
der Färbung seines Gefieders etwas abweicht. Er scheint v. HUMBOLDTS Phasianus garrulus
zu seyn.
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R e i s e von C a r a v e l l a s nach dem R i o Gr. de B c l m o n t e ^85
bildet eine Decke auf diesem heifsen Boden, wo übrigens unsere Lastthiere
nur sehr schlechte und sparsame Nahrung fanden. Noch mehr
als in Alcohaga fehlt es hier in dieser kleinen P^illa an manchen Bedürfnissen.
Einige Lanchas unterhalten einen kleinen Küstenhandel mit Farinha,
wovon man jährlich etwa 8000 Alkeren ausführt, mit etwas Zucker
und andern Produkten der hiesigen Wälder und Pflanzungen. Der Flufs
hat eine mäfsige Stärke, ist fischreich und seine Barra ist nicht ungünstig
für die Schifffahrt, indem beladene Sumacas einlaufen können. Auf
Befehl der Regierung machte unser Landsmann, der Herr Ingenieur-Major
F E L D N E R , eine Entrade in die Wälder von J^üla do Prado in nordwestlicher
Richtung, um einen W e g nach Minas Geraes zu bahnen. Er überwarf
sich mit dem O^WZOR M A R C E L I N O DA CUNHA, der dieses Vorhaben
nicht unterstützte, und da er von den Anordnungen dieses Mannes
völli-g abhieng, so scheiterte die ganze Unternehmung. Herr Major FELDNER
war genöthigt, einige Zeit auf einer Insel zuzubringen; dort wurde
er sehr krank, und litt mit seiner Begleitung solchen Mangel, dafs sie
genöthigtwaren, einen Hund zu schlachten, um ihren Hunger zu stillen.
Ein entwilderter Botocude, SIMAM, stellte damals den Kranken durch
eine Schaale Honigs, die er ihm gesucht, von einem heftigen Fieber
wieder her. Auf den Genufs desselben trat ein starker Schweifs ein, und
die Krankheit war gehoben.
In den Wäldern am liegen die Rossen der Bewohner
vom Prado zerstreut. Diese Wildnisse enthalten aber auch eine grofse
Menge jagdbarer Thiere, schöner Holzarten und wilder Früchte. Das
Brasilienholz ist hier in Menge; die Schuhmacher gebrauchen es, um
damit das Leder schwarz zu färben: setzt man aber Asche zu dieser
Farbe, so wird sie röthlich {rocho]. Unter den Vögeln, welche die
Gebüsche in der Nähe der P-Üla beleben, ist der obenerwähnte Aracuan
sehr häufig; Tucane und Papageyen werden von den Bewohnern