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 Pi e i s e  v om  R i o  D o ç e  b i s  z um  F l u s s e  A l c o b a ç a  R e i s e  v om  R i o  D o ç e  b i s  z um  F l u s s e  A l c o b a ç a  2 5 5  
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 Auftrag,  mit  den  nöthigen  Leuten  jenen  unternehmenden  ßfineiro  zu  
 unterstützen 5 um  aufder  vonihm  gemachten  Picade  eine  völlig"  gangbare  
 Strafse  durch  jene Wälder  hinauf  schlagen  zu  lassen.  Ich  hatte  die  Freude,  
 diesen  interessanten  Mann  hier  zu  finden,  und  erfuhr  von  ihm  die  nähern  
 Umstände  seiner  kühnen,  äufserst  merkwürdigen  und  gefahrvollen  Unternehmung. 
   Mit  Nachsuchen  nach  Edelsteinen  beschäftigt,  fafste  er  bey  
 seinem  täglichen  Aufenthalt  im Waide  den Entschlufs,  jene  dichten  Wildnisse  
 zu  durchbrechen  und  längs  des  Flusses,  den  er  für  den  5.  Matthoeus  
 hielt,  hinab  vorzudringen.  Er  liefs  einige  Jahre  hindurch  auf  eigene  
 Kosten  eine  Strafse  durch  den  Wald  fortführen,  und  als  die  Arbeit  bis  zu  
 einem  gewissen  Grad  vorgerückt  wa r ,  unternahm  er  zu  Fufs  diese  Pieise  
 mit  22  Soldaten  und  bewaffneten  Freywilligen.  Er  stiefs  auf  die  Aldea  
 des  Capüam  T O M É ,  eines  berühmten  indischen  Anführers,  welcher  Indianer  
 von  verschiedenen  Stämmen  in  den  inneren  Waldungen  am  obern  
 Macuri  versammelt  hatte;  schon  früher  hatte  er  an  dieser  Stelle  viele  
 von  ihnen  getauft.  Jetzt  besteht  die ^/ t /e«  nicht  mehr,  da  der  Heerführer  
 gestorben  ist;  doch  sieht  man  an  der  Stelle,  wo  sie  stand,  noch  verwilderte  
 Bananenstämme  und  andere  Gewächse,  welche  gegenwärtig  von  
 umherziehenden  Wilden  benutzt  werden.  Nach  einer  Reise  von  etwa  5o  
 Tagen  gelang  es  dem  Capitam^  die  Seeküste  zu  erreichen,  wo  er  nun  erst  
 bemerkte,  dafs  er  nicht  dem S,  IVIatthceus^  sondern  dem Macuri  gefolgt  sey.  
 Diese  Reise  war  mit  grofsen  Beschwerlichkeiten  verbunden.  Oft  fehlte  es  
 der  Truppe  an  Lebensmitteln;  es  zeigten  sich  ihnen  alsdann  keine  jagdbaren  
 Thiere und  der Fischfang war  nicht  ergiebig.  Sie  kaueten  dann  einige  
 Früchte  und  Wurzeln,  oder  hielten  sich  mit  etwas  Palmit  oder  wildem  
 Honig,  den  sie  im  Walde  fanden,  hin,  bis  ein  glücklicher  Zufall  wieder  
 ein  Thier  ihnen  in  den  Schufs  führte.  Ani  Bolocados  ^  die  in  dem  obern  
 Theile  dieser Wälder  wohnen,  trafen  sie  zum  Glück  nicht,  allein  sie  fanden  
 oft  die verlassenen  Hütten  derselben  und  vermutheten  selbst,  einigemal  
 von  jenen Wilden  beobachtet  worden  zu  seyn.  Zur  J agd  und  zum  Schutz  
 gegen  die Wilden  waren  dem  Capitam  die  verschiedenen  indischen  Soldaten  
 sehr  nützlich;  denn  er  hatte  Capuchos  und  andere,  auch  selbst  einen  
 unter  den  Portugiesen  auferzogenen  Botocuden  unter  seinen  Leuten.  Bey  
 dem  vier  Tagereisen  weit  den  Flufs  aufwärts  sich  befindenden  Falle  des  
 Macuri  hätten  sie  bald  ihr  sämmtliches  Gepäck  verloren.  Sie  hatten  nehmlich  
 einen  Flofs  von Baumstämmen  erbauet,  um  ihre  Gewehre,  Lebensmittel, 
  Kleider  u.s. w.  darauf  zu  laden;  das  Fahrzeug  wurde  aber  vom  Strome  
 fortgerissen,  das  Gesträuch  am  Ufer  streifte  die  ganze  Ladung  ab,  und  nur  
 mit  der  gröfsten  Mühe  fischte  man  die  Waffen  noch  aus  dem  Was ser .  
 An  den  letzten  Tagen  dieser  kühnen,  gefährlichen Waldreise  trat  eine  
 völlige  Hungersnoth  unter  der  Truppe  ein;  schon  waren  sie  davon  ganz  
 entkräftet,  als  sie  unerwartet,  etwa  zwey  Tagereisen  von  der  P^illa  de  
 Macuri^  die  letzte  unbewohnte  Pflanzung  am  Flusse,  welche  zu  Morro  
 d'Arara  gehört,  erreichten.  Mit  Heifshunger  fiel  die  ganze  Gesellschaft  
 über  die  rohen Mandioccavvurzeln  her,  unter  welchen  sich  unglücklicher  
 Wei se  auch  Mandiocca  hroöa  ^ eine  schädhche  Art ( - ) ,  befand.  Ein  
 heftiges Erbrechen,  welches  auf  den  Genufs  derselben  erfolgte,  hatte  die  
 muthlosen  Abentheurer  noch  mehr  geschwächt,  als  einige  ihrer  J äger  so  
 glücklich  wa ren,  einen  grofsen  Anta  {Tapiras  americanus)  zu  erlegen.  
 Alle  konnten  sich  nun  durch  eine  gesunde  Nahrung  wieder  stärken.  
 Am  folgenden  Tage  erreichte  die  vielgeprüfte  Truppe  das  Ziel  ihrer  
 kühnen  Anstrengungen  und  rückte  in  der  J^illa  zu  Macuri  unter  dem  
 Freudenfeuer  und  dem  Jubelruf  der  Einwohner  ein.  Nunmehr  sollte  auf  
 der  Picade  des  Capitam  die  Strafse  durch  jene  Wä lder  eröffnet  werden,  
 und  man  erwartete  dazu  nur  noch  die  Ankunft  des  Oavidor.  Nach  und  
 nach  fanden  sich  schon  die  dazu  bestellten  Waldarbeiter  von  S.  Matthceus^  
 ( * )  Selbs t  der  ausgeprei s te  Sa f t  dieser  Ar t  Mandiocca  ist  schädlich  und  tödlct  Tlüe r e ,  
 zum  Beyspiel  S cha a f e ,  wovon  uns  I^OSTER  p.  870  ein  Beyspiel  erzählt.  
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