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 i g 8  Aufenthalt  zu  Capitanía  und  Reise  zum  Rio  Doge  
 Seetang  (FÜCHÄ),  welche  die  See  auswirft,  aber  wenig  Conchilien.  Auf  
 einigen  Felsgruppen  im  Meere  nistet  die  stahlblau  glänzende  Schwalbe  
 (^Hirundo  violacea\  An  dieser  Küste  liegen  weit  von  einander  entfernt,  
 und  in  dem  dichten  Gebäsche  zerstreut,  einzelne  Wohnungen  der  Indier^  
 einTheil  ihrer  Bewohner  wagt  sich  in  Ganoes  weit  in  die  See  hinaus  j  
 um  Fische  zu  fangen.  Ein  kleiner  Bach,  in  dessen  Bette  der  Boden  so  
 weich  war,  dafs  unsere  Thiere  tief  in  denselben  einsanken,  hielt  uns  
 lange  auf,  unsere  Tropeiros  MARIANO  und  FEUPPE  suchten  und  fanden  
 endlich  mit  den  Reitthieren  eine  festere  Stelle,  indem  sie  sich  ihrer  Kleidungsstücke  
 entledigten,  und  wir  alle  kamen  glücklich,  obgleich  etwas  
 benetzt,  hinüber.  Noch  vor  dem  Einbrechen  der  Dämmerung  erreichten  
 wir  das  QaarteL  
 Qaortel  do  Riacho  ist  ein Militärposten,  bestehend  aus  einem  Unterofficier  
 und  sechs  Soldaten,  zur  Wei terbeförderung  der  Befehle  und  zur  
 Verbindung  mit  der  Postirung  am  Rio  Doge,  Am  Meeresufer  liegen  
 zwey  Häuschen,  in  deren  einem  die  Familien  einiger  Soldaten  wohnen,  
 die  auf  den  nahen  Pflanzungen  ihren  Unterhalt  gewinnen.  Der  hier  
 commandirende  Unteroificier  war  ein  vernünftiger  Mann,  der  uns  manche  
 interessante  Nachricht  gab.  Von  nun  an  erhielten  wir  von  dem  Kriege,  
 den  man  in  den  Wäldern  am  Rio  Doge  mit  dem  feindlichen  Stamme  der  
 Botocudos  führt,  immer  genauere  Kunde,  da  wi r  jetzt  an  den  Gränzen  
 der  Wildnisse  jener  Nation  angelangt  waren.  Der  Unterofficier  selbst  
 hatte  einen  Pfeilschufs  durch  die  Schulter  erhalten,  als  er  noch  auf  einem  
 der  Qaartelle  am  Rio  Doge  diente;  er  wa r  aber  völlig  von  dieser  gefährlichen  
 Wunde  geheilt.  Der  Stamm  der  Botocudos  (von  den  Europäern  
 so  genannt)  streift  an  den  Ufern  des  Rio  Doge,  bis  hinauf  zu  dessen  
 Ursprünge  in  der  Capitania  von  Minas  Geraes,  in  den  Wäldern  umher.  
 Diese  Wilden  zeichnen  sich  durch  die  unter  ihnen  herrschende  Sitte,  
 Menschenfleisch  zu  essen,  und  durch  ihren  kriegerischen  Geist  aus;  sie  
 A u f e n t h a l t  zu  Capitania  und  Reise  zum  Rio  Do?e  99  
 leisteten  den  Portugiesen  bisher  beharrliche  Gegenwehr.  Wenn  sie  auch  
 zuweilen  an  einem  Orte  mit  allen  Zeichen  friedlicher  Gesinnungen  erschienen, 
   so  begiengen  sie  dagegen  an  einem  andern  Feindseligkeiten  
 und  Ausschweifimgen,  und  es  hat  daher  nie  ein  dauerndes  Einverständnifs  
 mit  ihnen  statt  gefunden.  Schon  vor  vielen  Jahren  hatte  man,  acht  
 oder  zehn  Legoas  aufwärts  am  Rio  Doge  ,  an  der  Stelle  ,  wo  jetzt  die  
 Povoagäo  woxv Linhares  erbaut  ist,  einen  Militärposten  {Destacamentd)  
 von  sieben  Soldaten  errichtet,  und  ihn  mit  einer  Kanone  versehen,  um  
 die  neu  anzulegende  Strafse  nach  Minas  zu  decken.  Anfangs  wurden  die  
 Wilden  wirklich  dadurch  zurückgescheucht;  als  sie  aber  nach  und  nach  
 mit  den  Europäern  und  ihren  Waffen  bekannter  geworden,  verlor  sich  
 allmählich  ihre  Furcht.  Einst  überfielen  sie  das  Qaartel,  tödteten  einen  
 der  Soldaten,  und  würden  auch  die  übrigen,  die  schnell  entflohen  waren?  
 noch  eingeholt  und  getödtet  haben,  wenn  diese  nicht  in  dem  Flusse  ihr  
 Heil  gesucht  und  auf  dem  zufällig  eben  mit  der  Ablösung  anlangenden  
 Canoe  sich  gerettet  hätten.  Da  die  Wilden  sie  nicht  erreichen  konnten,  
 so  verstopften  sie  nun  die  Kanone  mit  Steinen  und  zogen  sich  dann  wieder  
 in  ihre  Wälder  zurück.  Der  kürzlich  verstorbene  Staatsminister,  
 Conde  DE  L I N H A R E S ,  erklärte  ihnen  hierauf  in  einer  bekannten  Proclamation  
 förmlich  den  Krieg;  auf  seinen  Befehl  wurden  die  am  Rio  
 Doge  schon  früher  errichteten  Militärposten  verstärkt  und  vermehrt,  um  
 die  Ansiedelungen  der  Europäer  und  den  Verkehr  nach  Minas  stromaufwärts  
 zu  decken.  Seitdem  verschonte  man  die  Botocudos  nirgends  
 mehr;  ohne  Unterschied  des  Geschlechts  und  des  Alters  wurden  sie  ausg 
 e r o t t e t ,  wo  man  sie  fand,  und  nur  hie  und  da  bey  besondern  Veranlassungen  
 wurden  einzelne,  noch  völlig  unmündige  Kinder  erhalten  und  
 aufgezogen.  Der  Ausrottungskrieg  gegen  sie  wurde  mit  um  so  gröfserer  
 E r b i t t e r u n g  und  Grausamkeit  geführt,  je  fester  man  sich  überzeugt  hielt,  
 dafs  sie  alle  in  ihre  Hände  gefallene  Feinde  tödteten  und  ihr  Fleisch  
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