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56 R e i s e von S. S a lvador zum Flusse Espirito-Santo
Orte selbst seicht ist, und das eigentliche Fahrwasser jenseit einiger
Inseln liegt. Die Einwohner sind meistens Seeleute und Fischer, welchen
der Handel von <S. Salvador mit den Produkten der Gegend Nahrung
giebt. Unsere voran geeilten Jäger, die wir bey unserer Ankunft in der
J^illa fanden, hatten verschiedene Thiere erlegt, auch hatten sie ein
Paar lebende Gürtelthiere {Dasypus) mitgebracht. Diese sonderbaren
Geschöpfe sind in Brasilien sehr gemein und es giebt ihrer mehrere
Arten. Diejenige, welche wir jetzt lebend besafsen, wird hier Tatú
peba^ in den meisten Gegenden aber gemeiner oder wahrer Tatú, Tatú
verdadeiro genannt, und giebt einen sehr wohlschmeckenden Braten
Wir hatten diese beyden Thiere während der Nacht getrennt, und das
eine in einen Sack, das andere hingegen in einen festern Kerker gesteckt.
Als wir sie am Morgen füttern wollten, hatte das erstere den Sack durchgekratzt
und sich durch die dicke Lehmwand des Hauses hindurch gearbeitet
und gerettet.
Zwey Tage verweilten wir zu S. Joäo^ um unser mitgebrachtes
Jacaré zu präpariren, welches uns einen ganzen Tag anhaltend beschäftigte.
Nach Vollendung dieser Arbeit trafen wir wieder Anstalten zur
Fieise. Der Jaiz (Puchter oder Bürgermeister) hatte uns Schiffer und vier
grofse Canoe's gegeben, um unser Gepäcke über den Pardiha zu schaffen;
der Wind bewegte die ansehnliche Wasserfläche des Flusses so sehr, dafs
kleine Canoe's wohl in Gefahr des Umschlagens gewesen seyn würden.
Wir hörten beständig die nahe Brandung des Meers, während wir den
Flufs w^eit hinunter um eine mit angenehmen Gebüschen bedeckte Insel
herumfuhren. Hier wuchs unter andern eine schöne strauchartige Cleome
mit grofsen weifsgelblichen Blumenbüscheln und purpurrothen Staubfäden,
die 12 bis i5 Fufs \\o\ie-Malv)acea mit grofsen sanftgelben Blumen
(*) Diese Art ist das Tnloa noir des AZARA, siehe Essais sur les Quadr. da Paraguay
etc. T. IL p. 175.
R e i s e von S. S a l v a d o r zum Flusse E s p i r i t o - S a n t o iSy
und herzförmigen Blättern (-), die ^ninga^ eine merkwürdige, hochstämmige
Art Arum {Aram liniferam^ ARRUDA, ('•"•-) mit grofsen eyförmigen
Früchten und weifslicher Blume. Jetzt überschifften wir den zweyten Arm
des Flusses, und dann einen quer zwischen zwey Inseln hindurch führenden
kleinen Canal, in welchem das von allen Seiten durch hohes Holz
beschützte Wasser völlig todt ist, und daher von vielen Jacare's bewohnt
wird. Während sich das Canoe sehr langsam fortbewegte, späheten unsere
Blicke nach ihnen umher. Die Wurzelbäume Conocarpas und Anicennia
bilden am Ufer mit ihren entblöfsten, bogenförmigen und hoch aus dem
Stamm hervortretenden Wurzeln ein sonderbares Gewebe. Zwischen
diesen sahen wir zuweilen die Jacare's sich auf alten Stämmen und Steinen
am Ufer sonnen. Meine Büchsflinte war stets bereit eine Kugel nach
ihnen zu versenden, allein der Schufs gelang mir dennoch nicht; das
Canoe schwankte ofl:, und ehe das zum Büchsenschufs nöthige Gleichgewicht
wieder eintrat, war das Thier schon ins nahe Wasser hinabgefahren.
Am Ausgange des Canals fanden wir am Ufer der Inseln den
blaulichten Eisvogel {Alcedo Alcyon^ LINN.) sehr häufig; auch tauchten
hier grofse Flüge von einem unserm Cormoran {Carbo Corinoranas) sehr
ähnlichen Scharben, der aber etwas scheu war. Ohne hier wichtigere
Entdeckungen machen zu können, mufsten wir uns begnügen, zwey
Arten von Tang {^Facus)^ die man auch b e y d e Janeiro antrifft
gefunden zu haben, und auf einer langen schmalen Lagoa hinter den
Dünen erlegten wir glücklicher Weise noch einen jener tauchenden Cormorane.
Nordwärts von hier ist die Küste in einiger Entfernung vom
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(*) ARRUDA in seiner Beschreibung der Pflanzen von Pernambacco nennt dies Gewächs
Guackunia do Mangue (^Hibiscus pernambuccensis) siehe KOSTER im Appendix.
( * * ) ARRUDA ebendaselbst.
Pacus lendigerus, LINN., und eine Mittelart von Fucas incisifolius und latifolias.
Turn Hist. Fue.