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 machen,  ist  zwischen  zwey  Baumstänfimen  angebunden,  an  diesen  beyden  
 Stämmchen  ist  höher  oben  eine  (^uerstange  mit  einer  Schlingpflanze  
 befestigt,  g^egen  welche  sie  in  schräger  Richtung  grofse  Palmblätter  von  
 der  Windseite  anlehnen,  und  diese  unten  mit  Heliconia-  oder  P^m'o^a- 
 Blättern,  und  in  der  Nähe  der  Pflanzung-en  mit  Bananenblättern  ausfüttern. 
   Auf  der  Erde  neben  einem  kleinen  Feuer  liegen  einige  Flaschen  
 von  der  Frucht  der  Crescentia  Cajete^  oder  einige  Kürbisschalen,  etwas  
 Wachs,  verschiedene  Kleinigkeiten  zum  Putz,  Rohr  zu Pfeilen  und  Pfeilspitzen, 
   so wie  einige  Federn,  und  Lebensmittel,  als  Bananen  und  andere  
 Früchte,  umher:  Bogen  und  Pfeile  des  Hausherrn  stehen  an  einen  der  
 Bäume  angelehnt,  und  magere  Hunde  fallen  laut  bellend  den  Fremdling  
 an,  der  sich  dieser  Wlldnifs  nähert.  Die  Hütten  sind  klein  und  von  
 allen  Seiten  der  Witterung  derniafsen  ausgesetzt,  dafs  man  bey  ungünstigem  
 Wetter  die  braunen  Bewohner  in  einem  Haufen  dicht  um  das  
 Feuer  zusammengedrängt  und  in  der  Asche  sitzend,  Schutz  suchen  sieht5  
 sonst  liegt  der  Mann  ruhig  ausgestreckt  in  dem  Netze,  während  die  
 Frau  das  Feuer  unterhält,  und  etwas  an  ein  spitziges  Holz  gestecktes  
 Fleisch  bratet.  Feuer,  von  den  Parts  Poté  genannt,  ist  allen  brasilianischen  
 Völkerstämmen  ein  Hauptbedürfnlfs  ;  sie  lassen  es  nie  ausgehen  
 und  unterhalten  es  die  ganze  Nacht,  weil  sie  ohne-  dasselbe  bey  dem  
 Mangel  an  Bekleidung  frieren  würden,  und  weil  es  nebenher  ihnen  den  
 bedeutenden  Vortheil  gewährt,  alle  wilde  Thlere  von  ihren  Hütten  abzuhalten. 
   Ein  solches Haus  verlassen  die Wilden  ohne  Kummer,  wenn  die  
 umliegende  Gegend  ihnen  nicht  mehr  hinlängliche  Nahrung  liefert;  sie  
 ziehen  alsdann  nach  andern  Gegenden,  wo  sie  mehr  Affen,  Schweine,  
 Rehe,  Pacaos,  Agutfs  und  andere  Jagdthiere  finden.  Hier  in  der  Gegend  
 sollen  diese  ParVs  besonders  viele  Brüllaffen  oder  Barbados  {^Mycetes^  
 I l h g e p . i )  geschossen  haben;  auch  boten  sie  uns  wirklich  mehrere  schon  
 halb  gebratene  Stücke  davon  zum  Kaufe  an  ;  das  eine  war  ein  Kopf,  
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 das  andere  eine  Brust  mit  den  Armen,  woran  aber  der  Kopf  fehlte  —  
 ein  sehr  ekelhafter  Anblick!  besonders  da  sie  an  allem  ihrem  Wlldpret  
 die  Haut  lassen,  die  alsdann  schwärzlich  versengt  ist.  Diese  harten,  
 halbrohen  Leckerbissen  zerreifsen  sie  mit  ihren  starken  weifsen  Zähnen.  
 Eben  so  sollen  sie  auch Menschenfleisch  aus  Rachsucht  verzehren;  dafs  
 sie  aber  ihre  eigenen  Todten  auffressen,  um  ihnen  den  letzten  Liebesdienst  
 zu  erzeigen,  wie  einige  alte  Schriftsteller  behauptendavon  
 findet  man  wenigstens  heut  zu  Tage  bey  den  Tapuyas  der  Ostküste  
 keine  Spur.  Die  Portugiesen  der  Gegend  am  Paräiba  behaupten  allgemein, 
   dafs  die  Paris  das  Fleisch  ihrer  erschlagenen  Feinde  verzehren,  
 und  wirklich  scheint  etwas  Wahres  daran  zu  seyn,  wie  die  Folge  dieses  
 Reiseberichts  zeigen  wird;  allein  eingestehen  wollten  sie  uns  dieses  nie.  
 Sie  gaben  uns  auf  unsere  deshalb  an  sie  gethanen  Fragen  zur  Antwort,  
 dafs  nur  d:\GBotocudos  diesen  Gebrauch  hätten.  Der  Engländer  M a w e  
 erzählt  übrigens  in  seiner  Reisebeschreibung,  dafs  die  Indier  zu  Canta  
 Gallo  ungerupfte  Vögel  .afsen.  Dies  habe  ich  nie  von  einem  Wilden  
 gesehen;  sie  nehmen  vielmehr  sogar  die Eingeweide  heraus,  und  haben  
 vermuthlich  Herrn  M a w e  nur  Kunststücke  vorgemacht,  um  ihn  zu  
 untei^halten(='"'Q.  
 Als  wir  bey  den  Hütten  angekommen  waren,  ward  sogleich  ein  
 Tauschhandel  eröffnet.  Wir  machten  den Weibern  Geschenke  mit  Pvosenkränzen, 
   die  sie  besonders  lieben,  wiewohl  sie  das Kreuz  abrissen  und  
 über  dies  Heihgthum  der  katholischen  Kirche  lachten;  ferner  haben  sie  
 besonders  gern  rothe  wollene  Mützen,  Messer  und  rothe  Schnupftücher,  
 und  gaben  dafür  am  liebsten  ihre  Bogen  und  Pfeile  hin;  nach  Spiegeln  
 gelüsteten  die Weiber,  aber  aus  Scheeren  machten  sie  sich  nichts.  Wir  
 tauschten  von  ihnen  eine  Menge  Bogen,  Pfeile  und  mehrere  Tragkörbe  
 (*)  SouTHE-v's  histoiy  of  Bra?;il.  Vol.  I.  p.  879.  
 (**)  J.  Ma-vve's  travels  elc.  p.  124.