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 go  R e i s e  von  Cabo  Frio  bis  Villa  de  S.  Salvador  
 eigensinnig^es  Reit-Maulthier  gieng^  sogleich  mit  einem  solchen  Ungestüm  
 durch,  dafs  an  ein  Aufhalten  nicht  zu  denken  war.  Um  mir  von  den  
 Kisten  der  wildgewordenen  Esel  nicht  die  Knie  und  Beine  brechen  zu  
 lassen,  rifs  ich  mein  Maulthier  auf  die  Seite,  worauf  sich  die  ganze  
 Tropa  in  dem  Walde  zerstreute;  vier  bis  fünf  Thiere  warfen  ihre  Ladung  
 ab,  und  zerrissen  und  zerschlugen  das  Geschirr.  Wir  alle  standen  
 athemlos  und  ermattet  da,  ohne  errathen  zu  können,  was  eigentlich  Ursache  
 dieser  tragikomischen  Catastrophe  gewesen  sey.  Wir  durchzogen  
 nun  nach  allen  Seiten  das  nahe  Gebüsch,  und  nur  nach  einem  bedeutenden  
 Aufenthalt  brachten  wir  endlich  mit  Hülfe  unserer  guten  Tropeiros  
 ^  welche  der  Spur  folgten,  alle  versprengten  Thiere  wieder  zusammen. 
   Portugiesische  Jäger,  welche  in  diesem  Walde  Rehe  jagten  
 und  hier  einen  verlornen  Hund  suchten,  wiesen  uns  zurechte.  Die  Rehe  
 dieser  Gegend  sind  von  zwey  verschiedenen  Arten,  welche  AZARA  unter  
 dem  Nahmen  Guazupita  und  Guazubira  beschrieben  hat,  und  M AWE  
 fälschlich  Fallovo-Deer  ('••)  nennt;  KOSTER  sagt  sogar,  indem  er  von  
 einer  der  beyden  Reharten  spricht,  dafs  man  eine  Antilope  geschossen  
 habe  ,  da  doch  bekanntlich  diese  Thierarten  in  der  neuen  Welt  
 nicht  angetroffen  werden.  Ueberhaupt  findet  man  vier  Hirscharten  in  
 Brasilien,  welche  AZARA  zuerst  beschrieben  hat,  und  sie  scheinen  über  
 einen  grofsen  Theil  von  Südamerika  verbreitet  zu  seyn.  Die  gemeinste  
 ist  das  T^eado  IMateiro  der  Portugiesen,  das  rothe  Reh  oder  der  Gua^  
 zapita^  wovon  sich  bey  dem  angeführten  Schriftsteller  eine  recht  gute  
 Beschreibung  findet.  Dieses  Thier  ist  in  allen  Waldungen  und  Gebüschen  
 verbreitet  und  wird  häufig  gegessen,  obgleich  sein  Wildpret  sehr  
 trocken  und  grobfaserigt  ist.  
 (*)  J.  MAWES  travels  etc.  p.  8o.  
 (**)  KOSTER'S  travels  etc.  p.  i36.  
 Nachdem  unsre  Tropa^  so  gut  sichs  thun  liefs,  wieder  in  die  nÖthige  
 Ordnung  gebracht  war,  setzten  wir  unsre  Reise  durch  hohe  
 schlanke  Waldungen  fort,  welche  häufig  mit  offenen  Stellen  abwechselten, 
   wo  Wiesen  mit  grofsen  Brüchern  und  Rohrgehägen  eine  Menge  
 Reiher,  Enten,  Kibitze  und  andere  ähnliche  Arten  ernähren.  Ueberall  
 ertönt  hier  das  Geschrey  des  Quer-Quer  ^  und  im  Walde  sehr  häufig  
 die  klingende  Stimme  des  Araponga.  Mehrere  strauchartige  Eagenia- 
 Arten  trugen  hier  ihre  schwarzen,  reifen,  sehr  schmackhaften  Früchte,  
 welche  die  Gröfse  kleiner  Kirschen  haben.  Wir  ritten  durch  herrliche  
 Wälder  schlank  erwachsener,  hoher  Stämme,  mit  weifslichter  oder  rothbräunlichter  
 Rinde  ,  die  mit  Ehrfurcht  erfüllen,  während  unten  in  dem  
 Dickicht  blühende  Mimosen  und  Justicien  Wohlgeruch  verbreiten.  Hier  
 fanden  wir  auch  grofse  Termitengebäude  von  8  bis  lo  Fufs  Höhe,  ein  
 Beweis  ihres  Alters.  Jetzt  verursachten  uns  unsere  Lastthiere  neue  Unruhe, 
   da  sie  an  verschiedenen  sumpfigen  Stellen  tief  einfielen;  wir  wurden  
 zugleich  noch  durch  den  Stachel  der  Marimhondos^  bösartiger  Wespen,  
 geängstigt  (=•=).  Ihr  Stich  hinterläfst  einen  zwar  heftigen,  aber  nicht  lang  
 anhaltenden  Schmerz  und  eine  Beule.  Die  herrliche  Bagirwillaea  brasiliensis  
 blühte  hier  vollkommen  roth  gefärbt,  und  hohe,  mit  goldgelben  
 grofsen  Blumen  überschüttete  Trompetenbäume  {Bignonia^  drängten  
 sich  zur  Zierde  der  finstern  Baumkronen  empor.  
 In  einer  grofsen  Sumpfwiese  schritten  der  Jabirú  {^Ciconia  americana. 
   oder  Tantalus  loculator  ^  LINN. )  und  Reiher  verschiedener  Art,  
 besonders  die  schneeweifsen  Egretten,  umher.  Das  Vieh  watet  hier  
 tief  im  Wasser,  und  nährt  sich  von  den  Sumpfgräsern.  Eine  grofse  6  
 bis  8  Fufs  lange  Schlange,  die  grüne  Qipo  ^Colaber  hicarinatus']  schofs  
 pfeilschnell  vor  uns  hin  in  dem  hohen  Grase,  und  auf  den  Gebüschen  
 am  Rande  der  Wiese  liefs  sich  eine  Schaar  Maracanás  (Psittacus  
 (*)  MAWE  nennt  sie  fälschlich  Mirabunde  pag.  184.