1 1 2 R e i s e von Cabo Frio bis Villa de S. Salvador
W i r trafen hier sogleich Anstalt, unser Gepäck und einig-e unserer
noch zurückgebliebenen Jäger mit dem grofsen Canoe eines einsam hier
wohnenden Mannes vorwärts nach dem von uns ausersehenen Lagerplatze
bringen zu lassen. Wir selbst hingegen setzten die Reise längs
der Dünen an der tobenden Brandung fort und vergnügten uns an dem
Anblick der vielen Regenpfeifer {Charadrias), Strandläufer und Austerfischer
^Hcematopas) ^ die hier nach jedem zurückrollenden Wellenschlage
der See, eine Menge kleiner Insekten auflesen. Man zeigte uns
bey ein Paar ärmlichen Fischerhütlen den We g , welcher nach dem
Lande hin wieder von weiten Sümpfen, in denen eine Menge Rindvieh
und Pferde weideten, bcgränzt war. Die grofse Anzahl von Enten und
Sumpfvögeln, die wir hier fanden, war wirklich merkwürdig. Grofse,
schwärzliche Geschwader der Anas vidaala^ LINN., und der pfeifenden
grünschuUrigen Art, welche A Z A R A unter dem Nahmen des Ipecatiri
beschrieben hat, flogen bey imsern ersten Schüssen gleich einer Decke
auf; die letztere ist in den von mir gesehenen Gegenden von Brasilien
die gemeinste Entenart.
Als es sich schon stark zur Dämmerung neigte, führte uns unser
W e g w e i s e r , der ein Neger war, quer durch das Wasser auf eine
sumpfige Insel. Er sagte uns, sein Herr werde mit dem Canoe hier an
diese Stelle kommen, um uns über die Lagoa Feia zu setzen, allein
dieser erschien heute nicht. Da ein heftiger Regen uns bedrohte, so
schlugen einige aus unserer Gesellschaft vor, nach einer kleinen Hütte,
do Furado ist in der Zeit des niedeni Wasserstandes versclilosscn. Diese ganze Gegend enthalt
längs der SeeküsLe eine grofse Menge von Landseen, deren auf der Karte melu-ere fehlen.
Bey diesem Reichtluime an Gewässern und der Fruchtbarkeit des Bodens Svürde dieser Strich
I^andes einer der fiu cht barsten yon Brasilien werden können, wenn er von einem regsameren
industriösern VolUe bewohnt wäre.
(*) D. F. DE A z a r a voyages etc. Vol. IV- P. 345.
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etwa eine halbe Stunde weit, zurück zu reiten, wo wir fünf oder
sechs Soldaten angetroffen hatten, die daselbst Wache hielten, damit
von Minus herab kein ünterschleif mit Diamanten getrieben werde. Wir
kehrten dahin zurück; die Soldaten machten uns ein gutes Feuer an, gaben
uns Mandioccamehl und trockenes Salzfleisch , und wir verplauderten mit
ihnen den Abend. Diese MiUz-Soldaten, von etwas brauner Farbe, gehen
in weifsen baumwollenen Hemden und Hosen, mit unbedecktem Halse und
blofsen Füfsen ; ein jeder trägt, wie alle Brasilianer, seinen Pvosenkranz
um den Hals. Ein Gewehr ohne Bajonet ist ihre einzige Waffe. Sie
fischen am Tage in den Lagoas und nehmen aufser dem Mehl und Salzfleisch,
das ihnen gegeben wird, ihren Unterhalt aus dem Wasser. Man
sieht daher an ihrer Hütte Stricke von gedrehter Ochsenhaut aufgespannt,
auf welchen sie die Fische zum Trocknen aufhängen. Die Hütte selbst
hatte als Wachthaus mehrere Kammern und enthielt einige Schlafnetze
nebst hölzernen Pritschen. Am folgenden Morgen erst erschien das Canoe
mit den Jägern, die sich durch die vielen Enten hatten auflialten lassen
und von der Nacht überrascht worden waren. Man fieng nun an überzuschiffen,
und so wie eine Ladung des Ganoes übergesetzt war, vertheilten
sich die dabey befindlichen Männer sogleich um zu jagen. Sie schössen
unter andern den Ibis mit röthlichem Gesichte {Caräo) und den Caracara
[Falco hrasiliensis~) ^ einen schönen Falken. Auf dem nördlichen
Ufer der Lagoa vereint befanden wir uns in einer sehr unangenehmen
Lage , denn unsere weidenden Maulthiere waren durch Pferde entführt
worden, und wir blieben daher den ganzen Tag dem herabströmenden
Regen ausgesetzt, bis gegen Abend ein Fischer erschien, der uns nach
seiner Hütte führte , wo wir unsere entflohenen Thiere erwarteten.
Durch ein kleines Gebüsch zogen wir jetzt bis ans Ufer des Flusses
Barganza^ eines Abflusses der Lagoa Feia, Hier befanden sich zwey
ärmliche Fischerhütten, deren Ansicht die Vignette dieses Abschnittes