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i g 4 Aufenthalt zu Capitanía und Reise zum Rio Doçe
P^ïlla Nova ist eine ^roCse ^Idea der civilisirten Indien, welche von
den Jesuiten hier angelegt ward; sie hat eine grofse steinerne Knoche,
und zählt in ihrem ganzen Bezirke, von ungefähr 9 Legoas im Umfange,
etsva 1200 Seelen. In der f^illa wohnen meistens Indier, aber auch
einige Portugiesen und Neger. Viele besitzen hier Häuser, in die sie
von ihren Rossen (Pflanzungen) nur an den Sonn-und Festtagen hereinkommen.
Im Jesuitenkloster, welches jetzt dem Geistlichen zur Wohnung
dient, findet man noch einige alte Schriften dieses Ordens, welches eine
Seltenheit ist, da man in allen seinen übrigen Conventen die Bibliotheken
nicht geachtet, sondern zerstört oder verschleudert hat. Die Jesuiten
lehrten hier vor Zeiten besonders die Lingoa geral-, ihre Kapelle Dos
Reys Magos soll sehr schön gewesen seyn. Der Ort ist todt und scheint
nicht stark bewohnt zu seyn ; auch herrscht viel Armuth hier. Die
Indier bauen ihre Nahrung auf ihren Rossen von Mandiocca undMays,
fähren etwas Holz und Töpferwaaren aus, und treiben dabey einen nicht
ganz unbedeutenden Fischfang in der See und in dem bey der P^üla
vorbey fliefsenden Flusse Saüanha oder Dos Reys Magos. Herr S ELLO
w , der später hierher kam, fand Gelegenheit, die sonderbare Art des
Fischfangs mit den Zweigen des Tingi-Baumes zu sehen, deren schon
LA CONDAMINE, als am Amazonenflusse gebräuchlich, erwähnt (-)•
Man schneidet nehmlich Zweige vom Tingi-Baume, klopft sie wund,
bindet sie in Bündel zusammen und wirft sie ins Wasser, besonders
da, wo der Flufs einen geringen Fall hat; zuweilen flicht man einen
Zaun quer durch denselben, um die Fische aufzuhalten. Diese werden
(*) Df. LA COWDAMIWE voyuge etc. p. i56. Auch S. DE VASCOSCELLOS giebt in
seinen Noticias curiosas von den Küsten-Indicrn liierüber Nachricht. Nach ihm fischten sie
mit dem Japicay-Blättern, mit Çipô {Timbo Putyana genannt) oder Tingy, auch Tinimry,
ferner mit der Frucht Curarúapé, mit Mangue-Wuvzel u. s. w. S. p. 76. Hierüber lese man
ferner nach: Heri-n Ritter B I U ME N B A C H in den Nolen zu Aivon. VAH B E R K K L S Reise nach
Bio de Berbice {ao. 1671) P- 180, so wie aucli Kn U S E N S T E n n I. B. p. 180.
A u f e n t h a l t zu Capi tanía und Reise zum Rio Doçe 1 9 5
von dem ins Wasser übertretenden Safte betäubt, kommen an die Oberfläche,
sterben oder können leicht mit Händen gegriffen werden. Die
Pflanzen, welche diese starke Wirkung hervorbringen, sind einige Arten
des Genas Paallinia und die Jacquinia obovata^ ein Strauch mit rothen
Beeren und verkehrt-eyförmigen Blättern, der in den Gebüschen an der
Küste wächst und deshalb den Nahmen Tinguy (Tingi) da Praya trägt.
Man redete in Imilla Nova noch von einem früher hier nie gesehenen
Seethier, welches unlängst getödtet worden war. Einige Indier hatten
dasselbe mit mehreren Flintenschüssen auf dem Seestrande erlegt.
Es war grofs und soll Füfse wie Menschenhände gehabt haben. Man hatte
sehr viel Thran daraus bereitet. Kopf und Hánde aber dem Gouverneur
nach Capitanía gesandt. Unsere Bemühungen, genauere Nachrichten über
dies Thier einzuziehen, blieben jedoch fruchtlos, um so mehr, da man
das Skelet selbst zerschlagen und ausgesotten, zum Theil aber vergraben
hatte. Es scheint indessen aus den Angaben, dafs es eine Phoca oder
Manati gewesen ist.
Die Wälder, durch welche der Saixanha herabströmt, der in der
alten indischen Sprache Apyaputang genannt ward, sollen von Coreados
und Paris bewohnt seyn. Man spricht auch von dem Stamm áeYXipotos
(Schipotos), die höher oben zwischen dem Rio Doge und dem Saüanha
wohnen sollen, allein diese Angaben der Nahmen verschiedener Stämme
der Urbewohner sind unzuverläfsig. Vom Saüanha vorwärts bis zum Macari
ist die Seeküste beynahe blos von einzelnen Küsten-Indier-Familien
bewohnt. Sie reden hier durchgehends die portugiesische Sprache, und
haben ihre Bogen und Pfeile mit der Flinte vertauscht; ihre Wohnungen
selbst unterscheiden sich wenig von denen der portugiesischen Ansiedler;
ihre Hauptbeschäfl^igung ist die Arbeit in ihren Pflanzungen und Fischfang
in der See. Vom Saüanha nordwärts bedeckt die ganze Küste dichter
Wald. In wenigen Stunden erreicht man den Flufs Pyrahäasstx (grofser
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