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 R e i s e  von  Rio  de  Janeiro  nach  Cabo  Frio  
 waren  die  Spechtpirole  {Dendrocolaptes^  ILLIGERI),  welche  in  Gesellschaft  
 des  schönen  Spechts  mit  blafsgelber  Haube  {Piciis  flavescens)^  des  rothköpfigen  
 Spechts  {Charpentier  à  huppe  et  coa  rouge  ^  AZARA)  und  des  
 Picus  lineatus  an  den  grofsen  Stämmen  pochend  gefunden  und  geschossen  
 wurden.  Die  kleinen  Papageyen  mit  keilförmigem  Schwänze,  hier  
 Tiribas  genannt  (-),  erlegten  wir  oft  in  Menge.  Gegen  Abend  glückte  
 es  mir,  auch  den  Paoô  {Pie  à  gorge  ensanglantée  des  AZARA)  ZU  erhalten. 
   Er  ist  ein  schöner  schwarzer  Vogel  von  der  Gröfse  einer  Krähe,  
 am  Vorderhals  mit  dem  lebhaftesten  Roth  gefärbt.  Herr  S E L L O W  entdeckte  
 heute  im  allgemeinen  nicht  viele  neue  Pflanzen,  fand  jedoch  
 häufig  die  schöne  Alstroemeria  Ligtu^  LINN.,  mit  angenehm  roth-und  
 weifsgestreifter Blume.  Er  fing  auch  eine  hier  zwar  gemeine  Schlange,  
 welche  aber  die  gröfste  Zierde  dieses  Geschlechts  ausmacht.  Dieses  
 schöne  Thier  ist  im  Lande  unter  dem  Nahmen  Cobra  Coral  oder  Coraës  
 bekannt,  darf  Jedoch  nicht  mit  jener  Coraës  verwechselt  werden,  die  
 in  den  Werken  von  L A C E P È D E ,  von  D A U D I N  und  Andern  beschrieben  
 ist.  Den  Nahmen  Corallenschlange  verdient  die  hier  gefundene  mit  
 grofsem  Rechte  ;  das  reinste,  brennendste  Scharlachroth  wechselt  an  
 ihrem  glatten  Körper  mit  schwarzen  und  grünlich-weifsen  Ringen,  so  dafs  
 dieses  schöne,  und  dabey  völlig  unschädliche  P^eptil  mit  einer  bunten  
 Corallenschmir  verglichen  werden  kann.  Ich  habe  mehrmals  das  prachtvolle  
 Geschöpf  in  Spiritus  gesetzt,  allein  es  nie  dahin  gebracht,  ihm  die  
 herrliche  rothe  Farbe  zu  erhalten.  In  dem  Linne'schen  System  ist  diese  
 (*)  Der  Papagey,  welcher  an  dem  gröfsten  Theil  der  OstUüste  unter  dem  Nahmen  
 Tiriba  bekannt  ist,  scheint  eine  noch  unbeschriebene  Art  zu  seyn,  welche  ich  Psittacus  cruentatixs  
 nannte.  Er  hat  die  Gröfse  einer  Drossel  und  einen  keilförmig-yerlangerten  Schwanz,  
 und  mifsfs  Zoll  ii  Linien  in  der  Länge;  Gefieder  grün;  Scheitel  und  Hinterkopf  graubraun;  
 Backen  und  Kinn  grün;  zwischen  Auge  und  Ohr  bräunlich  roth  ;  hinter  dem  Ohr  an  der  Seite  
 des  Halses  ein  orangegelblicher  I'leck  ;  Yorderlials  himmelblau;  am  Bauch  und  Vropygium  ein  
 blutrother  Fleck.  Psittacus  erythrogaster  des  Berliner  Museums.  
 B  B  
 R - e i s e  von  Rio  de  Janei r o  nach  Cabo  Frio  yS  
 Schlangen-Art  ohne  Zweifel  unter  dem  Nahmen  Colaber  falvius,  nach  
 Exemplaren  beschrieben  ,  welche  im  Weingeist  ihre  Farbe  verloren  
 hatten.  Abends  bat  uns  der  Hauswirth  zu  Tische.  Bey  der  Mahlzeit  
 erschienen,  nach  brasilianischer  Sitte,  die  weiblichen  Bewohner  des  
 Hauses  nicht,  sie  sahen  aber  dafür  durch  die  Ritzen  der  Thüren  und  
 Fensterläden,  um  die  seltenen  Gäste  zu  betrachten;  Negersclaven,  männlichen  
 und  weiblichen  Geschlechts,  warteten  bey  Tische  auf.  Ueber  
 diese  und  ähnliche  Gebräuche  der  Brasilianer  haben  M A W E  und  K O S T E R  
 umständliche  Nachricht  gegeben,  und  ich  brauche  mich  daher  hierbey  
 nicht  aufzuhalten.  Während  des  Essens  ^vurde  das  Gespräch  von  unserer  
 Seite  auf  verschiedene  Gegenstände  und  Einrichtungen  des  Landes  gelenkt  
 ,  allein  unser  sonst  gefälliger  Hauswirth  schien  hierüber  keine  Auskunft  
 geben  zu  wollen  oder  zu  können.  
 Der  folgende  Tag  war  ein  Sonntag,  wo  man  früh  zur  Messe  ging.  
 Nach  dem  Gottesdienste  reisten  wir  ab.  Die  Hitze  war  grofs,  daher  
 erfrischten  wir  uns  unterwegs  mit  kaltem  Punsch  und  vortrefflichen  
 Orangen,  die  man  in  vielen  Gegenden  umsonst  erhält.  Diese  herrliche  
 Frucht  darf  man,  selbst  bey  der  gröfsten Erhitzung,  in  Menge  geniefsen,  
 ohne  Nachtheil  für  die  Gesundheit  zu  beftirchten,  nur  Abends  sollen  sie  
 nicht  wohl  bekommen.  Weit  vorsichtiger  mufs  man  im  Genüsse  der  
 Cocosnüsse  und  der  andern  kühlenden  Früchte  seyn.  
 Da  die  Entfernung  von  Tiririca  ndich Parati  nur  etwa  drey  Stunden  
 Weges  beträgt,  so  erreichten  wir,  durch  Sumpf  und  sandige Wä lde r  ziehend, 
   bald  die  Fazenda^  welche  wir  schon  von  Ferne  auf  einer  Wiese  
 liegen  sahen,  und  in  der  wir,  der  Aussage  unseres  gestrigen  Wirths  zufolge  
 eine  sehr  fi-eundliche  Aufnahme  zu  erwarten  hatten.  Sie  war  ehemals  
 ein  Kloster  gewesen,  und  hat  eine  ansehnliche  neue  Kirche,  wobey  
 gröfse  Wirthschaftsgebäude  angelegt  sind.  Hier  sahen  wir  zuerst  eine  
 Krankheit,  die  in  den  südlichen  Gegenden  von  Brasilien  unter  den  Negern  
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