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 2 1 3  Aiifentlialt  zu  Capitanía  und  Reise  zum  Rio  Doce  
 befindet  sich  das  Qiiartel  segundo  de  Linhcu^es  (da  man  das  Dorf  Linhares  
 selbst  als  das  erste  Quartel  rechnet)  mit  25  Soldaten;  auf  der  südlichen  
 Seite  des  Rio  Do^e  errichtete  man  von  Bomjardim  aufwärts  zwey  QaarleUe  
 am  Ufer.  Das  Qaartel  d^Anadya  besteht  aus  12  Soldaten,  und  das  am  
 weitesten  vorgeschobene  Quartel  von  Porto  de  Souza  hat  20  Mann.  Zu  
 Linhares  sind  acht Panzerröcke,  zu  Porto  de  Souza  vier,  und  im  Quartel  
 dAnady^a  einer;  die  damit  bekleideten  Leute  müssen  bey  Gefechten  den  
 ersten  Angriff  thun.  Der  commandirende  Officier  zu  Linhares  hat  einen  
 beschwerlichen  Dienst,  denn  er  niufs  alle  Monate  einmal,  ohne  Rücksicht  
 auf  Hitze  oder  Regen  nehmen  zu  dürfen,  die  ganze  Postirung  bereisen,  welches  
 einen  W e g  von  go  Legoas  ausmacht.  Herr  Alferes  CARDOSO  DA  
 R O S A ,  welcher  schon  lange  hier  steht,  läfst  zur  Sicherheit  der  Bewohner  
 die  Waldungen  von  den  Quartellen  aus  durchstreifen.  Findet  man  Wilde,  
 so  sind  zwey  schnell  nach  einander  gegebene  Schüsse  das  Signal,  auf  welches  
 alies,  was  schiefsen  kann,  hinaus  eilt.  Oft  greifen  aber  auch  dieWilden  
 die  Pflanzungen  an,  und  haben  auf  diese  Art  schon  mehrere  Bewohner  von  
 Linhares  getödtet.  Noch  im  vergangenen  Augustmonat  (1816)  widerfuhr  
 dies  dem  Quartel  segando  de  Linhares^  wo  indessen  ein  sehr  entschlossener  
 7^/zVie/ro  alsUnterofficier  das  Commando  führte,  und  dieWilden  zurückschlug. 
   Die  jetzt  zu  Linhares  lebenden  Menschen  sind  gröfstentheils  Soldaten  
 mit  einem  Fahndrich,  einem  Chirurgen  und  einem  Geistlichen,  so  
 wie  einige  wenige  Pflanzer,  welche  ihren  Unterhalt  durch  ihre  Rossen  
 gewinnen.  Der  Geistliche,  wie  man  sagte  ein  Günstling  des  Gouverneurs  
 R U B I M  ZU  Capitania^  mafste  sich  ein  ihm  nicht  gebührendes  Ansehen  in  der  
 Colonie  an,  und  mischte  sich  in  alle Angelegenheiten,  wenn  sie  gleich  mit  
 seinen  Amtsgeschäften  gar  nicht  in  Berührung  kamen;  man  fürchtete  ihn  
 um  so  mehr,  da  er  abwechselnd  hier  und  in  f^illa  de  f^ictoria^  in  der  Nähe  
 des  Gouverneurs,  sich  aufhielt.  Diese  Colonie,  aus  der  man  leicht  einen  der  
 wichtigern  Plätze  an  der  Ostküste  machen  könnte,  wurde  zur  Zeit  meiner  
 Aufenthalt  zu  Capitanía  und  Reise  zum  Rio  Dope  i 3  
 Anwesenheit  daselbst  sehr  unzweckmäfsig  und  stiefmütterlich  behandelt.  
 So  mufsten  die Menschen,  welche  von  hier  verreisen  wollten,  immer  erst  
 um  eine  Erlaubnifs  ansuchen;  keine  Familie  durfte  in  drey  Monaten  mehr  
 als  eine  Bouteille  Branntwein  consumiren  und  dergleichen  mehr..  Jetzt  
 wird  diese Ansiedelung  wohl  ihrem  Ende  nahe  seyn,  wenn  sie  nicht  unterstützt  
 worden  ist,  denn  im  Verfol g  dieses  Reiseberichts  wird  sich  Gelegenheit  
 finden  zu  erzählen,  wie  es  ihr  später  ergieng.  
 Der  Aufenthalt  am  Rio  Doge  war  unstreitig  einer  der  interessantesten  
 Punkte  meiner  Reise  in  Brasilien,  denn  an  diesem  Flusse,  der  an  herrlichen  
 Naturscenen  und  an  naturhistorischen  Merkwürdigkeiten  so  reich  ist,  
 findet  der  Naturforscher  auf  lange  Zeit  Beschäftigung  und  die  mannigfaltigsten  
 Genüsse.  Noch  bedeutender  würde  aber  seine  Ausbeute  seyn,  wenn  
 man  ungehindert  und  gefahrlos  jene  noch  undurchforschten  Wälder  durchwandern  
 könnte.  Reizendere  Ansichten  soll  man  selten  finden,  als  z.  B.  
 ál&Lagoa  deJuparanan{¿%  ein  grofser  Landsee,  nicht  weit  von  Linhares,  
 der  mit  dem  nördlichen  Flufsufer  durch  einen  schmalen  Canal  zusammenhängt. 
   Dieses  schönen  Sees  wird  schon  in  älteren  Schriften  erwähnt.  
 S E B A S T I A M  FERNANDES  TOURIINHO,  der  1572  zuerst  den  Rio  Boge  
 hinauf  schiffte,  will  in  westlicher  Richtung  einen  See  gefunden  haben,  welches  
 höchstwahrscheinlich  diese  Lagoalst,  nur  pafst  die  Richtung  des  in  
 den  Strom  fallenden  Baches,  so  wie  die  Cachoeira  (Wasserfall)  nicht,  und  
 die  Entfernungen  sind  ebenfalls  verschieden.  Man  lese  hierüber  S  oUTHEV  
 in  seiner  Geschichte  von  Brasilien  u n d S iMAi v i  DE  V A  s c o N  C E L L O  s  nach.  
 Herr  F R E Y R E I S S ,  welcher  einige  Monate  später  Linhares  noch  einmal  
 besucht  hat,  theilte  mir  von  seiner  Fahrt  nach  dieser  Lagoa  folgende  
 (*)  Das  Wort  Jnparanan  oder  eigentlich  Juparaná  liommt  nicht  aus  der  Sprache  der  Botocudos, 
  welche  diese  Gegend  jetzt  bewolmen,  sondern  aus  der  Lingoa geral,  und  Paraná bedeutet  
 Meer  oder  greises  Wasser.  Auf  A  R N o w  SM I T ii's  Karte  ist  diese  Lagoa  nicht  angegeben;  
 FADEN  hingegen  hat  sie  unter  dem  richtigen  Nahmen  angernerlu,  ihre  wahre  Lage  aber  verfelill.  
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