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2 9 4 R e i s e von Caravel las nach dem Piio Gr. de Belmente
eine reiche Unterhaltung-und Beschäftigung. In der Dännmerung erreichte
ich das kleine indische Dörfchen Cramemoan^ das auf Befehl des Oavidors
hier auf einen Hügel am Flusse erbauet istj und eigentlich als Destacamento
unter dem Nahmen Qaartel da Cunha^ zur Sicherheit dieser Gegend dienen
soll. Die Indier waren nicht wenig erstaunt über den so seltenen und
spätenBesuch einer beladenen Tro/?« in dieser einsamenGegend; sie drängten
sich herbey, um sich mit uns zu unterhalten, während unsere jLeutc
in einer verlassenen Hütte ein Feuer anzündeten. Sie leben von ihren Pflanzungen,
vom Fischfange im Flusse und in der See, und machen im Waide
Estoppa und Embira (Baumbast), die sie nach Porto Seguro verkaufen.
Da hier an der Küste Pulver und Bley selten und äufserst theuer ist, so jagen
sie zum Theil mit Bogen und Pfeilen, die sie von ihren Nachbarn in den
Wäldern, den Patachos^ gegen Messer eingetauscht hatten. Obgleich
diese Leute von dem Oavidor eigentlich hieher gesetzt wurden, um die
Ueberfahrt über den Flufs zu besorgen, so sind sie doch mit dieser Einrichtung
nicht zufrieden und leben gröfstentheils auf ihren Pflanzungen in
der Nähe. Sie sind von starkem robustem Körperbau, aber so träge, dafs
sie bey schlechtem Wet ter lieber ohne Lebensmittel in ihren Hütten liegen
bleiben, als dafs sie mit einiger Beschwerde arbeiten. Die Tndier versorgten
uns mit Fischen; auch erhielten wir von ihnen kleine Kuchen
von Mandioccamehl, die sie in Vorrath verfertigt hatten. Die Bereitung
der verschiedenen Gerichte aus Mandioccamehl haben sie noch von ihren
Vorfahren, den Tapinambas und andern Stämmen der Lingoa geral^ beybehalten.
Der Flufs Cramemoan hat an seinen Ufern JFlhizophora- oder
Conocarpus-Gebn&ch.e. Hier riefen in derKühlung- desMorgens eineMenge
Papageyen von der Art des Psittacus amazónicas^ LATHAM, oder ochrocephaLus^
LINN., die man hier im Lande Carica nennt; dieser Vogel hält
sich besonders gern in den Mangue-Gebuschen an den Ufern der Flüsse
auf, wo er auch nistet.
P i e i s c von Caravel las nach dem Ptio Gr. de Belmont e
Nachdem wir mit unserer ganzen Tropa am nördlichen Ufer angelangt
waren, folgten wir der ebenen mit dichten Gesträuchen bewachsenen
Fläche längs der See, welche in der Ferne von Höhen begränzt wird;
allein bald zeigten sich am Meere wieder steile Höhen von Thon - und
Sandstein-Wänden, die man ersteigen mufs, weil die Küste selbst durch
die heftige Brandung unzugänglich ist. Man folgt einem steilen Pfade auf
die Höhe jener Earreiras, und findet dort eine trockene hohe Fläche,
ein Campo, das den Nahmen Jaäassema oder Jaassema hat. Hier soll,
nach der Tradition der Einwohner, in den früheren Zeiten der portugiesischen
Einwanderung ein grofser volkreicher Ort, die Stadt gleiches Nahmens,
oder Insuacome, gelegen haben, die aber eben so wie 5. Amaro,
Porto Seguro und andere Niederlassungen von der kriegerischen und
barbarischen Anthropophagen-Nation der Ahaquird oder Abatyrá zerstört
win^de. Ohne Zweifel bezieht sich diese Tradition auf die Verwüstungen
, welche die Aymores oder die jetzigen Botocudos in der Capitania
Yon Porto Seguro anrichteten, als sie im Jahr i56o daselbst einfielen,
wovon wir in SOUTHEY' S History of Brazil und in der CorografiaBrasilica
die Nachrichten gesammelt finden; sie zerstörten damals
auch die Ansiedelungen am Flusse llheos oder S. George^ bis der Gouverneur
M E N D O DE S A sie zurück tpeb. Zu Jaäassema soll man noch
gegenwärtig Stücke von Backsteinen, Metalle und ähnliche Gegenstände
finden; sie sind die ältesten Monumente der Geschichte von Brasilien,
denn über die Zeit der europäischen Einwanderung hinaus findet man
keine Denkmähler an dieser Küste. Ihre rohen Bewohner hinterliefsen
nicht, wie die l\iltekischen und Azteckischen Völker in Mexico und Peru,
Denkmähler, welche die Nachwelt noch nach Jahrtausender beschäftigen;
denn mit dem nakten Körper des rohen Tapuyas, welchen seine Brüder
in die Grabhöhle versenken, verschwindet von der Erde sein Gedächtnifs,
und es ist gleich bedeutend für die künftigen Geschlechter, ob einBotocude