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 ZU machen,  wozu  man  die  Gewehre  sehr  stark  ladet.  Wir  brachten  bey  
 dem  biedern  Capitam  und  dem  ebenfalls  wohlwollenden  Besitzer  der  fazenda^ 
   Herrn  J O A O  ANTONIO,  einigte  Stunden  recht  verg^nügt  hin,  und  
 kehrten  dann  auf  dem  Flusse  zur  P^illa  zurück.  Am  3ten  Februar  Morgens  
 reisten  wir  nach  unseren  verschiedenen  Bestimmungsorten  ab.  Herr  
 F R E V R E I S S  liefs  sich  über  den  /I/ÍÍCMW setzen,  um  nach  Capitanía  zurück  
 zu  kehren,  und  ich  schiffte  mit  zwey  andern  Canoen  den  Flufs  hinauf.  
 Wir  begrüfsten  uns  wechselseitig  durch  ein  Gewehr  -  und  Pistolenfeuer  
 noch  einmal  aus  der  Ferne  ,  und  verschwanden  einander  schnell  aus  den  
 Augen.  
 Die  für  die Fazenda  und  das Holzsägewerk  des  Ministers  Conde  DA  
 B A R C A  ausgewählte  Stelle  Hegt  etwa  anderthalb  Tagereisen  aufwärts am  
 Miicuri  und führt von  den vielen  daselbst vorgefundenen Araras  {^Psittacus  
 T^/AÍÍCÍO, LINN.)  den NahmenTI/ORRO d'^Arara  (Araraberg).  Dahin  begab  ich  
 mich  jetzt  in Gesellschaft  des Escrivam  von Belmonte^  Capitam  SIMPLIC 
 I O  DA  SYLVEIRA,  eines Mannes,  der  besonders  mit  gebraucht  worden  
 war,  als man  am  Belmonte  mit den  Botocudos  einen Vertrag  zu  schliefsen  
 suchte.  Er  und  ein  junger  Meniän-lndiev(^')^  der  ihn  begleitete,  redeten  
 die  Sprache  jener  Wilden.  
 Die Ufer  des Macuri^  überall  von  dichtem Wald  eingefafst, bieten  bey  
 den wiederholten  Krümmungen  des  im  Ganzen  schmalen  Flusses,  mannigfaltige, 
   mahlerische Waldansichten  dar.  Wir  mufsten  unser  Canoe  gegen  
 den  jetzt  hohen  reifsenden Strom  mühsam  aufwärts  schieben,  eine  Arbeit,  
 die  uns  um  so  viel  beschwerlicher  wurde  ,  da  die Mittagssonne  glühende  
 Strahlen  auf  unsere  Scheitel  herabsandte,  und  das  Holz  des  Ganoes  so  
 erhitzte,  dafs man  es  kaum  anzufassen  vermochte.  Der grüne  rostbauchige  
 Eisvogel  {Alcedo  bicolor,  LATH.)  und  die  schöne  weiisgrüne  Schwalbe  
 ( * )  Die  Meniäns^  "welche  in  ßelmonte  "vvohnen,  sind  ein  ausgearteter  Ueberrest  der  
 (Tßmacan-Indier.  Es  wird  weiter  unten  mehr  Yon  ihnen  geredet  werden.  
 R e i s e  vom  Rio  Doçe  his  zum  Flusse  Alcobaça  2 5  l  
 {Hirundo  leacopterd)  waren  hier  sehr häufig ;  die  letztere  sitzt auf  niedern  
 Aesten  und  dürren Bäumen  im Wasser,  oder  schwebt  über  demselben  umher  
 ;  auf  dem  Lande  triift  man  sie  nur  in  der  Nähe  der  Flufsufer  an.  An  
 alten  über  das  Wasser  hinaus  geneigten  Stämmen  und  an  Felsen  sahen  
 wir  in  Menge  eine  Art  graufarbiger  Fledermäuse  (=•')  sitzen,  die  hier  
 in  der Piühlung  den  Tag  hinbringen;  sie  zeichnen  sich  durch  ihre  vortretende  
 Nase  aus.  Von  einem  am Ufer  stehenden  Baume  schössen  wir  die  
 schöne  Taube  herab,  welche  an  einem  Theile  der  Ostküste  den  Nahmen  
 Pomba  Trocaes  trägt,  und  bey  Bahia^  Poraba  verdadeira  genannt  wird;  
 sie  ist  die  Colamba  speciosa  der  Naturforscher.  Nachmittags  kamen  
 wir  bey  der  dem  Herrn  JoÀo  A N T O N I O  zugehörigen  letzten  Pflanzung  
 vorbey,  wo  uns vor wenigen  Tagen Capitam  B ENT O  L O U R E N Z O  mit  einem  
 Gewehrfeuer  begrüist  hatte  ;  jetzt  befand  er  sich  mit  seinen  Leuten  schon  
 weiter  vorwärts  in  den Wäldern.  Als die  Abenddämmerung  eintrat,  stiegen  
 wir  im  finstern  Walde  ans  Land  und  zündeten  unsere  Feuer  an.  Die  
 Nacht  war  sehr  warm  und  schön,  aber  wie  es  in  heifsen Ländern  gewöhnlich  
 ist,  äufserst  feucht.  Viele  Stimmen  von Vögeln,  die  des  Cabarè^  der  
 Choralaa^  des  Bacuraii  {Caprimulgus)  und  der  Capueira  {Perdix  guianensis)^ 
   lassen sich  nur  in  derDämmerung  hören, und  beleben  alsdann  diese  
 schauerlichen  weiten Wildnisse.  Das Cabarè  besonders  kam  uns  sehr  nahe,  
 seine  schwirrende  Stimme  schallte  vom  nächsten  Baume  am Feuer  herab,  
 weiches  der Vogel  aus Neugierde  zu  betrachten  schien.  Unsere  abgehärteten  
 halbnackten Canoeführer, die  Indier,  legten  sich  ohne Bedeckung,  und  
 zum  Theil  entfernt  vom  Feuer,  sogleich  auf  die  feuchte  Erde  nieder,  und  
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 (*)  Vesperdüo  Naso ^ eine  neue  Art,  mit  stark  yeriangerter,  heynahe  rüsselartiger  Nase,  
 welche  um  eine  starke  Linie  über  den  Oberkiefer  Tortritt.  Ganze  Lange  des  Thiers  2  Zoll  
 4  Linien;  Flughaut  stark  behaart;  äuPseres  Ohr  sehmal  und  stark  zugespitzt;  Haar  am  Oberleibe  
 dunkelgelblich  graubraun,  an  den  Untertheilen  blasser  gelblich  grau.  
 ( * * )  S.  TEMMING  U  histoire  naturelle  des  Pigeons  et  des  Gallinacées,  Vol.  L  p.  208.