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 28  A u f e n t h a l t  zu  Villa  de  S.  Salvador  
 sich  anfserordentlich  weit  vernehmen,  und  das  sonderbare  Geschrey  
 einer  Schaar  Frösche  schallte  durch  die  einsame  nächtliche Wildnifs.  Wir  
 erreichten  endlich  eine  ebene Wiese  am  Ufer  des  Flusses,  und  befanden  
 uns  plötzlich  zwischen  den  Hütten  der  Co/^oados-Indiev  zu  S.  Fidelis.  
 Unser  Führer  ritt  sogleich  vor  die  Wohnung-  des  Geistlichen,  Herrn  Pater  
 JoAo,  und  liefs  denselben  durch  einen  seiner  Sclaven  um  ein  Nachtquartier  
 ersuchen;  allein  wir  wurden  mit  kurzen  Worten  abgewiesen  
 und  alle  weitere  Versuche  schlugen  fehl.  Ohne  die  Güte  des  Herrn  Gapitam, 
   in  dessen  Hause  wir  uns  am  Mittage  so  wohl  befunden  hatten,  
 würden  wir  hier  sicher  unter  freyem  Himmel  haben  campiren  müssen.  
 In  dem  leerstehenden  von  allen  Geräthschaften  ganz  entblöfsten  Hause  
 dieses  iMannes  fanden  wir  eine  Schlafstälte:  wir  befestigten  imsere  
 Netze,  und  ruheten  recht  sanft.  
 S.  Fidelis  am  schönen  Ufer  des  hier  ziemlich  breiten  Pardiha^  
 ist  eine Mission,  ein  Dorf  der  Coroados-  nnd  CoropO'lwdÄer^  und  ward  
 vor  etwa  3o  Jahren  von  einigen  Capuciner-Mönchen  aus  Italien  angelegt.  
 Damals  waren  hier  nur  vier  Missionare,  von  welchen  der  eine  noch  
 jetzt  als  Geistlicher  sich  hier  befindet;  ein  zweyter  lebt  in  seiner  Mission  
 zu Aldea  da  Pedra,  7 bis  8 Legoas  höher  aufwärts  am  Flusse,  die  beyden  
 andern  sind  gestorbe n.  Die  hier  lebenden  Indier  gehören  zu  den  Stammen  
 der  Coroados,  Coropos  und  Paris^  von  welchen  die  letztern  noch  jetzt  
 wild  und  frey zwischen  dem Meere  und  dem  nördlichen  Ufer  des  Parcäha  
 in  den  grofsen  Wildnissen  umherziehen,  und  sich  westlich  bis  zum  Rio  
 PoTTiba  in  Minas  Geraes  ausbreiten  (-).  S,  Fidelis  gegenüber  zeigen  
 sie  sich  zwar  jetzt  friedlich,  aber  weiter  oben  zu  Aldea  da  Pedra  
 haben  sie  noch  kürzlich  mit  den  Coroados  Krieg  geführt.  Eigentlich  
 (*)  Die  Corograßa  brasUica  (T.  II.  p.  59)  schildert  den  Zustand  der  Paris  am  untern  
 Poj-wba  nicht  riclui-,  denn  nach  ihr  sollen  diese  Wilden  hier  schon  in  einigen  Dörfern  vereint  
 leben,  welches  ungegründet  ist.  
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 ist  der  Hauptwohnsitz  dieser  beyden  Stämme  Minas  Geraes^  sie  dehnen  
 sich  aber  bis  hierher  an  den  Paräiba  und  die  Seeküste  aus.  Auf  dem  
 rechten  oder  südlichen  Ufer  des  Flusses  wohnen  die  Coroados^  und  zu  
 S.  Fidelis  auch  einige  Coropos^  welche  nun  alle  civilisirt,  das  heifst  
 angesessen  sind.  Ihr  Revier  erstreckt  sich  längs  dem  südlichen  Ufer  des  
 Pardiba  bis  hinauf  zum  Rio  Pombay  dort  am  linken Ufer  des  letztern  Flusses  
 sind  sie  zwar  noch  im  rohen  Naturzustande,  bauen  aber  dennoch  
 bessere  Hütten  als  die  Paris  ^  mit  denen  sie  im  Kriege  leben,  und  von  
 welchen  sie  gefürchtet  werden  sollen.  Herr  FREYRE I S S  hatte  sie  auf  
 seiner  frühern  Reise  in  Minas  besucht,  und  sie  nicht  mehr  völlig  wild,  
 dennoch  aber  in  einem  rohem  Zustande  als  ihre  Landsleute  am  Pardiba  
 gefunden("•').  Diese  Indier  sind,  wie  gesagt,  jetzt  beynahe  alle  angesessen, 
   die  Coropos  sämmtlich,  die  Coroados  gröfstentheils  —  doch  
 haben  sie  kaum  angefangen  ihre  wilden  rohen  Sitten,  Gebräuche  und  
 Gesinnungsart  abzulegen,  denn  nur  vier  W^ochen  vor  unserer  Ankunft  
 hatten  die  letztern  zu  Aldea  da  Pedra  ^  auf  einem  ihrer  Streifzüge  
 einen  Pari  erschossen,  und  deshalb  mehrere  Tage  hinter  einander  grofse  
 Freudenfeste  gefeyert.  Dennoch  sind  ursprünglich  diese  drey  Stämme  
 mit  einander  verwandt,  wovon  die Aehnlichkeit  ihrer  Sprachen  zeugt  
 Sie  bauen  Mandiocca,  Mays,  Bataten,  Kürbisse  und  dergleichen  mehr;  
 dabey  sind  sie  geborne  Jäger  und  wissen  ihre  starken  Bogen  und  Pfeile  
 sehr  gut  zu  gebrauchen.  
 Kaum  war  der  neue  Tag  angebrochen,  so  verfügten  wir  uns  in  
 die,  den  Coroados  und  Coropos  ^  von  den  Missionarien  erbauten  Hütten.  
 (*)  S.  V.  ESCHWEGE  Journal  von  Brasilien.  Heft  1.  S.  119.  
 (**)  Ibid.  S.  169.  Die  Corografia  sagt:  die  Coroados  seyen  Abkömmlinge  der  alten  
 Goaytacases  {T.II.  53.)  dieses  ist  aber  unwahrsclieinlicli,  da  die  letztern  ihre  Haare  lang  
 herabwachsen  liei'scn,  und  die  Coroados  in  früheren  Zeiten  ihren  Nahmen  Ton  dem  unter  ihnen  
 üblichen  Gebrauch  erhielten,  dieselben  in  eine  kleine  Krone  zu  verschneiden.  
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