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 wi r  verloren  daher  einen  halben  T a g ,  ehe  wi r  sie  wieder  herbey  holen  
 konnten;  glücklicher  We i s e  hatten  sich  unsere  Reitmaulthiere  mehr  in  
 unserer  Nähe  gehal ten,  wi r  bekamen  sie  daher  eher  wieder  und  ritten  
 einstweilen  voran.  Am  Abend  erreichten  wi r  die  Barra  des  S.  Matthoeus,  
 eines  mäfsigen  Flusses  mit  angenehmen  Ufern  von Mangue  -  {Conocarpusund  
 ^üfcenmVi-) Gebüschen  und  wei ter  hinauf  von  Wa l d  umgeben.  Ein  
 Paar  Laucha s  (kleine Seefahrzeuge)  lagen  am  südlichen Ufer  vor Anke r ;  am  
 nördUchen  befindet  sich  die  Povoaçâo,  die  den  Nahmen  ^ a r r «  de  S,  Matthäus  
 t r ä g t ,  und  welche  aus  25  Feuerstellen  besteht.  Der  Flufs  kommt  
 aus  den  Urwä ldern  he r ab,  die  mit  freyen  Tapayas  angefüllt  sind,  macht  
 mehrere  kleine  Cachoei ras ,  und  ist  etwa  9  Le g o a s  aufwärts  für  Suma c a  s  
 schiffbar.  Seine  Ufer  sind  die  fruchtbarsten  der  Comarca^  da  die  Ameisen  
 hier  wenig  Schaden  anrichten  sollen;  auch  findet  man  in  seinen Wä l de rn  
 v\e\  Jacaranclä,  f^inhatico,  Putamajd^  Çergeira  und  andere  nützliche  
 Holzarten.  E r  nimmt  mehrere  kleine  Flüsse  auf,  unter  welchen  der  Rio  de  
 Anna^  der  Rio  Prêta  oder  Mariricü  und  5.  nomingos  die  beträchtlichem  
 sind.  E r  wa r  jetzt  stark,  da  gerade  die  Fluth  eintrat,  und  niemand  
 wollte  daher  auf  unser  Rufen  und  Schiefsen  hören,  um  uns mit  einem  Canoe  
 abzuholen.  Wi r  irrten  lange  in  Gebüschen  und  in  tiefem  Sande  umher,  
 und  schon  hatten  wi r  uns  beynahe  in  unser  trauriges  Schicksal,  die  Nacht  
 hier  ohne  Feue r  und  Lebensmittel  zubringen  zu  müssen,  ergeben,  als  ein  
 Canoe,  von  zwe y  Neger sclaven  geführ t ,  herüber  kam  imd  uns  einnahm.  
 Unsere  Tropa  kam  erst  spät  in  der  Nacht  an,  sie  konnte  jenen  Bivouac  
 eher  e r t r a g en,  da  sie Lebensmi t tel ,  Feuer  und  wollene  Decken  mit  sich  
 führten  ,  und  eine  schöne  Çuelle  unweit  der  Seeküs te  ihrem  Durste  
 Befriedigung  gewähr te.  
 In  der  kleinen  Povoaçâo  zu  Barra  de  S.  Matthoeus  traten  wi r  in  
 einer  f^enda  a b,  deren  Elgenthümer  CöyOiVöm  RegenLe  genannt  wurde.  
 Unsere  Papiere  und  die  Empfehlungen  des  Mitiistei^s  versch-aiften  uns  
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 R e i s e  v om  R i o  D o ç e  b i s  z um  F l u s s e  A l c o b a ç a  22.5  
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 Überall  eine  sehr  gute  Aufnahme.  Die  Barra  des  Flusses  5.  Matlhceas  
 liegt  nach  A r r o w s m i t h  unter  nach  Andern  unter  1 8 °  5 o '  oder  
 wohl  ga r  noch  etwas  hiervon  abweichend;  es  scheint  indessen  die  letztere  
 Bes t immung  richtiger  zu  s eyn,  da  an  der  Stel le,  wo  jene  Kar te  den  5.  
 Matthoius  angiebt ,  der  Flufs  Mucuri  in  die  See  fallen  mufs.  E twa  8  
 Le g o a s  aufwärts  ist  die  P^illa  de  S,  MatthcGus  erbaut ,  deren  L a g e  we g en  
 einiger  Sümpfe  nicht  die  gesundeste  seyn  soll.  Sie  hat  etwa  loo  Feuer - 
 stellen,  und  zählt  in  ihrem Distrikt  an  3ooo  weifse  und  farbige  Einwohner .  
 Als  eine  der  neuesten  Villds  der  Comarca  von  Porto  Segaro  ist  sie  in  
 erfreulicher  Aufnahme.  Ihre  Bewohne r  bauen  viel Mandiocca;  man  führt  
 jährlich  e twa  6 0 0 0 0  Alkeren  Fa r inha  aus ;  aufserdem  aber  auch  Breter  
 aus  den  benachbarten  Urwäldern.  Nur  etwa  8  Le g o a s  von  f^illa  de  S.  
 Matthceas  aufwär t s  findet  man  noch  bebautes  L a n d ,  nehmlich  bis  zum  
 Qaartel  von  Galveyas,  die  letztere  Schutzanlage  gegen  die  Wi lden.  
 E twa  eine  halbe  L e g o a  von  der  Barra  aufwär t s  befindet  sich  die  Indier- 
 Povoagäo  von  S^^. Anna^  die  aus  etwa  20  indischen  FamiHen  zusammengesetzt  
 ist  und  an  70  Köpfe  zählt.  Bald  nach  unserer  Abreise  von  hier  
 wurde  in  S^ct, Anna  ein  Botocude  getödtet.  Dieser  Getödtete  wa r  ein  
 bejahrter  Mann,  der  in  den  Ohren  und  in  der  Unterlippe  grofse  Holzpflöcke  
 trug.  Herr  F r e y r e i s s ,  der  im  Monat  Februa r  diese  Gegend  noch  einmal  
 besuchte,  nahm  dessen  Kopf  mi t ,  und  es  befindet  sich  derselbe  jetzt  in  
 den  Händen  des  Herrn  Professor  S p a r r m a n n .  
 In  den  Wä lde rn  an  den  Ufern  des  S.  Matthoeus  giebt  es  noch  sehr  
 viele  uncivilisirte  Indier  {Tapayas  oder  Gentíos)^  die  hier  sämmtlich  mit  
 den We i f s en  im  Kr iege  leben.  Noch  in  dem  letztverflossenen  J ahr e  kamen  
 17  Personen  durch  sie  ums  Leben.  Auf  dem  nördlichen  Ufer  streifen  Patachos, 
   Cumanachos,  Machacalvs  (von  den  Portugiesen  MachacarVs  
 genannt ;  sie  selbst  sollen  das  r  nicht  gut  aussprechen  können)  und  andere  
 bis  Porter  Seguro  hin.  Auch  die  Botocudos  ziehen  hier  häufig  he rum,  
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