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 36  A u f e n t h a l t  zu  Villa  de  S.  Salvador  
 merkwürdigen  Menschen  sehr  freundlich.  Zwey  von  ihnen  waren  als  
 Kinder  unter  den  Portugiesen  aufgezogen  worden,  und  redeten  daher  
 die  Sprache  derselben  ein  wenig  —  dadurch  sind  sie  den  Fazendcis  oft  
 von  grofsem  Nutzen,  Man  schenkte  ihnen  Messer.  Rosenkränze,  kleine  
 Spiegel  u, s. w.  und  theilte  einige  Bouteillen  Zuckerbranntwein  unter  sie  
 aus,  wodurch  sie  äufserst  fröhlich  und  zutraulich  wurden.  Jetzt  kündigten  
 wir  ihnen  auf  morgen  früh  unsern  Besuch  in  ihren  Wäldern  an,  wenn  
 sie  uns  gut  aufnehmen  wollten;  hierauf,  und  als  wir  ihnen  angenehme  
 Geschenke  mitzubringen  versprachen,  schieden  sie  sehr  vergnügt  von  
 uns  und  eilten  unter  lauten  Rufen  und  Gesang  in  ihre  Wildnifs  zurück.  
 Kaum  hatten  wir  am  Morgen  das  Haus  verlassen,  so  erblickten  wir  auch  
 schon  die  Indier,  wie  sie  aus  ihrem  Waldthale  hervorkamen.  Wi r  sprengten  
 ihnen  entgegen,  bewirtheten  sie  sogleich  mit Branntwein,  und  eilten  
 mit  ihnen  dem  Walde  zu.  Als  wir  das  Zuckerwerk  der  Fazenda  umritten, 
   fanden  wir  daselbst  die  ganze  Horde  der  Paris  im  Grase  gelagert.  
 Der  nackte  braune  Menschenhaufe  bildete  einen  höchst  sonderbaren  interessanten  
 Anblick.  Männer,  Weiber  und Kinder  waren  dicht  zusammengedrängt  
 und  betrachteten  uns  mit  neugierig  scheuen  BHcken.  Sie  hatten  
 sich  sämmtlich  nach  Möglichkeit  geschmückt;  nur  einige  wenige  Weiber  
 trugen  ein  Tuch  um  die  Hüften  oder  vor  der  Brust,  die  mehrsten  aber  
 waren  völlig  unbedeckt;  einige  Männer  hatten  sich  mit  einem  um  die  
 Stirn  befestigten  Stück  Affenfell,  von  der  Art,  die  man  Mono  {Ateles)  
 nennt,  geziert,  auch  bemerkte  man  ein  Paar  Männer,  welche  ihre  Haare  
 beynahe  völlig  abg-eschoren  hatten.  Die Weiber  trugen  ihre  kleinen  Kinder  
 zum  Theil  in  Binden  von  Baumbast,  die  über  der  rechten  Schulter  
 befestigt  waren,  andere  trugen  dieselben  auf  dem  Ptücken  durch  eine  
 brßite  über  die  Stirn  gehende  Binde  gehalten.  Dies  ist  die  Art,  wie  sie  
 auch  meistens  ihre  Körbe  mit  Lebensmitteln  tragen,  wenn  sie  wandern.  
 Einige  Männer  und  Mädchen  waren  stark  bemahlt,  sie  hatten  auf  Stirn  
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 und  Backen  den  rothen  Punkt,  auch  zum  Theil  rothe  Streifen  im  Gesicht;  
 bey  andern  sah  man  schwarze  Streifen  in  die Länge  und  Querbinden  mit  
 Punkten  über  den  Körper,  und  verschiedene  Kinder  waren  über  und  über  
 mit  schwarzen  kleinen  Punkten  wie  getiegert.  Das  Bemablen  scheint  
 unter  ihnen  willkührlich  und  eine  Sache  des  Geschmacks  zu  seyn.  Von  
 den  Mädchen  trugen  etliche  Bänder  um  den  Kopf,  übrigens  aber  pflegt  
 das  weibliche  Geschlecht  eine  Binde  von  Bast  oder  Schnüre  fest  um  
 Hände  und  Knöchelgelenke  zu  binden,  um,  wie  sie  sagen,  an  diesenTheilen  
 schlank  und  zierlich  zu  werden.  Die  Gestalt  der  Männer  ist  im  allgemeinen  
 stämmig,  untersetzt  und  öfters  sehr  fleischig,  der  Kopf  dick  und  
 rund,  das  Gesicht  breit  und  meistens  mit  stark  vortretenden  Backenknochen; 
   die  Augen  schwarz,  klein,  und  zuweilen  schief.  Die  Nase  kurz  
 und  breit,  und  ihre  Zähne  sehrweifs;  doch  zeichneten  sich  einige  durch  
 scharfe  Züge,  kleine  gebogene  Nasen,  und  sehr  lebhafte  Augen  aus,  
 die  nur  bey  wenigen  freundlich,  bey  den  meisten  aber  finster,  ernst  und  
 versteckt  unter  der  vortretenden  Stirn  hervorblicken.  Einer  unter  den  
 Männern  war  vor  allen  übrigen  durch  seine  Kalmücken-Physiognomie  
 ausgezeichnet:  er  hatte  einen  dicken  runden  Kopf,  an  welchem  die  Haare  
 sämmtlich  bis  auf  einen  Zoll  lang  abgeschnitten  waren;  einen  sehr  
 muskulösen  untersetzten  Körper,  kurzen  breiten  Hals,  . ein  grofses  flaches  
 Gesicht;  die  schräg  gestellten  Augen  waren  etwas  gröfser  als  die  bey  
 den  Kaimucken  zu  seyn  pflegen,  sehr  schwarz,  starr  und  wild;  die  dicken  
 schwarzen  Augenbraunen  in  einem  grofsen Bogen  hochgewölbt,  die  Nase  
 klein  und  mit  breiten  Flügeln,  der  Mund  etwas  dick.  Dieser  Kerl,  von  
 dem  unsere  Begleiter  versicherten,  dafs  man  ihn  noch  nie  hier  gesehen  
 habe,  schien  uns  so  furchtbar  ,  dafs  nach  einstimmiger  Erklärung  keiner  
 von  uns  ihm  an  einsamen  Orten  allein  unbewaffnet  hätte  begegnen  mögen.  
 Herr  VON  E S C H W E G E  giebt  als  einen  Zug  der  Paris  die  Kleinheit  der  
 männlichen  Geschlechtstheile  an;  ich  mufs  indessen  gestehen,  dafs  ich  
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