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4 R e i s e von Caravellas nach dem Rio Gr. de Bel mont e
in grofser Menge geschossen und als Leckerbissen an Festtagen gegessen,
denn gewöhnlich sind Farinha, schwarze Bohnen, Salzfleisch und
zuweilen etwas Fisch, der Brasilianer beständige Nahrung, an die auch
der Preisende sich gewöhnen mufs. Zu den natürlichen Plagen dieser
Gegend gehört vorzüglich à^v Bicho do pé {Palese penetrans)^ der Sandfloh,
der hier in dem Sande an der Küste ungemein häufig ist, selbst
in den Häusern sind diese Thierchen in Menge und man ist daher genöthigt,
die Füfse öfters zu besichtigen.
Da ein heftiges Regenwetter eintrat und überdies eines unserer Maulthiere
entlaufen war, so sah ich mich genöthigt, ein Paar Tage in dieser
traurigen Sandgegend zu bleiben. Ich ward indessen am letzten Tage
meiner Anwesenheit reichlich für diesen Nachtheil entschädigt, denn
zufällig erschien an demselben ein Trupp von Wi lden in der filila ^ auf
deren Bekanntschaft ich längst vergebens gehofft hatte, Sie waren vom
Stamme der Patachos ^ den ich bis jetzt noch nicht von Angesicht
kannte, und erst vor wenigen Tagen aus den Wäldern zu den Pflanzungen
herab gekommen. Völlig nakt traten sie, ihre Waifen in der Hand,
in àie l^illa ein, wo sogleich eine Menge von Menschen sich um sie
her versammelte. Sie brachten grofse Kugeln von schwarzem Wachse
zum Verkauf, und wir tauschten gegen Messer und rothe Schnupftücher
eine Menge von Bogen und Pfeilen von ihnen ein. Sie hatten nichts
Auffallendes, w^aren weder bemahlt noch sonst entstellt; einige waren
klein, die meisten von mittlerer, etwas schlanker Gestalt, mit grofsem
knochigem Gesicht und plumpen Zügen. Nur wenige unter ihnen hatten
Tücher umgebunden, die man ihnen früher geschenkt hatte; ihr eben
nicht ausgezeichneter Anführer (von den Portugiesen Capitani genannt)
trug eine rothe wollene Mütze und blaue Hose, die er auch früher
irgendwo erhalten hatte. Nahrung war sogleich ihr Hauptanliegen ; man
gab ihnen etwas Mehl und einige Cocosnüsse, die sie mit einer kleinen
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Axt sehr wohl zu öffnen wufsten , worauf sie mit ihren gesunden starken
Zähnen die weifse Kernmasse aus der harten Schaale herausbissen;
merkwürdig war dabey die Begierde, mit welcher sie afsen. Die yte
Platte stellt zwey dieser Wilden vor: der Capkam ist beschäftigt, eine
Cocosnufs zu öffnen. Im Tauschhandel zeigten sich einige von ihnen
sehr klug, sie forderten vorzüglich Messer oder Aexte; jedoch ein rothes
Tuch liefs sich einer von ihnen sogleich um den Hals binden. Man
steckte ihnen auf 40 Schritte eine Cocosnufs auf eine Stange und liefs
sie nach diesem Ziele schiefsen, das von ihnen nie gefehlt wurde. Da
niemand mit ihnen reden konnte, so hielten sie sich nicht lange auf,
und kehrten nach ihren Wohnungen zurück. Um sie noch näher kennen
zu lernen , schiffte ich am 3oten July den Flufs Prado aufwärts bis zu
der Stelle, wo die Wilden ihre Hütten gehabt hatten; allein ich fand
sie nicht mehr, sie waren schon weiter gezogen. Es leben hier an
den Ufern des Sacuracü sowohl Patachos als Machacaris in den Wäldern;
die letzteren sind immer mehr zum Frieden gegen die Weifsen
geneigt gewesen, als die erstem, mit denen man erst seit 3 Jahren ein
friedliches Einverständnifs hat zu Stande bringen können. Noch kurz
vor jener Zeit hatten sie im Walde einige Bewohner vom Prado überfallen
, bey welchem Vorfall der Escrmam (Stadtschreiber) verwundet
und mehrere Menschen erschossen worden waren. Man hat nachher
die iriedMohen Machacaris gebraucht, um auch mit den Patachos einen
Vertrag zu Stande zu bringen. Die Patachos gleichen im Aeufsern sehr
den Piu-is -nnd Machacaj-is, nur sind sie gröfser als die erstem; sie entstellen
eben so wenig als diese ihr Gesicht, und tragen eben so. ihre
Haare natürlich um den Kopf herabhängend, blos im Genicke und über
den Augen abgeschnitten, doch rasiren auch manche unter ihnen den
ganzen Kopf, und lassen blos vorne und hinten einen kleinen Busch
stehen. Die Unterlippe und das Ohr durchbohren einige und tragen in
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