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Früchte kleine schwarze Nüsse, die inwendig" einen efsbaren Kern enthalten.
Bricht man die pinnulce (Blätter), so zeigen sich feine zarte grüne
Fäden, die sehr stark sind und zu Schnüren gedreht werden; aus ihnen
wird ein Zwirn verfertigt, den man zu schönen grünen Fischnetzen und
auf andere Art benutzt.
So charakteristisch verschieden für den Blick des Botanikers alle
diese Palmenarten auch sind, so haben doch die meisten eine Hauptform
mit einander gemein, die des Genus Cocos^ mit einem schlanken Stamme,
der bey einigen oben, bey andern unten verdickt , und wieder bey
andern in allen Theilen gleich ist; er ist bey den meisten Arten schräg
winklicht mit erhöhten Ringen versehen, geringelt oder am obern Theile
ein wenig geschuppt; die Blätter sind gleich den Federn des Straufses
gefiedert, sanft schön gewölbt, zum Theil mit gekräuselten etwas eingerollten,
zum Theil mit etwas steifen Nebenblättchen: sie sind gekräuselt
und silberfarben bey der Imburi, schön sanft federartig geneigt bey
der Jissaraj hoch ansteigend und nach allen Richtungen stark und breit
ausgedehnt und bis zur Erde herabhängend bey der schönen erhabenen
Ndaiä^ und himmelan strebend, steif aufsteigend bey der Piassaba-
Palme u. s. w. Die von mir bereiste Gegend ist , wie man aus dem
Gesagten ersieht, an verschiedenen Palmenformen weit ärmer, als die
dem Aequator näher gelegenen Regionen des Continents von Südamerika,
wo Herr VON HUMBOLDT einen grofsen Reichthum von diesen erhabenen
Prachtgewächsen fand, den wir in seinen vortrefflichen Ansichten
der Natur p ) höchst anziehend beschrieben finden. An die Palmenform
schliefst sich in den hohen Regionen der Andes von Peru ^ die Form
der baumartigen Farrenkräuter {Filix) an, die man aber an der Ostküste
von Brasilien vermifst, obgleich einige neuere Schriften über Brasilien
dieselben irriger Weise hierher setzen. Dagegen sind die niedern Ge-
(*) Ansiclitca der Nalur S. 248.
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schlechter dieser PflaiizenfamiHe auf der Erde und auf Bäumen sehr zahlreich
und sehr mannigfaltig. Unter ihnen zeichnet sich am Macuri und
in der Gegend von Caraoellas Mertensia dichotoma aus, die ziemlich
hoch in den Bäumen hinauf steigt, und durch zweytheiligen Wuchs
kenntlich ist. Ihr glatter glänzend brauner Stengel wird von den Negern
vom Marke befreyt, und dann zu Pfeifenröhren benutzt, die man Canudo
de Samambaya nennt.
Nicht blos in botanischer Hinsicht fanden wi r die Wä lde r nmP^igoza
interessant, sondern auch in zoologischer. Die kalte Jahreszeit, welche
eine Menge von Waldvögeln aus den innern Sertöes nach der Küste
herab drängt, verschaffte hier unsern Jägern eine reiche Ausbeute an
Papageyen, besonders Maitacas {Psittacus menstruus, LINN.) an Tucanen
u. s. w . , welche uns zur Nahrung dienen mufsten. Das Fleisch der
Papageyen giebt sehr kräftige Brühen ; dafs es aber als Arzneymittel
gebraucht werde, wie S O U T H E Y (-) sagt, habe ich nirgends bestätigt
gefunden. Häufig war in diesen Wäldern der schöne schwärzlich purpurfarbene
Seidenschwanz {Ampelis atro-purpurea) ^ seltener zeigt sich
am Mucuri der schön blaue Kiruä oder Crejod [Ampelis Cotinga^ LINN.)
den sein glänzend blaues prachtvolles Gefieder unter allen Vögeln von
Brasilien auszeichnet, so wie eine neue Art von Papageyen und
andere mehr. Die unvergleichlichen Federn des Kiruä benutzen die
Nonnen zu Bahia zu ihren schönen Federblumen; man hat die Bälge
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(*) SoüTHEif history of Brazil. Vol. I. p. 627.
(**) Fünf Zoll 9 Linien langj Imrz geschwänzt; grün; Brust, Bauch und Seiten ins Bläuliche
fallend; Rücken dunkel-schwarzlicli kailecbraun oder rufsschwarz; Uropygium beynahe
völlig schwarz; zwey mittlere Schwanzfedern grün mit rother Wurzelhälfte, die übrigen schön
roth mit breiter schwarzer Spitze. In dem Museum zu Berlin hat man diesen Vogel unter
dem Nahmen des Psittacus melanonotus aufgestellt. Der HauptcharaUter dieser Art, der aber
nur im frischen Zustande kenntlich ist, besteht in einer naktea mennig-rothen Haut, welche
das Auge umgiebt.
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