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 7 4  Aufenthalt  zu  Morro  d'Arara  
 Früchte  kleine  schwarze  Nüsse,  die  inwendig"  einen  efsbaren  Kern  enthalten. 
   Bricht  man  die  pinnulce  (Blätter),  so  zeigen  sich  feine  zarte  grüne  
 Fäden,  die  sehr  stark  sind  und  zu  Schnüren  gedreht  werden;  aus  ihnen  
 wird  ein  Zwirn  verfertigt,  den  man  zu  schönen  grünen  Fischnetzen  und  
 auf  andere  Art  benutzt.  
 So  charakteristisch  verschieden  für  den  Blick  des  Botanikers  alle  
 diese  Palmenarten  auch  sind,  so  haben  doch  die  meisten  eine  Hauptform  
 mit  einander  gemein,  die  des  Genus  Cocos^  mit  einem  schlanken  Stamme,  
 der  bey  einigen  oben,  bey  andern  unten  verdickt  ,  und  wieder  bey  
 andern  in  allen  Theilen  gleich  ist;  er  ist  bey  den  meisten  Arten  schräg  
 winklicht  mit  erhöhten  Ringen  versehen,  geringelt  oder  am  obern  Theile  
 ein  wenig  geschuppt;  die  Blätter  sind  gleich  den  Federn  des  Straufses  
 gefiedert,  sanft  schön  gewölbt,  zum  Theil  mit  gekräuselten  etwas  eingerollten, 
   zum  Theil  mit  etwas  steifen  Nebenblättchen:  sie  sind  gekräuselt  
 und  silberfarben  bey  der  Imburi,  schön  sanft  federartig  geneigt  bey  
 der  Jissaraj  hoch  ansteigend  und  nach  allen  Richtungen  stark  und  breit  
 ausgedehnt  und  bis  zur  Erde  herabhängend  bey  der  schönen  erhabenen  
 Ndaiä^  und  himmelan  strebend,  steif  aufsteigend  bey  der  Piassaba- 
 Palme  u.  s.  w.  Die  von  mir  bereiste  Gegend  ist  ,  wie  man  aus  dem  
 Gesagten  ersieht,  an  verschiedenen  Palmenformen  weit  ärmer,  als  die  
 dem  Aequator  näher  gelegenen  Regionen  des  Continents  von  Südamerika,  
 wo  Herr  VON  HUMBOLDT  einen  grofsen  Reichthum  von  diesen  erhabenen  
 Prachtgewächsen  fand,  den  wir  in  seinen  vortrefflichen  Ansichten  
 der  Natur  p )  höchst  anziehend  beschrieben  finden.  An  die  Palmenform  
 schliefst  sich  in  den  hohen  Regionen  der  Andes  von  Peru  ^  die  Form  
 der  baumartigen  Farrenkräuter  {Filix)  an,  die  man  aber  an  der  Ostküste  
 von  Brasilien  vermifst,  obgleich  einige  neuere  Schriften  über  Brasilien  
 dieselben  irriger  Weise  hierher  setzen.  Dagegen  sind  die  niedern  Ge- 
 (*)  Ansiclitca  der  Nalur  S.  248.  
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 Aufe ntha 11  zu  Morro  d'Arara  2 7 5  
 schlechter  dieser  PflaiizenfamiHe  auf  der  Erde  und  auf  Bäumen  sehr  zahlreich  
 und  sehr  mannigfaltig.  Unter  ihnen  zeichnet  sich  am  Macuri  und  
 in  der  Gegend  von  Caraoellas  Mertensia  dichotoma  aus,  die  ziemlich  
 hoch  in  den  Bäumen  hinauf  steigt,  und  durch  zweytheiligen  Wuchs  
 kenntlich  ist.  Ihr  glatter  glänzend  brauner  Stengel  wird  von  den  Negern  
 vom  Marke  befreyt,  und  dann  zu  Pfeifenröhren  benutzt,  die  man  Canudo  
 de  Samambaya  nennt.  
 Nicht  blos  in  botanischer  Hinsicht  fanden  wi r  die Wä lde r  nmP^igoza  
 interessant,  sondern  auch  in  zoologischer.  Die  kalte  Jahreszeit,  welche  
 eine  Menge  von  Waldvögeln  aus  den  innern  Sertöes  nach  der  Küste  
 herab  drängt,  verschaffte  hier  unsern  Jägern  eine  reiche  Ausbeute  an  
 Papageyen,  besonders  Maitacas  {Psittacus  menstruus,  LINN.)  an  Tucanen  
 u.  s. w . ,  welche  uns  zur  Nahrung  dienen  mufsten.  Das  Fleisch  der  
 Papageyen  giebt  sehr  kräftige  Brühen  ;  dafs  es  aber  als  Arzneymittel  
 gebraucht  werde,  wie  S O U T H E Y  (-)  sagt,  habe  ich  nirgends  bestätigt  
 gefunden.  Häufig  war  in  diesen  Wäldern  der  schöne  schwärzlich  purpurfarbene  
 Seidenschwanz  {Ampelis  atro-purpurea)  ^  seltener  zeigt  sich  
 am  Mucuri  der  schön  blaue  Kiruä  oder  Crejod  [Ampelis  Cotinga^  LINN.)  
 den  sein  glänzend  blaues  prachtvolles  Gefieder  unter  allen  Vögeln  von  
 Brasilien  auszeichnet,  so  wie  eine  neue  Art  von  Papageyen  und  
 andere  mehr.  Die  unvergleichlichen  Federn  des  Kiruä  benutzen  die  
 Nonnen  zu  Bahia  zu  ihren  schönen  Federblumen;  man  hat  die  Bälge  
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 (*)  SoüTHEif  history  of  Brazil.  Vol.  I.  p.  627.  
 (**)  Fünf  Zoll  9  Linien  langj  Imrz  geschwänzt;  grün;  Brust,  Bauch  und  Seiten  ins  Bläuliche  
 fallend;  Rücken  dunkel-schwarzlicli  kailecbraun  oder  rufsschwarz;  Uropygium  beynahe  
 völlig  schwarz;  zwey  mittlere  Schwanzfedern  grün  mit  rother  Wurzelhälfte,  die  übrigen  schön  
 roth  mit  breiter  schwarzer  Spitze.  In  dem  Museum  zu  Berlin  hat  man  diesen  Vogel  unter  
 dem  Nahmen  des  Psittacus  melanonotus  aufgestellt.  Der  HauptcharaUter  dieser  Art,  der  aber  
 nur  im  frischen  Zustande  kenntlich  ist,  besteht  in  einer  naktea  mennig-rothen  Haut,  welche  
 das  Auge  umgiebt.  
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