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368 A u f e n t h a l t am Rio Grande de Belmonte
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mich zugesellte, zum Kampfplatz hinüber eilten. Jeder von uns nahm zur
Sicherheit eine Pistole oder ein Messer unter den Rock, auf den Fall, dafs
die Schlägerey sich etwa gegen uns wenden sollte. Als wir am jenseitigen
Ufer gelandet waren, fanden wir alle die Wilden gedrängt auf einem
Haufen stehen und bildeten einen Halbzirkel um sie her. Der Streit nahm
jetzt gerade seinen Anfang. Zuerst stiefsen die Krieger der beyden Parthien
kurze rauhe Herausforderungstöne gegen einander aus, giengen ernst
wie böse Hunde tim einander herum, und brachten dabey ihre Stangen
in Bereitschaft. Dann trat Capitam JEPARACK auf, gieng zwischen den
Männern umher, sah mit weit geöffneten Augen gerade und ernst vor sich
hin, und sang mit tremulirender Stimme ein langes Lied, welches wahrscheinlich
von der ihm widerfahrenen Beleidigung handelte. Auf diese
Art erhitzten sich die Gegner immer mehr; plötzlich trafen zwey von
ihnen auf einander, stiefsen sich wechselseitig mit dem Arm vor die Brust,
dafs sie zurücktaumelten, und griffen alsdann zu den Stangen. Der eine
schlug zuerst aus allen Kräften auf den andern los, ohne Rücksicht, wohin
sein Schlag fiel, der Gegner aber hielt ernst und ruhig den ersten
Angriff aus, ohne eine Miene zu verziehen, dann aber brach auch er los,
und so bearbeiteten sie einander mit kräftigen Hieben, deren Spuren in
dick aufgelaufenen Schwielen noch lange auf den nakten Körpern sichtbar
blieben. Da an den Schlagstangen öfters noch spitzige Reste von den
abgeschnittenen Aesten befindlich waren, so blieb es nicht immer blos
bey Schwielen, sondern manchem flofs auch das Blut vom Kopfe herab.
Wenn sich zwey Kämpfer weidlich durchgebläut hatten, so traten ein
Paar andere auf; öfters auch sah man mehrere Paar zugleich im Kampf,
doch griffen sie nie einander mit den Händen an. Wenn so die Zweykämpfe
eine Zeit lang gedauert hatten, so giengen sie wieder einige Zeit
nachdenkend mit dem Herausforderungston zwischen einander herum, bis
wieder heroische Begeisterung sich ihrer bemächtigte und ihre Stangen
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in Bewegung setzte. Die Weiber fochten während dessen ebenfalls ritterlich;
unter beständigem Weinen und Heulen ergriffen sie einander bey den
Haaren, schlugen sich mit den Fäusten, zerkratzten sich mit den Nägeln,
und rissen einander die Holzpflöcke aus den Lippen und Ohren, die dann
als Trophäen auf dem Boden des Kampfplatzes umher lagen. W^arf eine
die andere zu Boden, so stand wieder eine dritte hinter ihr, die sie beim
Beine ergriff und ebenfalls hinwarf; dann zerrten sie einander auf der
Erde herum. Die Männer erniedrigten sich nicht so weit, die Weiber
der Gegenparthie zu schlagen, sondern sie stiefsen sie nur mit dem Ende
ihrer Streitstangen, oder traten ihnen mit den Füfsen dermaisen in die
Seite, dafs sie davon über und überrollten. Auch aus den benachbarten
Hütten tönten die Klagen und das Geheul der Weiber und Kinder herüber,
und erhöhten den Eindruck dieses höchst sonderbaren Schauspiels. Auf
solche Art wechselte der Streit etwa eine Stunde lang; wenn alle ermüdet
schienen, so zeigten einige der Wi lden dadui'ch ihren Muth und ihre
Ausdauer, dafs sie mit dem Herausforderungstone zwischen den andern
umher giengen. Cay^/iamjEPARACK, dessen Bild die erste Figur der lyten
Platte darstellen wird, hielt als Hauptperson der beleidigten Parthie bis
zuletzt aus; alle schienen ermüdet und abgespannt, als er immer noch
nicht gesonnen war Friede zu schliefsen, noch immer sein tremulirendes
Lied fortsang, und seine Leute zum Kampf aufmunterte, bis wir zu ihm
hin giengen, ihn auf die Schulter klopften, und ihm sagten, er sey ein
braver Krieger, allein es sey nun Zeit Friede zu machen, worauf er dann
auch endlich plötzlich das Schlachtfeld verliefs und nach dem Quartal
hinüber gieng. Capitam hatte nicht so viel Energie gezeigt; als
ein alter Mann hatte er nicht mit geschlagen, sondern sich immer im
Hintergrunde gehalten. Wir kehrten nun sämmtlich von dem mit Ohrpflöcken
und zerbrochenen Schlagstangen geschmückten Wahlplatz nach
dem Quartel zurück; da fanden wir unsere alten Bekannten, JUKERÄCKE,
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