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. 5 4 Reise vom Rio Do9e bis zum Flusse Alcoba^a
J^goza^ Porto Segaro^ Trancozo und andern Orten der Ostküste, meistentheils
Küsten-Indier, ein.
Zwischen den Gebürgen von Minas Geraes und der schwach bewohnten
Ostküste dehnen sich weite Wildnisse aus, in welchen noch viele
Horden von den freyen wilden Stämmen der Urbewohner umherziehen,
die auch wahrscheinlich sich noch lange von den Portugiesen unabhängig
erhalten werden. Diese Wildnisse sucht man von verschiedenen Punkten
aus mit gangbaren Strafsen zu durchbrechen, um die Produkte von Minas
der äriTfiern menschenleeren Küste leichter zuführen , und ihnen eine
schnellere Verbindung mit den Hauptstädten und dem Meere verschaffen
zu können. Da die Flüsse die schnellste Communication gestatten, so
hat man diese Strafsen auf und an denselben fortzuführen beschlossen.
Man eröffnete eine derselben am Macuri^ eine andere am Rio Grande
de Belmonte ^ eine dritte am llheos ^ und noch zwey andere ist man
beschäftigt am Espirito Santo und am Itapemirim nach IMinas zu führen.
Die Wälder in der Gegend des Macuri werden hauptsächlich von
Patachos bewohnt. Botocados streifen nur zuweilen durch dieselben
an die Küste herab. Uebrigcns halten sich noch mehrere Stämme der
Tapayas in jenen Einöden auf; an den Gränzen leben förmlich angesiedelt
die MaconiiS^ die MalaWs und andere. Die Capuchos oder Caposch-
Indianer dagegen, die Cumanachos ^ Machacali s und Panhamis {Vdiniamis)
ziehen noch in den Wäldern umher. Die letztern vier Stämme
sollen sich mit den Patachos verbunden haben, um vereint den zahlreichern
Botocudos die Spitze bieten zu können. Diese Stämme scheinen,
nach der Aehnlichkeit in Sprache, Sitte und Gebräuchen zu urtheilen,
einander näher verwandt zu seyn. Von den MaconPs^ die für sich allein
leben, wurden vor etwa 20 Jahren viele getauft, andere taufte Capitam
B E N T O LOURENZO, als er sich unter ihnen befand. Sie haben sich jetzt
zum Theil am Macuri angebaut; ein anderer Theil derselben soll aber
Reise vom Rio Doge bis zum Flusse Alcobaga
mehr nördlich, nach dem Flusse Belmonte hin, wohnen. Dieser Stamm
steht am Rio Doge im Piufe grofser Wildheit, wiewohl, näheren Nachrichten
zufolge, mit Unrecht. Die MalaWs^ ein jetzt nur noch sehr schwacher
Stamm, wohnen weit oben am Rio Doge bey dem Destacamento von
Passanha^ und haben sich in der Nähe desselben unter dem Schutze der
Portugiesen niedergelassen ,-um sich vor ihren Feinden, ¿^n Botocudos ^
zu sichern. Die Sprachen dieser beyden Stämme , von denen man einige
Proben in dem Anhange zum zweyten Theile dieses Reiseberichts finden
wird, weichen sehr von jenen der andern Stämme ab. Die fünf vereinten
Stämme haben, wie bemerkt worden, im Allgemeinen verwandte
Bildung, Sitten und Sprache. Sie durchbohren gewöhnlich ihre Unterlippe,
und stecken in die Oeffnung ein kurzes, dünnes Piohrstäbchen,
welches sie an dem einen Ende mit Urucü roth färben. Ihre Haare
schneiden sie im Genicke und über den Augen rund ab; einige scheeren
selbst den gröfsern Theil des Kopfes. Uebrigcns bemahlen sie, wie alle
Tapayas^ ihren Körper mit rother und schwarzer Farbe. Sie glauben
sämmtlich im Donner ein mächtiges Wesen zu vernehmen, das sie Tapan
nennen: ein Wort , welches vielen Stämmen, unter andern auch den
ParVs^ angehört, und selbst den Küstenstämmen ^^vTupVs gemein war.
Nahe Blutsverwandte sollen einander nie heirathen, übrigens aber binden
sie sich an keine Regel und folgen ganz ihren Neigungen. Junge Mädchen
sehen es als das höchste Zeichen ihrer Gunst gegen junge Männer
an, wenn sie dieselben bemahlen, zu "welchem Ende sie gewöhnlich
etwas Urucd bey sich tragen (-). Die Patachos zeigten sich am Mucari
bis jetzt immer feindselig, -noch unlängst erschossen sie AQV Fazenda
des Herrn JoAo ANTONI O einen Indier in der Thüre seines Wohnhauses.
(*) Aufser den hier genaniucn Slaniinen der Urbewohner werden für diese Gegend in
der Corograßa brasilica T. II. p. 74 noch einige andere angeführt, deren Nahmen ich aber
an der Ostküsle nie nennen hörte.
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