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 leider  mifs^Iückte  Jagd.  Wir  liefsen  jetzt  unsere  Jäger  aufsitzen  und  
 sandten  sie  in  die  Ebene  ,  wo  sie  das  voll  Schrecken  nach  allen  Seiten  
 hin  fliehende  wilde  Vieh  auseinander  sprengten.  Unsere Maulthiere  liefen  
 zum  Theil  recht  gut;  endlich  gelang  es  den  Jägern  THOMAS  und  JOAO  ,  
 einen  Schufs  anzubringen  und  ein  Rind  zu  tödten.  Man  zerlegte  schnell  
 die  Beute,  sättigte  sobald  als  möglich  die  hungrige  Menge  und  zerstreute  
 sich  alsdann  um  zu  jagen.  Die  Gegend  hat  manche  ornithologische  Merkwürdigkeit, 
   FRANCISCO  5  der  Coropo-lndier  ^  hatte  den  Ibis  mit  nacktem  
 fleischrothem  Gesicht  erlegt,  welchen  A Z A R A  unter  dem  Nahmen  
 des  Curacaa  rasé  beschreibt;  andere  Jäger  schössen  zwey  Arten  Falken,  
 eine  schöne  neue  Art We i h e  mit  einem  Eulenkranz  am  Kopfe,  gleich  
 unserm  Falco  cyaneus^  und  den  Falco  Basar  ellas  mit  rostrothem  Körper  
 und  gelblich  weifsem  Kopfe.  Jch  fand  in  der  Nähe  unseres  Hauses  das  
 Nest  mit  den  Eiern  des  Bentavi  {Lanias  Pitangua^  LINN.),  welches  die  
 F o rm  eines  Backofens  hat  und  oben  geschlossen  ist.  
 Nördlich  von  Battaha  dehnen  sich  weite  Lagoas  in  den  Ebenen  aus,  
 worin  unzählige  Enten  und  Reiher  nebst  andern  Sumpf  -  und  Wasservögeln  
 leben  ;  hier  kann  man  die  Wasser  -  und  Sumpfbewohner  des  
 Landes  am  besten  studieren.  Man  hatte  ims  gesagt,  dafs  wir  hier  die  
 schönen  rosenrothen  Löffelreiher  [Platalea  Aj'aj'a^  LINN.)  finden  würden,  
 und  wirklich  bemerkten  wir  heute  die  ersten  derselben.  Sie  safsen,  ihrer  
 etwa  dreyfsig  beysammen,  an  einer  sumpfigen  Stelle,  und  fielen  uns  bald  
 wie  ein  grofser  dunkelrosenrother  Fleck  in  die  Augen,  Unsere  Jäger  
 ( * )  D.  F.  DT?  A Z A R A  vojages  etc.  Vol.  IV.  p.  222.  
 (**)  Falco  palustris:  19  Zoll  8  Linien  lang;  ein  gelblich  weifs  und  schwarzbraun  gemischter  
 EulenJu-anz  faist  den  Kopf  ein.;  über  dem  Auge  hin  ein  weifslicher  Streifj  untere  Theile  
 blal'sgelbrölhlich  mit  schwarzbraunen  Längsstrichen;  Unterhals  schwarzbraun;  Schenkel  und  
 Steifs  rosU^oth;  alle  obem  Theile  schwarzbraun;  Schwung  -  und  Schwanzfedern  aschblau  mit  
 schwarzbraunen  Querbändern.  
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 schlichen  mit  der  gröfsten  Vorsicht  hinan,  und  warfen  sich  sogar,  als  
 sie  ihnen  näher  kamen,  auf  die  Erde  nieder,  allein  vergebens,  die  
 schüchternen  Vögel  erhoben  sich  sogleich  und  zogen  in  prachtvollem  
 Geschwader  über  die  Köpfe  anderer  Jäger  hin,  die  ihre  Doppelflinten  
 leider  auch  vergeblich  nach  ihnen  abfeuerten.  Wir  konnten  nur  mit  
 einigen  ihrer  schönen  rosenrothen  in  dem  Sumpfe  gefundenen  Schwungfedern  
 unsere  Hüte  schmücken.  Pieiher,  schwarze  Ibisse  Enten,  
 Strandläufer  und  Cormorane  belebten  die  ganze  Gegend.  Die  Lagoas  
 waren  durch  Dämme  getrennt,  und  auf  diesen  fanden  wir  Gebüsch,  das  
 immer  von  Raubvögeln,  von  denen  wir  einige  erlegten,  durchspähet  
 wird.  Am  Ufer  eines  See's  erblickte  ich  den  Anhinga  {Plotas  Anhinga^  
 LINN.)  dem  ich  vergebens  nachstellte.  Er  war  hier  auch  nicht  in  seinem  
 w a h r e n  Aufenthaltsorte,  den  Flüssen,  auf  welchen  wir  ihn  späterhin  
 häufig  erlegt  haben.  Vier  bis  fünf  Stunden  Weges  von  Battaha  erreicht  
 man  eine  Stelle,  welche  Barra  do  Farado  genannt  wird,  wo  die  Lagoa  
 Feia  mit  der  See  zusammenhängt,  wie  dies  auf  der  Karte  VOUARROWSMiTH  
 richtig  bemerkt  ist  (-'"'=).  
 (*)  Unter  den  brasilianischen  Arten  der  Familie  der  sichelschnäblichen  Sumpfvögel  zeichnet  
 sich  durch  sein  hochrothes  Gefieder  der  Guarà  {Tantalus  ruber.  LINN.)  ganz  vorzüglich  
 aus.  Ich  habe  diesen  schönen  Vogel  nirgends  an  dieser  ganzen  Küste  gefunden,  und  selbst  die  
 Corografia  brasiUca  bestätigt,  dafs  diese  Thierart  selbst  nicht  mehr  an  der  Ponta  de  Gaaratyha  
 et^vas  südlich  von  Rio  de  Janeiro  gefunden  wird,  wo  sie  sonst  so  häufig  yorkam  (s.  Corografia  
 brasiUca  T.  II.  p.  ig).  Selbst  HA N S  ST A D E N  sagt,  dais  die  Tupin-Inba  jene  schönen  rothen  
 Federn  zu  ihrem  Putze  von  dort  her  sich  verschafflen.  
 (**)  Die  Lagoa  Feia  besteht  aus  zwey  durch  einen  Canal  vereinigten  Theilen;  ihre  
 Form  ist  auf  meiner  Jiarte  nicht  richtig  angegeben  ,  da  ich  sie  nur  uberschifft  und  nicht  in  
 ihrer  ganzen  Ausdehnung  gesehen  habe.  Der  nördliche  Theil  soll  nach  der  Corografia  brasiUca  
 {T.  IL  p,  Aq)  etwa  6  Logoas  von  Osten  nach  Westen  lang  sejn,  und  etwa  4  Legoas  in  der  
 Breite  halten,  der  südliche  Theil  etwa  5  Legoas  lang  und  Legoa  breit  seyn.  Sie  ist  
 fischreich  und  hat  süfses  Wasser.  Ihre  grofse  Fläche  ist  gewölinlich  vom  Winde  bewegt,  
 daher  für  Canoe  oft  geföhrlich,  für  gröfsere  Schiffe  hat  sie  nicht  die  nÖthige  Tiefe.  Die  Barra  
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