A u f e n t h a l t zu Morro d'Arara
auf deren Haut zinnobcrrolhe, schwarze und grünliche Ringe miteinander
abwechseln, die in ihrer Zeichnung" einige Aehnlichkeit mit der
Corallenschlange (^Cobra Caraes) hat, dennoch aber von derselben
sehr verschieden ist. Die Jagd gewährte uns in diesen einsamen Wildnissen
die angenehmste und nützlichste, ja die einzige Beschäftigung,
und obgleich die Unsicherheit der Wälder ims zu manchen Beschränkungen
nöthigte ,^und es uns zum Gesetz machte , nicht anders als in hinlänglich
zahlreicher Gesellschaft auszugehen, so war sie uns doch immer
sehr ergiebig. So oft wir am Morgen vor unsere Hütten traten, hörten
wir nahe bey uns die laut trommelnde Stimme des Barbado [Mycetes^
und den röchelnden Laut des Gigöp)? eines andern noch unbeschriebenen
Affen. In dieses laut durch die Wälder tönende Concert stimmten
Araras ein , die Paarweise oder zu dreyen bis fünfen lautschreyend über
unsere Hütten hinzogen ; eben so umschwärmten uns Schaaren von Papageyen,
von Schaüä's, Maitacas, Jurü's (^Psittacus palverulentas^ hmis.)^
Curicas und viele ähnliche Arten.
Bey den Hütten waren unsere Leute noch mit der Vollendung der
Dächer beschäftigt. Die beyden gröfsern Gebäude, worin ich in Gesellschaft
des Oavidors ^ der beyden See-Capitaine und des deutschen Mühlenmeister
K R A M E R wohnte, wurden mit Lehmwänden versehen und
die Dächer vollendet. Zu den letztern benutzt man hier die Blätter der
Uricanna^ eines Palmengewächses, welches ein dünnes biegsames Stämmchen
bildet. Auf schlanken Zweigen {pe-Liolis) wachsen die schönen grofsen
gefiederten Blätter {^folia abrupte pirmata)\ von diesen fafst man mehrere
in ein Bündel zusammen; dann werden die petioli derselben, welche
(*) Callithrix melanochir: 35 Zoll lo Linien lang, wovon der Schwanz 21 Zoll 10 Linien
wegnimmt. Haar lang, dicht und sanft; Gesicht und vier Hände schwarz; Haar schwarzlich
und wciCslich mcUrt, es erscheint daher aschgrau; Bücken röLhlich-kastanienbraun; der Schwanz
ist weifslich, oft beynahe weil's, auch zuweiien gelblich gefärbt.
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sehr lang sind, um eine Latte von Cocosholz umgebogen, und unter derselben
mit eincv Qipo vcrdadeira {Bauhinid) zusammen gebunden, welche
die erforderliche Länge hat, um ein Gebund mit dem andern zu verbinden.
Die Latten mit den damit verbundenen Blättern werden dergestalt übereinander
befestigt, dafs sie sich auf zwey Drittheile ihrer Breite decken.
Die obere scharfe Kante oder die Firste des Daches wird alsdann mit
andern Blättern, besonders den langen Cocoswedeln, bedeckt, um dasselbe
völlig wasserdicht zu verschliefsen. Ein solches Dach, welches man
hier vollkommen gut zu machen versteht, ist leicht und sicher; es mufs
indessen dafür gesorgt werden, dafs zuweilen Rauch darin umherziehe,
weil sonst die Insekten schon im ersten Jahre die trocknen Blätter zernagen
würden. Man erbauete jetzt auch eine geräumige Hütte zu einer
Werkstätte für den Schmid; denn wegen der Härte der Holzarten, die
umgehauen und bearbeitet werden mufsten, war sehr oft an den Werkzeugen
etwas auszubessern. Der Schmid, den man hier angestellt hatte,
war ein Bewohner der Gegend am Alcohaga^ den der Ouvidor znv Strafe
wegen eines Vergehens bey Nacht aus seinem Hause hatte holen, und
hierher führen lassen, um hier zu arbeiten. Während man noch an den
Wohnungen bauete, reinigten die Holzhauer die Stelle, wo man das
Holzsägewerk hin zu setzen g^esonnen war. Der Ouvidop reiste auf einige
Zeit mit vielen Leuten nach Caravellas, wodurch unsere Gesellschaft sehr
vermindert wurde, allein wir erhielten bald wieder grofsen Zuwachs.
Capitam B E N T O LOURENZ O hatte die neue Strafse mit seiaen Mineiros
so weit fortgesetzt, dafs er unserer einsamen Wildnifs bereits nahe war.
Plcadores (Leute, welche der Truppe voran ziehen, und die Richtung,
welche die Holzhauer zu nehmen haben, an den Bäumen bemerken)
kamen einen Tag früher und zeigten uns die Ankunft ihrer Truppe an.
Am folgenden Abend erschien der Capitam mit 80 bis 90 Mann und nahm
bey uns 9uartier. Jetzt befanden sich eine Menge von Menschen auf dem
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