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 3 7 4  A u f e n t h a l t  am  Rio  Grande  de  Bei  m o n t e  A u f e n t h a l t  am  Rio  Grande  de  Belmonte  3 7 5  
 arten  gebrauchen.  Am  Ufer  sah  ich  hier  mehrere  kleine  mit  P^ohr,  Binsen, 
   Gras  und  Wasser  ausgefüllte  Busen,  die  man  mit  Rohrstäben  verschlossen  
 hatte,  um  Fische  darin  zu  fangen.  Man  öifnet  zu  diesem  Endzweck  
 den  Kohrzaun  bey  der  ankommenden  Fluth,  weil  durch  diese  die  
 P^ische  heran  kommen;  sind  sie  eingetreten,  so  verschliefst  man  die  OefTnung  
 wieder,  um  nachher  bey  dem  Ablaufen  des  Wassers  den  Busen  
 auszufischen.  Gegen  Abend  ward  meine  Fahrt  äufserst  angenehm;  die  
 Stille  in  der  weiten  Wildnifs  rings  umher  wurde,  nachdem  die  Cicadenund  
 Arten  verstummt  waren,  nur  von  dem  klappernden  Laubfrosche  
 mit  seiner  lauten  sonderbaren  Stimme,  von  der  Mandalaa  
 {Caprimalgus  granclis)  mit  ihrem  melancholischen  Pfiffe und  von  einigen  
 in  dem  dämmernden  Hochwalde  laut  klagenden  Eulen  unterbrochen.  
 Ziemlich  spät  in  der  Nacht  erreichte  ich  AdiS Destacament  von  f^imieyro^  
 wo  auf  einem  hohen,  längs  dem  Flusse  hinziehenden  Rücken,  die  Wohnung  
 und  Pflanzungen  des  Jaiz  der  f^illa  do  Prado  ^  S E N H O R  BalanguEiRA, 
   lagen.  Der  Herr  des  Hauses  war  zwar  abwesend  5  ich  fand  aber  
 dennoch  auf  seine  Anordnung  eine  sehr  freundliche  Aufnahme  und  ein  
 gutes  Nachtquartier.  .Musik  und  Tanz  erschallte  in  der  Nahe  bey  den  
 Häusern  der  hier  wohnenden  indier,  deren  sich  hier  etwa  zehn  Familien  
 befinden.  
 Der  kommende  Tag  zeigte  mir  eine  herrliche  wilde  Landschaft.  So  
 weit  das  Auge  reichte,  erblickte  man  nichts  als  finstere  dunkelgrün  belaubte  
 Baumkronen,  die  dicht  aneinander  gedrängt,  eine  undurchdringliche, 
   unabsehbar  ausgedehnte  Urwildnifs  bilden,  über  welche  der  rohe  
 Patachö  \md  Machacari  mit  Unzen  und  schwarzen  Tigern  die  Herrschaft  
 theilt.  Zwey  flache  Gegenden,  in  deren  Mitte  eine  Höhe  sich  erhebt,  
 zeigen  die  Stellen  an,  wo  die  beyden  Arme  des  Suciiraca  (so  ist  der  alte  
 (*)  Dieser  Frosch  ist  wahrscheinlich  derjenige,  welcher  zu  Vigoza  und  an  andern  Orlen  
 Sapo marinhero  genannt  wird.  
 indische  Nähme  des  Rio  do  Pradó)^  der  eine  nördlich,  der  andere  südlicher  
 herab  kommen;  jener  trägt  den  Nahmen  des  Rio  do  Norte^  dieser  
 heifst  Rio  do  Sah  In  der  Ferne  erblickt  man  die  Serra  de  Jodo  de  Ledo  
 und  de  St.  André  ^  welche  zu  der  Serra  dos  Ay  mar  es  gehören,  eine  
 Gebürgskette,  die  etwa  vier  Tagereisen  von  der  Seeküste  entfernt  liegt,  
 nicht  weit  von  der  Cachoeira  des  Flusses,  wo  es  viel  Jagd  und  Fischerey  
 geben  soll.  Der  Sacurucü  nimmt  sehr  bald  an  Starke  ab,  wenn  man  ihm  
 aufwärts  nach  seinen  (Quellen  folgt—  ein  Beweis,  dafs  er  keinen  bedeutend  
 langen  Lauf  hat.  Nicht  weit  von  der  Stelle,  wo  ich  mich  jetzt  befand, 
   vereinigen  sich  die  beyden  Arme,  um  den  Flufs  zu  bilden;  weiter  
 hinaufwärls  hören  dann  sogleich  auch  alle  europäische  Ansiedelungen  auf,  
 denn  am  Rio  do  Norie  befindet  sich  gar  keine  Niederlassung,  und  am  Rio  
 do  Sul  nur  eine  einzige,  und  zwar  gleich  oberhalb  der  Vereinigung  der  
 beyden  Arme.  
 Als  ich  der  schönen  wilden  Aussicht  lange  genossen  hatte,  begab  ich  
 mich  hinab  an  das  Flufsufer  zu  den  Wohnungen  der  Indier.  Ich  fand  
 unter  diesen  Leuten  eine  Frau  vom  Stamme  der  Machacaris,  die,  welches  
 man  höchst  selten  findet,  vollkommen  die  Sprache  der  Patachos  
 verstand;  da  die  letztern  unter  allen  Stämmen  der  Wilden  vorzüglich  
 mifstrauisch  und  zurückhaltend  sind,  so  erlernt  nicht  leicht  jemand,  der  
 nicht  zu  ihrem  Stamm  gehört,  ihre  Sprache.  Nicht  weit  von  hier,  etwas  
 tiefer  in  den  dichten  Urwald  hinein,  liegt  die  sogenannte  ^/¿Zea  (Dorf)  
 der  Machacaris^  die  man  mir  öfters  gerühmt  hatte,  wo  aber  nur  etwa  
 vier  Familien  dieser  Leute  in  einem  Hause  vereinigt  vvohnen.  Sehr  begier 
 i g ,  auch  diesen  Stamm  kennen  zulernen,  begab  ich  mich  mit  einigen  
 Indiern  dahin.  Der  W^eg"  war  sehr  unbequem,  denn  wir  mufsten  eine  
 halbe  Stunde  weit  durch  Sumpf  und Was ser  waten,  und  über  umgefallene  
 Baumstämme  klettern.  Ich  fand  die  Wilden  in  einem  ziemlich  geräumigen  
 Hause  alle  zusammen  wohnend;  sie  leben  nun  schon  seit  lo  Jahren  
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