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R e i s e von Rio de Janei r o nach Cabo Frio
öffnete uns endlich der Wirth, in seinen Mantel gehüllt mit halb schlafenden
Augen, die Thür. Wir sahen uns genöthigt, ims den ganzen folg
e n d e n Tag hier aufzuhalten, da unsere Tropa (so nennt man eine vereinigte
Anzahl Lastthiere) wegen des seichten Wassers erst spät am
Mittage ausgeschifft werden konnte. Dies geschah wieder unter vielen
Schlägen, ohne welche die Maulthiere nicht zu dem gefährlichen Sprunge
aus der Barke zu bringen waren. Ein Paar sehr geiibte Treiber {Tropeiros),
MARIANO imd FELIPPE, b e y d e Bewohner Von 5. Paulo, einer der
südlichen Capitanien von Brasilien, welche eine besondere GeschickHchkeit
in Behandlung der Maulthiere haben, leisteten dabey gute Dienste.
Wir verliefsen, von einigen unserer Freunde, die unsere Abreise
mit ansehen wollten, begleitet, am 6ten Praya Grande in der Hoffnung,
noch eine gaite Strecke Weges zurückzulegen; allein wir fanden bald,
dafs es weit umständlicher und mühsamer ist, mit beladenen Maulthieren
zu reisen, als nach europäischer Art sein Gepäck auf Wa g e n fortzuschaffen.
Die Beschwerde war für uns um so gröfser, da die zum Theil
unbändigen Thiere , welche in der Eile zusammen gekauft worden, ihre
Sättel und ihr Gepäck noch nicht kannten: hier war ein Riemen, welcher
drückte, dort eine Last, die nicht recht gerade lag. Kaum waren wir
aufgebrochen, so sahen wir zu unserm Kummer, aber auch zur grofsen
Belustigung der Zuschauer, beynahe alle unsere Thiere unter den seltsamsten
Sprüngen angestrengte Versuche machen, sich ihrer Bürde zu entledigen.
Manläfstbey dergleichen Reisen seine Lastthiere, die sich bald
an einander gewöhnen, frey hinter einander hergehen; die unsrigen aber
liefen jetzt nach allen Richtungen ins Gebüsch, und vielen glückte es, ihre
Last abzuwerfen. Wir waren genöthigt umher zu reiten, das abgeworfene
Gepäck aufzusuchen und zu bewachen, bis unsere Tropeiros herhey
kamen und die Thiere von Neuem beluden. Dieser Zeitverlust hinderte
uns heute, weit vorwärts zu kommen. Wir erreichten nach ein Paar
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Stunden eine hübsche, ebene, rundum von Gebüschen fein gefiederter
Mimosen eingeschlossene Wiese, wo, um uns ans Lagern unter freien
Himmel zu gewöhnen. Halt gemacht obgleich Wohnungen in der
Nähe waren. Unser Gepäck wurde zum Schutz vor feuchter Nacht-Luft
in einem Halbkreis herum gestellt, und Ochsenhäute vor demselben zu
unserm Lager ausgebreitet; in der Mitte zündeten wir ein hoch aufloderndes,
helles Feuer an. Gegen den starken Thau dieses Glima's schützten
wir uns durch dicke wollene Decken; unsere Maritelsäcke dienten zu Kopfkissen.
Unser frugales Abendessen von Reis und Fleisch war bald zubereitet;
einige Schüsseln, Löffel und andere nöthige Geräthschaften führten
wir mit uns. Wir speisten unter dem herrlichen tropischen Sternenhimmel;
unbeschreiblicher Frohsinn würzte das Mahl, und die benachbarten
Pflanzer, die sich zur Ruhe nach ihren Wohnungen begebend an uns
vorübergingen, machten ihre Glossen über die seltsame Zigeunerbande (=••),
Um vor Diebstahl in diesen bewohnten Gegenden sicher zu seyn, hatten
wir uns in Wachen abgetheilt. Meine deutschen Jagdhunde waren dabey
von grofsem Nutzen, denn sie rannten, bey dem leisesten Geräusch in
der Nähe, mit heftigem Gebelle in der Dunkelheit muthig auf die Seite
zu, woher das Geräusch kam. Die Nacht war herrlich, und wir sahen
oft erfreut zum prachtvollen Himmel auf; in den Gebüschen rief das
Cabure (eine kleine rostrothe Eule) an den uns umgebenden Lachen
glänzten leuchtende Insecten, und die Frösche liefsen leise sich hören.
Der heitere Morgen verschaffte mir zum erstenmale einen Jagdzug, den
ich bisher nur aus LE VAILLANT^S so interessanten afrikanischen Schilderungen
gekannt hatte. Unsere Decken und unser Gepäck war vom
Thau wie von einem Regen durchnäfst; allein die früh schon heifs brennende
Sonne trocknete es bald. Nach dem Frühstück ergriff jeder von
« Es soll in Brasilien Zigeuner geben, auch KOSTEE redet dayon pag. SOG: ich Jiabe
indessen iieine gesehen.
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