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8A R e i s e von Rio de Janeiro nach Cabo Fri^
erbaut. Eine Lagoa zieht sich hier in einem Halb-Kreise in das Land
hinein, iind an ihr liegt die f^illa do Cabo Frio. Es ist ein kleiner
Ort mit mehreren iing^epflasterten Strafsen und niedrig^en Häusern,
von denen indessen einige ein ganz nettes und freundliches Aeufsere
haben. Die Landzunge, worauf die P^illa liegt, hat einen theils sumpfigen,
theils sandigen Boden , denn nahe bey den Lagoas ist Sumpf, und
näher dem Meere zu tiefer Sand, in welchem Gebüsche mancherley Art
wachsen. Hier entdeckten wir einige neue Gewächse, unter andern zwey
strauchartige Andromeden die eine mit blafsgelben, die andere mit
rosenrothen Blumen. Die ganze umliegende Gegend ist mit g-rofsen Seen
und Sümpfen durchzogen, wefshalb man diese Gegend für fieberhaft
hält; doch behaupten die Bewohner, dafs die heftigen Seewinde die
Atmosphäre sehr verbessern.
Die f^illa nährt sich von der Ausfuhr einiger Produkte, wie der
Farinha und des Zuckers. Einige Lanchas unterhalten damit einen
Küstenhandel. Vor Zeiten war diese Gegend, so wie die zu Rio de
Janeiro^ von den mächtigen Stämmen der Tapinamhas und Tamoyos
bewohnt, die zu L e r y ' s Zeit mit den Franzosen gegen die Portugiesen
verbunden waren. S a l e m a griff sie 1872 zu Caho Frio an und brachte
ihnen eine grofse Niederlage bey, worauf sie sich ins Innere zurückzogen.
Nachher siedelten sich die Portugiesen hier an. In der letzten Hälfte
des lyten Jahrhunderts wohnten hier eine kleine Anzahl derselben; auch
hatte man schon das Dorf S, Pedro gegründet: ein kleines Fortwar nach
den Angaben in S o u t h e y ' s history of Brazil fast ohne Besatzung.
Auf die Einladung eines hier wohnenden Capitams, sein Zuckerwerk
zu sehen, schifften wir uns an einem Sonntage früh mit ihm ein; unser
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(=•=) Herr Professor S c h r ä d e r zu Göttingen, dessen Güte ich die Bestimmung des gröl'sten
Theils der in diesem Buche ei-wähnten Pflanzen verdanke, hat diese beyden Gewächse für
neue, noch unbeschriebene Arten dieses Genus erkannt.
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Hauswirlh, Herr C a r v a l h o , und ein Geistlicher begleiteten uns. Man
legte wie gewöhnlich R.ohrmatten {Esteiras) zum Niedersitzen auf den
Boden des Canoes. Diese Art Fahrzeuge gebrauchten schon die alten
Tapinamhas und die ihnen verwandten Stämme 5 die Portugiesen behielten
sie nur bey. Sie sind aus einem einzigen Baumstamme gehauen, äufserst
leicht, und die Indier wissen sie vortrefflich zu regieren. Man hat sie
von verschiedener Gröfse ; einige sind so schmal, dafs man sich nicht
viel bewegen darf, ohne das Umschlagen des Ganoes befürchten zu müssen
: andere hingegen werden aus so ungeheuer dicken Stämmen gehauen,
dafs sie selbst in der See, wenn sie nicht zu unruhig ist, ziemlich
sicher gehen. Der das Canoe regierende Mann steht aufrecht und
weifs sich so im Gleichgewicht zu halten, dafs er durch seine Bewegungen
nicht das geringste Schwanken verursacht. Die Ruder haben vorne
eine Schaufel von oblonger Form, und werden bey kleinen Canoes aus
freyer Hand geführt, ein Paar geschickte Ganoeiros sind im Stande ein
solches leichtes Fahrzeug pfeilschnell fortzutreiben. Wir fanden das
Wasser der Lagoa von geringer Tiefe und so klar, dafs wir den
weifsen Sandboden des Grundes mit seinen Korallengcwächsen deutlich
wahrnehmen konnten; bey der geringen Tiefe safsen wir oft fest. Die
ZvCE^oaÄ umschwärmten Möven,^Meerschwalben, weifse Reiher und Strandläufer.
Zwey Arten von Gormoranen sind hier sehr gemein: der graubraune
Tölpel f'Q, und ein anderer unserm Gormoran sehr ähnlicher Vogel;
beyde iischen hier in den Gewässern und kommen den Häusern der P^illa
sehr nahe. Die Fazenda des Herrn Gapitam , von ihren Negerhütten umringt,
ist auf einem grünen Hügel erbaut, und hat eine schöne Lage.
Ringsum erblickt man Waldgebürge und bebuschte Anhöhen, welche mit
den glänzend hellgrünen Zuckerpflanzungen einen angenehmen Farbenwechsel
bilden; zur Linken belebten mehrere Wasserspiegel, freunde
t ) Yielleichl der Petit Fou de Cayenne. B ü f f . pl. 9 7 3 . (Pelecanus parxyus.)
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