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Am 28ten September erreichte ich die T^illa de ßelmonte. Sobald
ich hier die nöthigen Vorkehrungen zu meiner Reise nach Macuri getroffen
hatte, begab ich mich auf den We g , hatte aber, verfolgt von
einem höchst ungünstigen Wetter, mit mannigfaltigen Beschwerden zu
kämpfen. Ich war genöthigt, den Corumbao und den Cahy ^ die jetzt
sehr stark angewachsen waren, zu durchreiten, und dann durchnäfst
die Reise längs der Küste unter einem heftigen Platzregen fortzusetzen.
Reisende Portugiesen, welche uns begegneten, erzählten uns, dafs sie
auf ihrer Reise am Cahy ^x^Patachos^ jedoch auf dem jenseitigen Ufer
des Flusses, gesehen hätten; uns kamen diese Wilden nicht zu Gesicht,
welches uns auch in dieser einsamen Gegend ganz erwünscht war. Nach
manchen überstandenen Mühseligkeiten und ohne ein bedeutendes Unglück,
erreichten wir Caravellas und IMacuri^ wo ich mit meinen früheren Reisegefährten,
den Herren F R E Y R E I S S und S E L L O W , drey Wochen verlebte;
dann kehrte ich nach Belmonte zurück. Auf der Reise dahin machte ich
am Rio doPrado oder Sucurucü die Bekanntschaft der Machacaris ^ von
welchen schon Öfters geredet worden ist. Ich wünschte sehr eine Aldea
zu besuchen, die, wie man mir gesagt hatte, von diesen Wilden weiter
aufwärts an dem Prado angelegt worden war. Ich begab mich daher
von Ä^v Fazenda^ wo ich im Monat July die Patachos vergebens aufgesucht
hatte, weiter auf dem Flusse hinauf. An seinen Ufern liefsen sich
deutlich die verschiedenen übereinander liegenden Sandschichten unterscheiden,
und ich bemerkte, dafs etwa 10 Fufs tief unter der Oberfläche,
aus den daselbst befindlichen Schichten, beständig eine beträchtliche Menge
Wasser dem Flusse zuschofs. Aus diesen grofsen Anhäufungen des Wassers
in der Erde kann man sich das schnelle Anwachsen der Flüsse während
der Regenzeit in diesen heifsen Ländern leicht erklären; jetzt waren
wir gerade im November, in der starken Regenperiode dieser Gegend,
wo alle Lagoas angefüllt sind. Weiter am Flusse hinauf findet man an
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den Ufern desselben sehr mahlerische Ansichten; dazu gehört besonders
eine am südlichen Ufer gelegene Gegend, die man Oiteiro (die Anhöhe]
nennt; auf abwechselnden Anhöhen und im Schatten von Cocospalmen
befinden sich da mehrere Fazendcts in der angenehmsten Lage. Am Ufer
blüheten gegenwärtig bey der Rückkehr des Sommers manche schöne
Bäume und Gebüsche, die J^isnea mit ihren an der untern Seite rostbraun
seidenartig glänzenden Blättern, RheociaSVärame mit grofsen violetten
Blumen, die Melasloma-Arten mit auf der untern Seite schön silberweifsem
Blatte, die Trompetenblumen (Bignonia), die in prachtvoll
blühenden Ranken das Gebüsch zierten, aus welchem der Genipaba-^Q.\xm
{Genipa americanci) mit seinen ansehnlichen weifsen Blumen hervorstieg.
Die natürlich finstergrüne Farbe der brasilianischen Wälder, war jetzt
durch die jungen gelbgrünen oder rothen Triebe der Zweige geziert,
finsterer Schatten war unter allen Gebüschen, der bey der grofsen Hitze
, sehr willkommen war, aber durch die Moskiten, die er herbey lockte,
auch wieder dem Wanderer sehr verleidet wurde- Die Ufer fafste eine
schöne Blume ein, eine weike Amaryllis mit purpurfarbenen Staubfäden.
Die Wasserfläche des Flusses hatte jetzt durch die aus den Wäldern,
Sümpfen undGebürgen herabkommenden Waldbäche, eine schwarzbraune
Farbe, und bildete eine vollkommene Camera obscura^ worin sich die
grünen Gebüsche mit ihren Blumen wunderschön abbildeten. Auf der
Fläche des Wasserspiegels befinden sich schwimmende Inseln der Pontederia;
auf ihnen sah man den niedlichen Jassana {Jaçana, Parra Jaca-
NA^ LINN. ) umher steigen, dessen laute dem Lachen ähnliche Stimme man
schon von weitem vernahm. Ich kam hier an eine Stelle, wo man eine
Lancha erbauete; die damit beschäftigten Arbeiter sagten aus, dafs die
Waldungen am ^Hcwrwcu eigentlich nicht viel Schiffbauholz mehr enthielten;
noch finde man wohl sehr starke Stämme, die zur Verfert igung von
Canoen dienlich Seyen, allein zu diesen kann man auch weichere Holzr.