t
i
T
II
M'
3'i
3 o 4 R e i s e v o n C a r a v c l l a s n a c h d em Pii o Gr . d e B e l m o n t e
Hier in den vom Winde durchheulten Hallen des alten Gebäudes ,
wo einst Jesuiten ihre Herrschaft ausübten, fühlt man den We chs e l der
Zeiten recht lebhaft. Verödet stehen die Zellen , die vor Zeiten von
regs ame r Geschäftigkeit belebt wa r en, und Fledermäuse hausen in den
alten Mauern. Von der Bibl iothek, die sich ehemals hier bef and, findet
sich keine Spur mehr.
Der. Flufs Porto Segaro^ Buranhem (Buraniem) in der alt-indischen
Spr a che , hat eine sehr gute, durch ein vortretendes Felsenriff geschützte
Barra oder Mündung mit steinigem Grunde, welche tief und dem nicht
unbedeutenden Handel der T^illa sehr günstig ist. E s befinden sich hier
etwa vierzig Laucha s , kleine zvveymastige Schi f fe, welche auf den F a n g
Aqv Garapa und des TkTero, zweye r Arten von Seefischen, ausfahren, und
immer vier bis sechs Wo chen in Se e bleiben; alsdann kehrt eine jede derselben
mit einer Ladung von i 5 o o bis 2000 eingesalzenen Fischen zurück,
deren die P^illa im J ahr etwa 90 bis 100,000 Stück ausführt. Man consumirt
sie theils am Orte selbs t , theils werden sie nach und andern
Orten versendet. Da im Durchschnitte ein jeder Fisch nach einem Mittelpreise
mit 160 bis 200 Reis bezahlt wi r d, so giebt dies einen beträchtlichen
Gewinn für die f^illa. Dennoch findet man unter den 2600 Einwohne
rn, welche diese T^illa enthalten sol l , weni g wohlhabende, indem
es den meisten durchaus an der nöthigen Industrie fehlt, um ihren Wohl -
stand zu verbessern. Sie setzen ihre Fi sche gewöhnlich in Bahia und
andern Orten gegen andere Produkte um, und verzehren einen grof sen
Theil ihrer Salzfische selbst, die daher ihre Hauptnahrung ausmachen.
E s finden sich deswegen auch sehr viele Menschen hier, die am Scorbut
leiden, und der Reisende wi rd bey seinem Eintritt in die P^illa sogleich
von einer Menge armer Kranken heimgesucht. Landbau findet man hier
sehr weni g , imd nur ein geringer Theil der Einwohner besitzt Pflanzung
e n ; man bezieht die nöthige Farinha grofsentheils aus Santa Cruz,
Pr e i s e v o n C a r a v e l l a s n a c h d em R i o Gr . de B e l m o n t e 3 o 5
Das Kloster S. Bento zu Pdo hat hier in der Nähe eine bedeutende
Fazenda^ welche ein Geistlicher verwaltet. Die Bewohner von Porto
Seguro haben den Ruf sehr gute Seeleute zu seyn, und weil der Handelsverkehr
mit Bahia stark ist, so findet man an dieser ganzen Küste
nirgends so häufig Gelegenhei t , die Reise dahin zu ma chen, als hier.
Die Schiffe, welche dahin segeln, sind sämmtlich nur kleine Lanchas
Garupeiras^ welche vorzüglich schnell und auch bey ungünstigem Winde
besonders gut segeln. Sie führen zwe y kleine Masten , von denen der
hintere der kürzeste ist; der Hauptmast hat ein breites viereckiges Segel ,
der Hintermast ein kleines dreyeckiges ; sie lassen sich so stellen, dafs
das Schiff g e g en möglichst widrigen Wi n d läuft, wo andere schon nicht
mehr segeln können.
Die frühere Geschichte von Porto Segaro bietet manche merkwürdige
Ereigni s se dar. Währ end des holländischen Kr ieges in Brasilien
hatte dieser Ort nicht mehr als 5o Einwohne r , und in der Nähe lagen
drey indische Dörfer. Am Flus se Caravellas befanden sich zu jener Zeit
nur 40 Portugiesen. In der letzten Hälfte des lyten Jahrhunderts vereinigten
sich einige Reste der Tupinamhas und Tamoyos mit ihren Feinden
, den Aymores oder Botocuden, gegen die Portugiesen. Die Tupinicjains
wa ren Alliirte der letztern; ihre Feinde aber wa r en ihnen weit
über legen, und zerstörten die Porto Seguro ^ St, Amaro und
Cruzy am er s tem Orte überfielen s ie, wie S o u x H E Y p ) berichtet, die
Einwohne r in der Messe. Damals soll Porto Segaro beträchtlicher gewesen
s eyn, als es jetzt ist. Ein alliirter Anführer der Tapayas vom Rio St.
^/iiömo, Nahmens T a t e n o , soll die /^¿7/a gegen seine Landsleute unter-'
stützt und vom völligen Untergange errettet haben ('-"'Q. Von den erwähnten
indischen Dörfern dieser Gegend existirt jetzt nur noch die
(*) Soutiiey's history of Brazil, Vol. II. p. 665.
( * * ) Corografia Brasilica etc. T. II. p. 81.
A
illf
r - H
r