8 R e i s e n a c h Piio de J a n e i r o R e i s e nacl i Piio de J a n e i r o 9
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Striche, und selbst grofse weite Felder glänzten um uns her und veränderten
Gestalt und Ort in jedem Augenblicke. Dieses Licht gleicht
vollkommen dem des feuchten faulenden Holzes, das wi r öfters in den
Wäldern sehen. Man hofll bey jenen finstern Sturmnächten gewöhnlich
auf den kommenden Ta g ; allein der Tag erschien uns oft ohne unsere
La g e zu bessern. Furchtbar trübe und dunkel zeigte er sich uns , wie
die Nacht , die vor ihm hergieng, xmd die Seeleute konnten ihre Besorgnisse
vor noch heftigerm Sturm nicht unterdrücken. Man machte alsdann
jedesmal die erforderlichen Vorbereitungen, zog manche Stricke,
die in der Nacht gewichen wa r en, fester an, befestigte die Masten,
denBowspr i t , und so weiter, und setzte die Pumpen in Bewe gung , um
die Dichtigkeit des Schiffes zu untersuchen und dergleichen. Solche
Zurüstungen sind für die Passagiere äufserst beunruhigend und ängstigend.
Einen bedeutenden Fehler hatten wir dadurch gemacht , dafs wir uns
hier bey Pernambucco der Küste so sehr genähert hatten, da in dieser
Gegend im Winter der heifsen Zone stets ähnliche Gewitter und Stürme
herrschen. Der Capitain wandte das Schiff, so viel es der Wind erlaubte,
um die hohe See zu suchen, mufste aber beständig kreuzen, und kam
demnach wenig vorwärts. Endlich, etwa acht Tage nach unserer"ersten
Ansicht des Lande s , wurde der Wind etwas besser und erlaubte uns eine
günstigere Richtung zu nehmen. Man mafs einigemal die Strömung der
S e e , eine nöthige Vorsichtsmafsregel, da wi r der Küste so nahe steuerten;
grofse S e evög e l , Möven oder Petrelle umschwebten uns einzeln,
ohne dafs wi r jedoch einen davon hätten schiefsen können , dabey
umschwammen Physalien unser Schiff; fliegende Fische flohen vor uns,
und grofse Cetaceen bliesen ihren Wasserstrahl in die Luft.
Am 8ten gegen Mittag hatten wi r wieder die Ansicht der brasilischen
Küste in der Gegend der Bahia de todos os Santos, Sie zeigte
uns hohe schön geformte Gebürge, über denen dichte Wolkenschichten
gelagert waren. Man sah Strichregen auf sie herabfallen, so wie auch
wir in See noch beständig abwechselnd Sturm, Regen und ungünstigen
Wind hatten. Da wir Abends den Wind immer von der Küste her zu
erwarten hatten, so segelten wir am Tage nach derselben hin; und da
jener nie eintrat, bey Nacht immer wieder in die hohe S e e ; auf diese
Art hatten wir fast beständig den Anblick der Küste. Am loten ward
das Wet ter schön und der Wind günstig. Wi r waren die gefährlichen
Fels-Inseln der Abrolhos (Oeffne die Augen, ahra os olhos) vorbey
geschifft, und konnten jetzt die Richtung gerade auf Caho Frio nehmen.
Unter 2 2 ° 2 3 ' südlicher Breite beobachtete ich eine zweyte Art von
Seeblase (P/ry-Wis), die weit kleiner als die gewöhnliche Art ist, und
nichts rothes in ihrer Färbung hat; es ist ohne Zweifel die, welche
B o s c im zweyten Bande seiner Histoire naturelle des P^ers, Tab, 19
abgebildet hat. Dieses Thier fand sich in grofser Menge. Die Hitze
wurde jetzt am Mittage in dieser Region des Meeres immer drückender ;
von einer Tasse Thee gerieth man sogleich in starke Transpiration.
Dagegen waren die Nächte bey hellem Mondschein und dem Glanz der
Sterne, welche vorzüglich hell und heiter strahlten, von angenehmer
Temperatur. Die Anzeigen des nahen Landes nahmen nun immer mehr
zu: Fucus, Pflanzen, Holz und dergleichen zeigten sich in Meng e , bis
wir am Nachmittage des i4ten die Küste wieder erblickten und deutlich
vor uns das Vorgebürge Cabo Frio mit einer kleinen vorliegenden
Felsen-Insel erkannten. Laut und lebhaft äufserte sich die allgemeine
Freude ; denn wir waren heute seit unserer Einschiffung zu Gravesend
an der Themse schon 70 Tage in S e e , und hatten bis Rio de Janeiro
nur noch eine kurze Reise zu machen. Gegen Morgen umsegelte der
Janas mit günstigem frischem Winde Cabo Frio, und am i5ten July
waren wir im nahen Angesicht der Südküste von Brasilien, da das
Vorgebürge die Südküste von der Ostküste trennt. Der frische günstige