2 6 R e i s e nach Rio de Janeiro
ohne Interesse auf die jetzt in Ruhe versetzten hohen Masten des guten
SchiiFes zurücksehen, welches uns so sicher und nach so manchen
glücklich überstandenen Prüfung^en aus fernen Landen herüber geführt
hatte. Der Reisende, welcher auf dem unermefsHchen Ocean für eine
lange Zeit seine Heimath in einer solchen künstlichen Arche gefunden
hat, fühlt gegen sie eine gewisse Dankbarkeit, wenn er sie verlassen
soll, und dem rohen aber biederen Seemann, der so lange seine Stütze
w a r , wünscht er herzliches Lebewohl, und Glück zu den weiteren
Zügen auf jenem unsicheren trügerischen Elemente, dem er sein Leben
gewidmet hat.
IL
Aufenthalt in Rio de Janeiro,
Die Stadt und ihre Umgehungen. Die Indier zu S. Lourenzo. Anstalten
Reise ins Land.
zur
Rio de Janeiro, welches in der letzten Hälfte des siebenzehnten
Jahrhunderts nur 25oo Einwohner mit etwa 600 Soldaten zählte (*),
hat sich nun zum Range einer der ersten Städte der neuen Welt
erhoben. Da man schon mehrere Schilderungen dieser Hauptstadt
besitzt, so würde es unnütze Wiederholung seyn,. wenn ich mich auf
eine förmliche Beschreibung derselben einlassen wollte. BARROW, der
angenehme Reisebeschreibergal, eine ziemlich anschauHche Idee'von
ihr; man findet aber jetzt die Ansicht im Ganzen sehr verändert, da
mit dem Könige beynahe 20000 Europäer aus Portugal einwanderten,
welches die natürliche Folge hatte, dafs nun brasilianische Gebräuche
den europäischen weichen mufsten. Verbesserungen aller Art wurden
m der Hauptstadt vorgenommen: sie verlor viel von ihrer Originalität,
und ward hierdurch europäischen Städten ähnlicher. Freylich befremdete
es den neuen Ankömmling, unter den zahlreichen, in den Strafsen
(*) ^ov-cii^.YS History of Brazil Vo. II. p.